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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 14.10.2024Neue Erwerbungen der Hamburger KunsthalleHamburg war in seiner Geschichte bekanntlich nie eine Residenzstadt, und so ist auch der stolze Bestand seiner Kunsthalle bis heute voll und ganz Ergebnis bürgerschaftlichen Engagements. Als wichtigste Phase des Sammlungsaufbaus gilt gemeinhin die Direktorenzeit Alfred Lichtwarks zwischen 1886 und 1914, aber auch unter seinem Nachfolger Gustav Pauli blieb man in Hamburg am Puls der Zeit und sammelte trotz widriger ökonomischer Verhältnisse nicht nur weiter fleißig französische und deutsche Impressionisten, sondern öffnete sich früh auch für die neuesten Wellen der ästhetischen Moderne wie den noch sehr umkämpften Expressionismus. Stolz kann der Hamburgische Correspondent am 14. Oktober 1924 gleich eine ganze Reihe namhafter Neuanschaffungen für die Kunsthalle vermelden. Das Gemälde Paul Cézannes von der Seine „Am Quai de Bercy“ etwa ist dort noch heute zu besichtigen. Andere Erwerbungen wie etwa Oskar Kokoschkas berühmte „Windsbraut“ gingen der Hansestadt hingegen während der Nazi-Herrschaft verloren, wobei man Karl Hofers „Freundinnen“, von denen auch die Rede ist, 1947 glücklicherweise wieder zu erwerben vermochte. Am Glockengießerwall umgesehen hat sich für uns Frank Riede.
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Folge vom 13.10.2024Manfred Georg(e) wider die KriegsnostalgikerWer Auf den Tag genau bereits in Berliner Zeiten gehört hat, dem wird Manfred Georg, manchmal auch als Manfred George firmierend, ein Begriff sein. Als meinungsfreudiger Theaterkritiker wie als feinnervig-wortgewaltiger Gesellschaftsanalyst vor allem für die Berliner Volks-Zeitung war er häufig in unserem Programm zu Gast, und auch sein heutiger Beitrag aus dem Hamburger Echo vom 13. Oktober 1924 lässt an Wahrheit und Klarheit nichts zu wünschen übrig. Mit ungeschönten Worten erinnert Georg an die Schrecken des noch nicht lange zurückliegenden Weltkrieges und stemmt sich in seinem Text energisch gegen die revanchistischen Planer und Prediger eines deutschen Rachefeldzuges. Unterstützung holt er sich dabei von zwei bildenden Künstlern: Otto Dix und Willibald Krain. Wie er das tut, weiß Rosa Leu.
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Folge vom 12.10.2024Die deutsche RegierungskriseWer hat die größten Vorteile bei einer Neuwahl? Was kann man den Parteien, die Angst vor einer Neuwahl haben, politisch abringen? Wie lässt sich ein Keil zwischen kooperierende Parteien treiben? Alles Fragen, die die politische Landschaft der Weimarer Republik in der Krise des zweiten Kabinetts Marx prägten. Die Koalition aus Zentrum, Deutscher Volkspartei und Deutscher Demokratischer Partei stand im Herbst 1924 vor dem aus. Wie das liberale Hamburger Fremdenblatt vom 12. Oktober auf die Ränkespiele auf Reichsebene blickte, erfahren wir von Frank Riede.
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Folge vom 11.10.2024Wir haben abgetrieben! - der Kampf gegen §218Als am 6. Juni 1971 der Stern titelte „Wir haben abgetrieben!“ und sich in dem Artikel 374 teilweise prominente Frauen zu dieser Straftat laut Paragraph 218 bekannten, brachte es dieses tabuisierte Thema ins Bewusstsein, in den politischen Diskurs und prägte und befeuerte die feministische Bewegung. Organisiert war die Kampagne von Alice Schwarzer nach dem Vorbild einer ähnlichen Aktion in Frankreich. Der Kampf gegen den Paragraphen 218 ist natürlich viel älter und so erfahren wir heute in unserem Podcast vom Prozess gegen den Apotheker Heiser, der für die Durchführung von Abtreibungen vor Gericht landete. Der Hamburger Echo vom 11. Oktober 1924 ergreift deutlich Partei für den Angeklagten und schildert dessen Kampf gegen den Paragraphen, der darin bestand, diesen Prozess, der auf einer Selbstanzeige Heisers basierte, öffentlichkeitswirksam zu führen, indem er 400 seiner Klientinnen zu dem mutigen Schritt bewegen konnte, dass sie sich öffentlich zu ihrer Abtreibung bekannten und damit potentiell ebenfalls auf der Anklagebank landeten. Rosa Leu kennt die Details zu diesem weitgehend vergessenen Prozess und zur politischen Debatte rund um den Paragraphen 218 in Weimar.