Mit seinem neuesten Album begibt sich Zach Condon auf eine Zirkusmusik-Odyssee – und bringt unter anderem ein Einhorn davon mit "nach Hause". Kaum anderthalb Jahre nach dem vierfach beim radioeins-Soundcheck als "Hit!" bewerteten und zu unserem Album der Woche gekürten "Hadsel" veröffentlicht Beirut-Mastermind Zach Condon morgen bereits sein nächstes ambitioniertes Werk: "A Study Of Losses" ist kein "gewöhnliches" Beirut-Album, falls es so etwas überhaupt gibt, sondern eine Auftragsarbeit, die zur musikalischen Untermalung der gleichnamigen akrobatischen Bühnen-Show des schwedischen Zirkus "Kompani Giraff" dienen wird.
Damit arbeitet der in Berlin lebende Condon auch gleich noch quasi ein altes Trauma auf: "Ich wurde jahrelang in eine Schublade gesteckt, in der ich ein skurriles Zirkuskind war, umgeben von sepiafarbenen Bildern von Groschenromanen und vielleicht Löwendompteuren mit Schnurrbärten. Es hätte nicht weiter davon entfernt sein können, wie ich mir die Musik vorstellte, die ich machte. Es ist also eine Ironie, dass ich das Projekt von Kompani Giraff so verlockend fand."
Inspiriert wurden die Songs, die übrigens auch ohne Stars in der Manege hervorragend wirken, vom Roman "Verzeichnis einiger Verluste" der deutschen Autorin Judith Schalansky; das Stück "Guericke's Unicorn" bezieht sich obendrein auf die vor über 300 Jahren vom Naturforscher Otto von Guericke hergestellte angebliche fossile Rekonstruktion jenes Fabelwesens, die in Wirklichkeit aus den Knochen verschiedener Tiere wie Wollhaarmammut und Narwal geschaffen wurde und den Musiker seit Langem faszinierte.
Mehr erfahren wir von Zach Condon selbst, denn er ist unser dieswöchiger Lokalmatador.

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Folge vom 17.04.2025Beirut
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Folge vom 16.04.2025Tara Nome DoyleKonzeptalben sind eine feine, oft spannende Sache, machen aber auch eine Menge Arbeit. Das weiß Tara Nome Doyle nur zu gut, waren die ersten beiden Langspieler der in Berlin geborenen und lebenden Musikerin mit norwegisch-irischen Eltern doch ausgezeichnete Vertreter dieser Gattung. Auf "Alchemy" verhandelte sie 2020 die vier Phasen der vormodernen Naturphilosophie, der Nachfolger "Værmin" widmete zwei Jahre später jeden Song einem andern Kriechtier. Bei allem Aufwand kann ein übergeordnetes Thema aber auch Orientierung geben, eine gewisse Sicherheit. Diese gab die Künstlerin für die Arbeit an ihrem kürzlich erschienenen dritten Album "Ekko" nun auf und gewährte den neuen Songs quasi inhaltliche Freiheit. Dabei schlich sich unbewusst offenbar aber doch eine gewisse Grundidee ein, wenn auch in verschiedenen Formen: die der Selbstreflexion. Nicht umsonst trägt Tara auf dem Coverfoto einen "Muschelkopfhörer", in Anspielung darauf, dass es heißt, man könne das Meeresrauschen hören, wenn man sich eine Muschel ans Ohr hält – man aber tatsächlich eine Mischung aus gedämpften Umgebungsgeräuschen und dem Rauschen des eigenen Blutes wahrnimmt. Für die musikalische Umsetzung solcher und ähnlicher Gedankenspiele ist der Sound der Berlinerin zwischen Folk und Kammer-Pop bestens geeignet: Eingeleitet von einer geisterhaft-verhallten, außerweltlich wirkenden Stimme und perlenden Pianotönen, zu denen sich bald dezent an- und abschwellende Streicher gesellen, begibt sich Tara Nome Doyle auf eine "Reise in die Ferne, wo Neues wartet, und ins Innere, wo Altes wütet."
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Folge vom 16.04.2025CATT"Ich bin als Mensch und als Musikerin durch viel Veränderung gegangen", erklärt die Musikerin CATT die Thematik ihres immer noch aktuellen 2023er Albums, das mit "Change" betitelt ist. Jetzt steht eine neue Tour und mit "A Different Life" ein neues Album an. Am 19. Mai spielt CATT im Festsaal Kreuzberg. Max Spallek spricht mit CATT über ihre musikalische Reise, ihre neuesten Songs und wie sie sich selbst Instrumente beigebracht hat.
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Folge vom 15.04.2025YaneqJan Kage muss sehr tolerante Nachbarn (oder die eigenen vier Wände gut schallisoliert) haben, entstand doch ein Teil der Lieder seines neuen Albums "nachts in der Kreuzberger Wohnung auf Schlagzeug, Klavier, Kinderinstrumenten und Küchenutensilien", während der Rest "zurückgezogen in der Brandenburger Provinz" komponiert wurde. Vielleicht aber sind die anderen Mieter mittlerweile einfach nachvollziehbarer Weise auch zu Fans des lässigen, jedoch nicht gleichgültigen Rappers geworden, der unter seinem Künstlernamen Yaneq seit über 20 Jahren musikalisch wie textlich originelle, interessante Musik veröffentlicht. Dass dabei von ihm bislang "nur" drei Alben, ebenso viele Singles und ein Mixtape als Teil des Pflegerlounge-Kollektivs erschienen sind, liegt sicher auch daran, dass er "nebenbei" nicht nur Bücher veröffentlicht, sondern auch in den bildenden Künsten aktiv ist, Partyreihen veranstaltete, den Kunstraum "Schau Fenster" in Kreuzberg betreibt und eine wöchentliche Radiosendung moderiert. Zum Glück findet der 52-jährige "Renaissane Man" aber zwischendurch auch immer mal wieder Zeit, Musik zu machen. Und so ist vor wenigen Tagen sein viertes Album "Reime und lose Gedanken" erschienen, wieder einmal ein Füllhorn an Wortwitz und smarten Texten sowie feinen Beats. Ein paar Tracks davon werden wir heute Abend auf der kleinen Bühne im studioeins live erleben, nachdem Yaneq im Interview Frage und Antwort gestanden hat.