
Comedy & KabarettWirtschaft
Nur für Gewinner Folgen
Der satirische Wirtschaftspodcast mit Chin Meyer und Timo Wopp. Jede Woche machen die beiden Kabarettisten sich auf die Suche nach aktuellen Gewinnern. Dabei befinden sie sich nicht nur im Wettbewerb mit dem Kapitalismus-Wahn, sondern auch miteinander. Ihr Motto: Neoliberal ist, wenn man trotzdem lacht – und zwar höhnisch! Eigentlich hätte alles so schön sein können: Timo Wopp und Chin Meyer sind männlich, weiß, heterosexuell und gebildet – kurz: Gewinner! Jedenfalls bis neulich. Doch seit neuestem sind alte, weiße Männer nicht mehr die „It-Girls“ des Kapitalismus – sie stehen mit dem Rücken zur Wand ihrer Einfamilienhäuser und kämpfen gegen den Verlust ihrer Bedeutung und ihrer steueroptimierten Gewinne. Meyer und Wopp pilgern durch die Untiefen der Wirtschaftswelt, immer auf der Suche nach dem „Gewinner-Gen“. Dabei stehen sie trotz vorgespielter Gemeinsamkeit in scharfer Konkurrenz, denn mit dem Gewinnen ist es wie bei „Highlander“: Es kann nur einen geben! Chin: www.chin-meyer.de Timo: www.timowopp.de
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Folge vom 25.05.2022Ep. 45 - Superreiche PrepperDie Oberen 10.000 bauen sich Prepper-Dörfer, um der Apokalypse zu entkommen, und die beiden Wirtschaftsweisen fragen sich: wie schaffen wir´s dahin? Denn Armut hat viel Gesichter, und die will man sich weiß Gott nicht länger anschauen müssen. Armut müffelt, Armut ist laut, Armut nervt. Doch zum Glück legt Chin Meyer mal wieder die richtigen Finanzprodukte auf, um sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, den der Kapitalismus angerichtet hat. Und so werden die beiden sich bereits in naher Zukunft als global agierende Dorfwucherer versuchen oder zusammen mit Frank Thelen gepanzerte Flugtaxen entwicklen, damit sich die Posh-Prepper gegenseitig in ihren neuen Burgen des Feudalismus besuchen können. Eher wird die Welt untergehen, als dass der Kapitalismus scheitert. Mit dieser beruhigenden Gewissheit gewappnet gilt es jetzt, mutig die Zukunft zu gestalten, auch wenn nur wenig in der Lage sein werden, ihren Arsch retten zu können. Denn eines ist klar: Der kleine Trompeter scheut den Nebel ums Einhorn nicht. In diesem Sinne: Lorem Ipsum.
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Folge vom 18.05.2022Ep. 44 - Die windige Wunderwelt der WirtschaftBeide sitzen auf gepackten Koffern. Beide wollen sich das Elend in ihren Heimatorten München und Berlin nicht länger mit ansehen. Beide wollen eigentlich schnellstmöglich übersiedeln auf die Inseln der Glückseligen. Denn in der Nähe von Kitzbühel und in Neuseeland entstehen gerade riesige Prepper-Dörfer für die Oberen 10.000. Ach was reden wir, für die Oberen Drei. Autarke Luxusdörfer mit riesigen Villen, Wellness-Bunkern sowie autonomer Energie- und Wasserversorgung als Zufluchtsorte der Superreichen. Sobald sich nämlich die Apokalypse in Gang gesetzt hat, wollen sich die Peter Thiels dieser Welt gepflegt absetzen, um ihren Lebensabend in den neuen Burgen des Feudalismus zu verbringen und sich dabei autistisch ins Fäustchen zu lassen. Alles nach dem Motto: eher geht die Welt unter, als dass der Kapitalismus scheitert. Und für die beiden Protagonisten soll es in dieser Folge eigentlich nur darum gehen, in welches Dörfchen die Reise gehen soll. Doch dazu kommen sie nicht, weil sie mal wieder auf dem Weg dahin über die Probleme des kleinen Mannes stolpern: bitcoinbasierte Geldwäsche in der Zentralafrikanischen Republik, Saudi Aramca überholt Apple und wird zum teuersten Unternehmen der Welt, Lionel Messi wird Tourismusbotschafter Saudi Arabiens, der neue Finanzchef von Moderna übt sich in Verzicht und kassiert für zwei Arbeitstage ledglich 700.000 USD, ein Stable Coin stürzt ab und reist alle anderen mit… und, und, und, und, und. Man könnte auch sagen: Wunder über Wunder in einer wunderlichen Wirtschaftswelt. Aber zum Glück gibt es ja den Wunderstab aus dem Kliemannsland. Nicht ganz günstig, dafür löst er aber auch alle Probleme. Die Arche Noah für Ultra-Reiche muss also noch warten. Es gibt einfach noch zu viel zu tun.
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Folge vom 11.05.2022Ep. 43 - Die Höhle der MöwenWenn selbst die Rüstungsindustrie sich als nachhaltig und woke bezeichnet, ist der Siegeszug des Neoliberalismus nicht mehr aufzuhalten. Denn längst ist zusammengewachsen, was zusammen gehört: Kapitalismus und politische Linke. NO BORDERS ist eben für beide Seiten geil, weil Grenzen sowohl investitions- als auch integrationsfeindlich sind. Und so wird der elektrobetriebene, in Regenbogenfarben geschmückte Leopard II schon bald zur Normalität gehören und der CSD in Schöneberg nicht mehr von Militärparaden in Moskau zum 9. Mai zu unterscheiden sein. Es geht eben im neuen Neokapitalismus um das Gefühl hinter den Dingen, und das ist dynamisch, frei, flexibel, kreativ, mobil und vor allem spontan. Einfach mal machen! Oder besser noch, machen lassen. Egal wie dilettantisch. DIY (DO IT YOURSELF), selbst wenn's hauptsächlich andere für dich erledigen. Willkommen im globalen Kliemannsland! Sollte es dann in die Hose gehen, trägt man zwar die Verantwortung, aber ist an nichts schuld. Denn darauf wurden gute, woke Neoliberalisten Dank fleißiger Vorgängergenerationen jahrzehntelang trainiert: aus dem Wort verantwortlich kann man immer getrost die Bestandteile „Antwort“ und „ich“ streichen. Bloß keine echten Antworten geben, damit das eigene ICH nicht belastet wird. Das einzige Problem: aufgrund der aktuellen Lieferengpässe wird Bier immer teurer, sodass man sich die neue Realität nicht mehr so leicht schönsaufen kann. Na prost Mahlzeit!
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Folge vom 04.05.2022Ep. 42 - Der moralische KompassDie Folge hätte genauso gut heißen können „Tönnies yes, yes, yes…“ oder „Patrick KiKs Ass“, aber die Redaktion hat sich für die konservative Variante entschieden. So what?! Also: Was haben der sympathische Textil-Discounter KiK und die Kirche gemeinsam? Beide kennen sich mit der Ausbeutung von Kindern bestens aus. Und so ist es auch nur konsequent, dass eines der seltenen Interviews von Kik-CEO Patrick Zahn ausgerecht in der ZEIT-Beilage Christ und Welt erschienen ist. Auf die Frage, ob er einen ethischen Grundsatz hätte, antwortet Zahn, dass er mit gutem Gewissen ins Bett gehen wolle. Und dass ist doch mehr als nur schön, dass der Patrick das kann. Denn wie schon so oft in diesem Podcast gepredigt, geht es im Neoliberalismus doch schließlich um das Gefühl hinter den Dingen und nicht darum, ob man Fabrikarbeitern in Bangladesch oder Pakistan einen existenzsichernden Lohn zahlt. Was der Patrick im übrigen ja gerne tun würde, nur sind ihm die Hände gebunden, weil ihm die Fabriken ja nicht gehörten und er deswegen leider so gut wie keinen Einfluss auf die Löhne hätte. Er ist offensichtlich nur Opfer der örtlichen Tarifparteien, und die Täter-Opfer-Umkehr ist ja bekanntlich eines der wichtigsten Grundprinzipien in der neoliberalen Welt. Umso glücklicher kann man sich als Wirtschaftspodcast schätzen, dass dieses Prinzip offensichtlich auch endlich bei deutschen Intellektuellen Einzug erhalten hat, und in einem offenen Brief an den Bundes-Olaf hervorragend umgesetzt wurde. Schließlich wollen ja auch die Schlauen abends beruhigend ins Bett gehen können. Genau wie Clemens Tönnies, dem sympathischen Fleischproduzenten aus Rheda-Wiedenbrück. Aber wie man mit ein bisschen Re-Framing aus dem vermeintlichen Loser einen echten Winner macht, ist für die beiden Wirtschafts-Hallodris nur eine kleine Fingerübung. Wem dabei der moralische Kompass verloren geht, muss sich nicht sorgen. Denn schließlich weiß Google ja immer, wo genau wir gerade stehen. Nachti, Nachti… Herr Zahn! Und liebe Alice, dir auch!