So spannend wurde Wissenschaftsgeschichte vielleicht noch nie geschrieben. In „Das blinde Licht“ erzählt der chilenische Autor Benjamín Labatut von deutschen Naturwissenschaftlern, deren Entdeckungen bahnbrechend waren, die aber auch viele Menschen – zumal nicht selten sich selbst – ins Unglück gestürzt haben.
In vier großen Kapiteln, in denen sich naturwissenschaftlicher Sachverstand und literarische Essayistik brillant verbinden, erzählt Benjamín Labatut von den Physikern Werner Heisenberg und Karl Schwarzschild, dem Mathematiker Alexander Grothendieck und dem Chemiker Fritz Haber.
Die flämische Autorin Charlotte Van den Broeck, die selbst unlängst mit dem hervorragenden Essayband „Wagnisse“ über gescheiterte Architekten hervorgetreten ist, hat Labatuts Buch kürzlich gelesen und kann es „von Herzen empfehlen“, wie sie sagt. Denn es gelingt Benjamín Labatut, „meisterlich, die Grenze zwischen Wahnsinn und Wissenschaft“ auszuloten.
Lesetipp von der Autorin Charlotte Van den Broeck.
Aus dem Spanischen von Thomas Brovot
Suhrkamp Verlag, 187 Seiten, 22 Euro
ISBN: 978-3-518-42922-8
Kultur & Gesellschaft
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857 Folgen
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Folge vom 19.09.2021Benjamin Labatut – Das blinde Licht. Irrfahrten der Wissenschaft
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Folge vom 17.09.2021Helen Macdonald - AbendflügePoetische Essays, die eine Fülle von Wissen über die Wunder der Natur vermitteln - und ein eindringlicher Appell, unser Verhalten zu überdenken, damit die Natur bewahrt bleibt. Rezension von Margrit Irgang. aus dem Englischen von Ulrike Kretschmer Hanser Verlag, 352 Seiten, 24 Euro ISBN 978-3-44626-930-9
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Folge vom 16.09.2021Hans von Trotha - Pollaks ArmLudwig Pollak ist einer der großen Archäologen des 20. Jahrhunderts. Er ist aber auch ein Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Rom. Hans von Trothas neuer Roman "Pollaks Arm" verbindet die beiden Themen: Im Herbst 1943 soll Pollak Asyl im Vatikan erhalten. Doch statt seinem Retter zu folgen, gibt Pollak ihm seine Lebensgeschichte als Vermächtnis mit auf den Weg. Rezension von Christoph Schmälzle. Verlag Klaus Wagenbach, 2021, 144 Seiten, 18 Euro ISBN 978-3-80311-359-7
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Folge vom 15.09.2021Thomas Chatterton Williams - Selbstporträt in Schwarz und Weiß. Unlearning Race"Selbstporträt in Schwarz und Weiß" ist ein autobiographisch angelegter Essay des Schriftstellers Thomas Chatterton Williams über seinen Versuch, als Sohn eines Schwarzen und einer weißen Mutter den Festlegungen durch Kollektive zu entfliehen. "Können Schwarze sich ihrem Schwarzsein entziehen, wenn sie in einer durch race geprägten Gesellschaft leben?" fragt Williams. Er reflektiert über die Selbstidentifikation als "Rasse", die sich als Akt politischer Selbstverteidigung gegen weiße Rassisten versteht, aber damit selbst rassistische Stereotypen reproduziert. Rezension von Ingo Zander. Aus dem Englischen von Dominik Fehrmann Edition Tiamat, 184 Seiten, 24 Euro ISBN 978-3-89320-270-6