Er war Punk und hat mit Nazis geredet, ging als Pazifist zur Bundeswehr und wollte Lehrer werden, obwohl er die Schule als Zwangssystem erlebt hat – Widersprüche ziehen Aladin El-Mafaalani an. Als Soziologe hat der Sohn syrischer Einwanderer eine steile Karriere gemacht: „Ich habe Fragen gestellt, die andere nicht gestellt haben.“ Dass Integration zu mehr Streit führt, davon ist El-Mafaalani überzeugt – und auch, dass unsere Gesellschaft auf Rassismus beruht. Doch statt Empörung bräuchte es beim Thema Rassismus mehr Sensibilität, etwa bei der Frage ‚Woher kommst du‘: „Wir reden andauernd über unsere Herkunft, es muss nur im richtigen Kontext sein. So wie wir alle mal über Sex sprechen.“

Kultur & Gesellschaft
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Wir sprechen jede Woche mit Zeitgenossen, die auf einen besonderen Lebensweg zurückblicken: Sie sind Aktivist*innen, Künstler*innen oder Forscher*innen. Sie haben Zeitgeschichte erlebt und geprägt – und sie haben viel zu erzählen. Zur ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-zeitgenossen/8758618/
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Folge vom 15.08.2023Aladin El-Mafaalani: „Für mich war es eine geile Strategie, das zu machen, was ich Scheiße fand.“
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Folge vom 29.07.2023Mareice Kaiser: „Ich hasse, wie wir als Gesellschaft mit Geld umgehen“Wie viel Geld ist genug? Wie viel Geld macht glücklich? Und warum sind wir nicht alle Fußbodenheizende? Vermögen, Einkommen und Chancen sind in Deutschland ungleich verteilt: Die einen leben mit einer ständigen Mangelerfahrung, die anderen in der schönen Welt des Luxus. Mareice Kaiser hat Wohlhabende und Armutsbetroffene gefragt, was sie mit Geld machen und was Geld mit ihnen macht – und antwortet auch mit ihrer eigenen Biografie: kein Studium, weil das Geld fehlte, heute ist sie eine erfolgreiche Autorin. Was können wir tun, damit soziale Ungleichheit nicht weiter begünstigt wird?
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Folge vom 22.07.2023Johanna Jackie Baier: „Transsexualität ist manchmal wie ein Messer im Bauch“„Ich bin transsexuell“. Erklärt die Berliner Fotografin und Filmemacherin Johanna Jackie Baier schon lange öffentlich. Auch in ihrem Werk ist Transsexualität zentral – zum Beispiel in „House of Shame“, der Doku über eine Legende der queeren Szene. Oder im Film über die transsexuelle Prostituierte „Julia“, hochbegabt und exzentrisch, die sich keiner gesellschaftlichen Konvention unterwerfen will. Gefilmt hat Johanna Jackie Baier in der Berliner Animierbar, in der sie einst gearbeitet und Gewalt gegen Transsexuelle auch selbst erfahren hat: „Ich bin mehrfach zusammengeschlagen worden“.
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Folge vom 11.07.2023Sophie von Bechtolsheim: „Geschichte kann erbarmungslos über Familien und Schicksale hinwegrollen.“Ein Buch brachte Sophie von Bechtolsheim ab von ihrer Arbeit als Mediatorin: Es verglich ihren Großvater, Claus Graf Schenk von Stauffenberg, mit islamistischen Attentätern. Empört schrieb die studierte Historikerin eine Entgegnung, die ein unverhoffter Erfolg wurde. Ein zweites Buch über die Last der NS-Verbrechen folgte. Nun hält sie Vorträge und wird zu Lesungen eingeladen. Wie ihre Familie die Geschichte ihrer Vorfahren weiterträgt und wie ihr Engagement für das Andenken an den 20. Juli 1944 immer weitere Kreise zieht, das erzählt Sophie von Bechtolsheim im Gespräch mit Rainer Volk.