Die Reichelt-Affäre bei Axel Springer nimmt kein Ende: Die "Financial Times" hat in dieser Woche einen Bericht vorgelegt, die Springer-Chef Mathias Döpfner und die Führungsetage des Hauses schwer belasten. Wie die FT-Journalisten Erika Solomon und Olaf Storbeck berichten, sollen die Verfehlungen von Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt intern schon früher bekannt gewesen sein als bislang angenommen. Der Vorstand soll versucht haben, Affären und Machtmissbrauch Reichelts zu decken, statt sie aufzuklären. Reichelt soll sogar Informationen über die laufenden Untersuchungen zugespielt bekommen haben, sodass er Zeugen identifizieren konnte, die eigentlich anonym bleiben sollten.
Springer-Chef Döpfner witterte offenbar eine Kampagne gegen das Verlagshaus. Er soll eine Kanzlei engagiert haben, um gegen angebliche Verschwörer zu ermitteln. Julian Reichelt habe, so zeigen die Recherchen, eigens eine Liste mit Personen zusammengestellt, die ihm und dem Springer-Verlag schaden wollten: Der Satiriker Jan Böhmermann soll darauf ebenso gestanden haben wie Ex-Bild-Chef Kai Diekmann.
Im Podcast mit Holger Klein erzählt FT-Korrespondent Olaf Storbeck, warum es beim Springer-Vorstand trotz aller Enthüllungen "immer noch nicht knallt", weshalb er sogar Verständnis dafür habe, dass Döpfner eine Verschwörung gegen sein Haus witterte und warum all das vermutlich keine strafrechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen wird.
Folgen von Übermedien
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Folge vom 11.02.2022Holger ruft an ... wegen Mathias Döpfner
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Folge vom 05.02.2022Holger ruft an ... wegen Gewalt gegen Journalist*innenAnfeindungen und auch körperliche Übergriffe sind inzwischen traurige Normalität geworden für viele Journalist*innen, die von Demonstrationen berichten, die sich gegen die Corona-Maßnahmen wenden. "Haut ab!"- und „Lügenpresse“-Rufe sind noch die harmloseren Ausfälle gegenüber Pressevertreter*innen – Sophia Maier kennt das aus eigener Erfahrung. Seit knapp zwei Jahren ist die „Stern TV“-Reporterin regelmäßig bei Demos unterwegs. Die Bedingungen, unter denen sie dort arbeitet, haben sich stetig verschlechtert. Um trotz der Drohungen und Einschüchterungen ihren Job machen zu können, wird sie von einem Sicherheitsdienst begleitet. Allein will sie sich den unberechenbaren Situationen nicht mehr aussetzen. Im Podcast mit Holger Klein erzählt Sophia Maier, warum sie trotzdem weiter von Demos berichtet, weshalb sie sich von der Polizei nicht hinreichend geschützt fühlt und was Medienhäuser tun sollten, um ihre Mitarbeiter*innen zu unterstützen.
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Folge vom 29.01.2022Holger ruft an ... wegen Türkei und Pressefreiheit12.300 Euro und 1.000 Euro Verfahrenskosten, so viel soll die Türkei dem Journalisten Deniz Yücel zahlen. Das hat in dieser Woche der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden. Die Summe soll Yücel dafür entschädigen, dass er von Februar 2017 an ein Jahr lang in der Türkei im Gefängnis sitzen musste. Vier Jahre nach seiner Entlassung ist die Freude des gebürtigen Flörsheimers über das Urteil getrübt. Ihn wurmt es, dass das Gericht kein politisches Motiv für seine Inhaftierung feststellen wollte. Und er sorgt sich um die Journalist*innen, Kulturschaffenden und Politiker*innen, die anders als er noch immer in Haft sind — in dem Land, das auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 153 von 180 steht. Mit Holger Klein spricht Deniz Yücel diese Woche über seine Arbeit, seine Haft und die Zeit danach. Der Korrespondent der „Welt“ und Präsident des deutschen PEN-Zentrums erläutert, warum das Urteil des Menschenrechtsgerichtshofs eigentlich auch ein Erfolg für die Türkei ist, warum der türkische Präsident Erdogan seiner Ansicht nach wie ein Gangster tickt und warum es in der Türkei fast keine freien Medien mehr gibt.
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Folge vom 21.01.2022Holger ruft an ... wegen KasachstanBei den Tumulten in Kasachstan zu Beginn des neuen Jahres, hatten Nachrichtenredaktionen ein Problem: Sie kamen nur schwer an verlässliche Informationen. Das Internet in Kasachstan blockiert, unabhängige Medien unterdrückt und kaum Auslandskorrespondent*innen vor Ort, die die Lage einschätzen könnten. Händeringend suchen Newsrooms - auch deutsche - nach Berichterstatter*innen im Land. Das ist diese Woche Thema im Podcast. Holger Klein spricht mit Christian-Zsolt Varga, Redakteur bei n-ost. Das internationale Journalistennetzwerk setzt sich für stärkeren Auslandsjournalismus ein und hat aktuell das "Kazakhstan Helpdesk" initiert, um Journalist*innen dabei zu helfen an unabhängige Informationen zu kommen. Varga erklärt, warum Länder wie Kasachstan so genannte „Blindspots“ sind, was sich bei der Auslandsberichterstattung ändern muss und welche Rolle dabei die grenzüberschreitende Vernetzung der Redaktionen spielt.