NachrichtenKultur & Gesellschaft
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Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 15.06.2022Goethe und Lotte in WetzlarWas Romeo und Julia für die englische, Dante und Beatrice für die italienische und Penelope und Odysseus für die griechische, das wohl sind Lotte und Werther für die deutsche Literatur: ihr berühmtestes Liebespaar. In seinem den ‘Leiden‘ des männlichen Protagonisten gewidmeten Briefroman verarbeitete der junge Johann Wolfgang Goethe bekanntlich nicht nur seine eigene platonisch gebliebene Liebe zu der bereits anderweitig verlobten Charlotte Buff, sondern auch den Suizid seines liebeskranken Freundes Karl Wilhelm Jerusalem, die sich beide im Jahr 1922 zum einhundertfünfzigsten Mal jährten. Die Stadt Wetzlar, Ort der biographischen wie der literarischen Handlung, ließ sich dieses Jubiläum genauso wenig entgehen wie die Berliner Morgenpost, die eigens anreiste und in ihrer Ausgabe vom 15. Juni von den ‘Originalschauplätzen‘ berichtete. Diesem Lokaltermin angeschlossen hat sich für uns Frank Riede.
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Folge vom 14.06.2022Künstliche Inseln im OzeanManche irre Idee größenwahnsinniger US-Milliardäre stammt ihrem Ursprung nach gar nicht von diesen, sondern ist bisweilen viel älter. Über künstliche Inseln im Ozean etwa, entnehmen wir der B.Z. am Mittag vom 14. Juni 1922, wurde auch schon vor einhundert Jahren nachgedacht, und das durchaus ernsthaft. Anders als in aktuellen Plänen ging es bei dem damaligen Konzept indes nicht darum, offshore Steueroasen für Superreiche zu errichten und in diesen mit neuartigen, mutmaßlich ultralibertären Regierungsformen zu experimentieren. Vielmehr waren es seinerzeit Fragen des Weltverkehrs zu Wasser und in der Luft, die die Phantasie der Ingenieure in diese Richtung lenkte. Mit ihnen buchstäblich vor Anker geht für uns Paula Leu.
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Folge vom 13.06.2022Die Jahreszeit der BowlenSie ist nicht tot zu kriegen: Wenn die Temperaturen steigen, die Blusen luftiger und die verbeulten Leinenhosen aus dem Schrank gekramt werden, um sich zu einem Gartenfest ausführen zu lassen, schlägt auch die Stunde der unvermeidlichen Bowle, der unschlagbaren Mischung aus Fruchtzucker und Alkohol, dem direktesten und zuverlässigsten Weg zum dicken Kopp schon zur Mittagszeit. Dass die heute zumeist dominierende simple Fruchtbowle diesbezüglich nicht das Ende aller sommerlichen bacchantischen Phantasie sein muss, lehrt indes unser heutiger Artikel aus dem Berliner Tageblatt vom 13. Juni 1922. Neben einigen interessanten Informationen zur Kulturgeschichte der Bowle wartet er mit einer Reihe origineller zeitgenössischer Rezepte auf, die nachgerade danach schreien, nachgemixt und nachgetrunken zu werden. Und die wie nebenbei belegen, dass die Übergänge zwischen Bowle und Cocktail nicht nur flüssig, sondern auch fließend sind. Frank Riede hat für uns gekostet.
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Folge vom 12.06.2022Blutige Auseinandersetzungen in KönigsbergOstpreußen galt während der gesamten Weimarer Jahre als Bastion der Republikfeinde, als Hochburg der Deutschnationalen. Kein Wunder, dass deren Galionsfiguren wie der putschende Generallandschaftsdirektor Kapp oder auch ‘Kriegsheld‘ Hindenburg sich gerne hier in den ‘fernen Osten‘ des Reiches zurückzogen, um von hier aus für ihren Feldzug gegen die junge deutsche Demokratie zu mobilisieren. An einem Sonntag im Juni 1922 war es anlässlich entsprechender monarchistischer Feierlichkeiten in Königsberg zu linken Gegenkundgebungen gekommen – die von der staatlichen Ordnungsmacht blutig aufgelöst wurden. Die Freiheit attestierte der Republik daraufhin Selbstverachtung und veranschaulicht in ihrem wütenden Bericht vom 12. Juni, dass die Gräben zwischen Unabhängigen und Sozialdemokraten noch immer sehr tief waren. Es liest Paula Leu.