NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 10.02.2022Auf dem Weg zum Irischen FreistaatDer 1922 schon lange und letztlich bis heute schwelende anglo-irische Konflikt hatte immer auch eine stark religiöse Seite: Die überwiegend katholischen Iren wehrten sich gegen die jahrhundertelange Fremdherrschaft der mehrheitlich protestantischen Engländer über ihre Insel und klammerten sich nach dem schleichenden Verlust ihrer alten keltischen Sprache zunehmend an dieses konfessionelle Distinktionsmerkmal. Die im Anglo-Irischen Vertrag von 1921 festgelegte Gründung eines eingeschränkt unabhängigen Irischen Freistaates war in den eigenen Reihen zwar höchst umstritten und sogar Anlass für einen fast einjährigen Bürgerkrieg, letztlich, wie wir heute wissen, aber doch ein Meilenstein auf dem Weg zur ersehnten Republik. Aus sehr strategischen Gründen hatte Deutschland bereits den irischen Osteraufstand 1916 mit Waffenlieferungen zu unterstützen versucht und begleitete danach auch alle weiteren Erhebungen gegen den eigenen Kriegsbezwinger England mit verbreiteter Sympathie. Dass dies, wenig verwunderlich, auch und ganz besonders für die Germania, das Zentralorgan der katholischen Zentrumspartei galt, belegt der folgende Artikel aus der Ausgabe vom 10. Februar 1922, den für uns Frank Riede liest.
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Folge vom 09.02.2022Ein neuer Patriarch in KonstantinopelDass im ersten Rom im Januar 1922 ein Papst gestorben war, dürfte im zweiten Rom im Februar 1922 keine besonders große Nachricht gewesen sein. In Istanbul alias Stambul alias Konstantinopel waren die Christen seit geraumer Zeit erstens in der Minderheit und zweitens bekanntlich noch viel länger schon von Rom ‘abgefallen‘, d.h. bereits seit der Spätantike nur ihrem Patriarchen als Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Konstantinopel, wie auch, als primus inter pares, des gesamten orthodoxen Christentums religiös Untertan. Auch dieser zweite wichtige christliche Thron – Duplizität der Ereignisse! – stand freilich gerade zur Neubesetzung an. Nach einigen Jahren der Sedisvakanz unterstützten die in der Stadt seit 1918 herrschenden westlichen, vor allem britischen Besatzungsmächte die Kandidatur des Kreters Meletios Metaxakis, weshalb der Artikel aus der Vossischen Zeitung vom 9.2. neben dessen Beziehungen nach Griechenland auch diplomatische Annäherungen an die anglikanische Kirche in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung rückt. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 08.02.2022Berlin, wie es streikt und lebtBerlin war am 8.2.1922 wegen eines Streikes nun schon einige Tage lang de facto ohne Strom, Gas und fließend Wasser. Alle Zeitungen lieferten entweder drastische Berichte über die verzweifelte Lage in den Krankenhäusern, in denen Operationen abgesagt wurden, weil es vor allem an sauberem Wasser und Beleuchtung fehlte, oder Impressionen aus der in Dunkelheit versunkenen Metropole. Wir bringen einen in letztere Kategorie gehörenden Stimmungsbericht aus der Berliner Volks-Zeitung. Für uns begibt sich Frank Riede auf den Weg in die Bibliothek, zu Wasserstellen und durch die Straßen, auf denen keine Elektrische fährt.
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Folge vom 07.02.2022Die verunglückte ArbeiteraktieManfred Krug kaufte Telekom-Aktien und viele Leute kauften mit. Der Boom an der Börse in den 90er Jahren führte bekanntlich spätesten mit dem Platzen der “New Economy-Blase” zu unzähligen um ihre Lebensersparnisse gebrachten Kleinanleger. Den Versuch über Belegschafts- oder Volksaktien breitere Bevölkerungsschichten an den Gewinnen der Wirtschaft zu beteiligen gab es freilich schon früher. Ludwig Erhardt förderte dies etwa in den 60ern. Aber auch schon 1922 wurden solche Kleinanleger-Modelle diskutiert und die Firma Krupp versuchte, Aktien an ihre langjährigen Arbeiter:innen zu verteilen, … also zu verkaufen. Einen Überblick über das Entstehen oder eben Nicht-Entstehen des Kleinanlegertums in Deutschland bietet die Berliner Volks-Zeitung am 7. Februar 1922. Paula Leu, die bei einem Börsengang von Auf den Tag genau garantiert Belegschaftsaktien bekommt, liest.