
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 22.11.2021Was ich brauche, nehme ich mir!Gerade erst lasen wir von der Geldentwertung im Zusammenhang mit den Kursstürzen der Mark an der Börse. Ganz regelmäßig ziehen sich, einer der zahlreichen roten Fäden dieses Podcasts, die Berichte über die bittere Armut, die unterhalb der glitzernden Oberfläche der Nachkriegsgesellschaft überall existierte, durch unser Textangebot. Im November und Dezember 1921 sorgten wiederholt Plünderungen von Geschäften in Berlins Mitte und in Neukölln zunächst für Großeinsätze der Schutzpolizei und dann für Schlagzeilen. Auch die Neue Zeit weiß am 22. November von Ansammlungen von teilweise hunderten Arbeitslosen zu berichten, die hauptsächlich Lebensmittel- und Bekleidungsgeschäften die Scheiben einschlugen, diese ausraubten und sich dann Verfolgungsjagden mit der Polizei lieferten. Paula Leu heftet sich für uns an ihre Fersen.
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Folge vom 21.11.2021Berlin, wie Heinrich Mann es siehtDer Bericht des Berliner Tageblatts vom 22. Februar 1921 über eine Lesung von Thomas Mann aus seinem frisch verfassten Zauberberg in einem Berliner Gymnasium zählt bis heute zu den meistgeklickten Episoden in diesem Podcast. Heute kann sein älterer Bruder Heinrich Mann es ihm nachtun und das sogar als Autor. In der B.Z. am Mittag vom 21. November 1921 erschien aus dessen Feder ein kleines aktuelles Städteporträt Berlins nach Weltkrieg und Revolution, in dem der Republikaner Heinrich Mann wohl die gewachsene Armut in der alten und neuen Hauptstadt registriert, zugleich allerdings eine ihm unbedingt sympathische Aufbruchsstimmung ausmacht. Verglichen mit den meisten anderen (auch hier gesendeten) Zeitdiagnosen seiner Zeitgenossen wartet Manns Text mit einem durchaus bemerkenswerten, auch politischen Optimismus auf. In diesem schwelgt für uns Frank Riede.
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Folge vom 20.11.2021Der letzte FriedhofsbesucherNichts ist bekanntlich so interessant wie die Zeitung von vor einhundert Jahren – das gilt auch und gerade für Feiertage. Manche Bräuche, haben wir in den vergangenen knapp zwei Jahren in diesem Podcast erfahren, begehen wir heute gerade so wie gestern. Vieles im Fest- und Gedenktagskalender hat sich indes auch jäh geändert, bis zur Unkenntlichkeit verwandelt, ist im Laufe eines Jahrhunderts verschwunden oder umgekehrt erst aufgepoppt, war unseren Vorfahren unbekannt. Der Totensonntag hat die Jahrzehnte überdauert, aber den meisten von uns bedeutet er (in Nicht-Pandemiejahren) doch kaum mehr als verkürzte Clubnächte und ausfallende Flohmärkte. Vor einhundert Jahren, entnehmen wir der Vossischen Zeitung vom 20. November 1921, war das noch ganz anders. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 19.11.2021Der Faschistenkongress von RomEine thematische Linie, die sich durch diesen Podcast zieht und zunehmend ziehen wird, ist der aufkommende Faschismus. Nachdem wir bereits die erste Reflexion über die Ursachen des Erfolges der italienischen Faschisten, auf die wir gestoßen waren, gesendet haben, wenden wir uns heute mit dem Vorwärts erneut nach Italien, dem Dritten Faschistenkongress in Rom zu. Diese vom 7. bis zum 10. November 1921 stattfindende Zusammenkunft der faschistischen Aktionsgruppen, den Fasci di combattimento, ist aus heutiger Sicht bedeutsam, weil die vielfältigen regionalen Gruppierungen dort eine Partei gründeten, den Partito Nazionale Fascista, kurz PNF, was nur möglich war, weil so manche Streiterei zwischen einzelnen Strömungen innerhalb der Fasci beigelegt wurde. Der Vorwärts schildert weniger die Themen des Kongresses, als vielmehr eindrücklich den explosiven Ausnahmezustand in Rom, in dem es stündlich zu neuen blutigen Ausschreitungen zwischen Arbeitern und Faschisten kommt. Aus diesem Pulverfass berichtet für uns Paula Leu.