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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 08.12.2021Im LeihhausLeihhäuser gibt es in einer Stadt wie Berlin auch heute noch, aber in schweren sozial-ökonomischen Krisenzeiten wie den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg waren sie wahrscheinlich deutlich stärker frequentiert. Grund genug, für den Vorwärts vom 8. Dezember 1921 sich die entsprechenden Anstalten einmal genauer anzuschauen und in Erfahrung zu bringen, was große und kleine Leute damals so versetzen ließen. Dabei wird schnell deutlich, dass sich sämtliche Konjunkturkurven der letzten Jahre bis hier in den Pfandbetrieb präzise nachvollziehen lassen und dass – oh Wunder! – die gerade galoppierende Inflation selbstredend auch hier eine Freundin des Schuldners ist. Diesem Artikel ihre Stimme leiht Paula Leu.
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Folge vom 07.12.2021Die Lage im pazifischen RaumDer pazifische Raum ist, von Europa betrachtet, weit weg, und entsprechend randständig kommt man sich bei uns auf dem ‘alten Kontinent‘ plötzlich bei Beschwörungen vor, eben dorthin würde sich der Schwerpunkt der Weltpolitik im 21. Jahrhundert verlagern. Dass das auch wieder eine sehr europäische Sicht der Dinge ist; dass Weltpolitik dort natürlich schon sehr viel länger gemacht wird, belegt unser heutiger Artikel aus der Berliner Börsen-Zeitung vom 7. Dezember 1921. Auf den Tag genau zwanzig Jahre vor Pearl Harbor wird dort bereits die Gefahr eines Flottenkrieges zwischen Japan und den USA diskutiert und überhaupt das Wettrüsten in Fernost thematisiert. Für uns rekapituliert dies hier Frank Riede.
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Folge vom 06.12.2021Das Schicksal der ZarenfamilieWenn im Zuge eines revolutionären Umschwungs der Monarch, die Monarchin hingerichtet werden, so hallt dies als Ereignis durch die Geschichte. Eine gewisse Logik besteht darin, aus Sicht der Revolutionäre, die Tötung zu einem symbolisch aufgeladenen Akt, öffentlich durchzuführen – wie etwa die Hinrichtung Ludwig des XVI. in der Französischen Revolution. Im Falle der Bolschewiki wurde die Ermordung des Zaren Nikolaus des II. und weiter Teile der Romanows in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 hastig und verborgen in einem Keller in Jekaterinburg ausgeführt. Hintergrund war dabei wohl die Absicht, während des Bürgerkriegs kein lebendes Mitglied der Zarenfamilie den „Weißen“ als potentielle Symbol- und Sammlungsfigur zu überlassen. Jekaterinburg stand kurz vor der Eroberung durch die Weißen Truppen. Die Leichen der Romanows wurden verscharrt. Lediglich die Exekution des Zaren wurde offiziell von den Bolschewiki verlautbart, über den Verbleib der restlichen Familienmitglieder kursierten fortan jahrelang nur Gerüchte. Am 6.12. versucht das Berliner Tagblatt Licht in das undurchsichtige und mythenumrankte Schicksal der Zarenfamilie zu bringen – mithilfe eines Zeugen, der in Jekaterinburg vor Ort war. Den Wissensstand von 1921 trägt für uns Frank Riede vor.
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Folge vom 05.12.2021Der Presseempfang im ReichstagAls Zeitungspodcast interessiert sich Auf den Tag genau naturgemäß in besonderer Weise für Berichte, die ihrerseits wiederum hinter die Kulissen des Medienbetriebs in der Weimarer Republik schauen. Auch schon damals luden Presseverbände gelegentlich zu Empfängen, und die Spitzenpolitik kam nicht selten in Mannschaftsstärke. Kam man sich bei derartigen Veranstaltungen womöglich gar ein wenig zu nahe? Zumindest was die Feuilletonredakteure betrifft, war diesbezüglich offenbar keine Gefahr im Verzug – jedenfalls wenn man dem berühmten Vertreter dieser Zunft Paul Schlesinger alias Sling Glauben schenken mag. Dieser hätte dem Reichskanzler durchaus etwas zu sagen gehabt, tut dies, statt in Präsenz, nun notgedrungen aber doch wieder in seiner Zeitung, der Vossischen vom 5. Dezember 1921. Gelesen von Paula Leu.