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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 04.12.2021Durch den Nebel LondonsLondon und sein Nebel. Kaum ein Kriminalfilm, der in England spielt, ob Sherlock Holmes oder die Edgar-Wallace-Verfilmungen, kommt ohne ihn aus, den Nebel, der atmosphärisch dicht durch die Straßen quillt. Bei bestimmten Wetterlagen kommt es hin und wieder zu einem extremen Nebel, der tagelang den Verkehr lahmlegt. Ist es dann noch Winter, vermengt sich der Nebel mit dem Staub der kohlebetriebenen Heizungen und Öfen, was den Smog-Nebel sogar zu einem tödlichen Risiko werden lässt. 1952 forderte solch eine Wetterlage tausende Menschenleben. Nicht ein solcher Jahrhundert-Nebel, aber zumindest ein Jahrzehnt-Nebel herrschte 1921 in London und der Korrespondent der Vossischen Zeitung, Ludwig Wachtel, wagte einen Spaziergang mit geringer Sichtweite, die er im Artikel vom 4. Dezember verarbeitete. Wahrscheinlich ahnte er damals nicht, dass er, der er jüdischer Herkunft war, nach 1933 in London seine neue Heimstatt finden würde. Heute lässt uns Frank Riede in den Nebel an der Themse eintauchen.
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Folge vom 03.12.2021Mit dem Luftschiff von Cadiz nach Buenos AiresDer Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel führt derzeit zu einer Renaissance von Projekten in der Luftschifffahrt. Sind Zeppeline nicht eine Umweltfreundliche Alternative für Waren- und Passagiertransport? Mit den Hoffnungen, die man an Luftschiffe nach dem Ersten Weltkrieg knüpfte, lässt sich das freilich (noch) nicht vergleichen. 1919 glückte die erste Atlantiküberquerung mit einem Luftschiff von England in die USA. Pläne für einen Linienverkehr über den Ozean wurden geschmiedet. Von einem solchen handelt unsere heutige Folge. Die Auslandsbeilage der Vossischen, die Voss, präsentierte am 3. Dezember 1921 die bereits 3 Jahre zuvor angedachte, nun von Spanien zu finanzierende, von einem deutschen Luftschiffunternehmen umzusetzende Linie von Cadiz nach Buenos Aires und zurück. Die finanzielle Projekthoheit Spaniens war schon allein deshalb notwendig, um die Bestimmungen des Versailler Vertrages zu umgehen, der eine von Deutschland geleitete Unternehmung untersagte. Tatsächlich pendelten ab 1931 Zeppeline auf der weltweit ersten Passagierlinie zwischen Europa und Südamerika. Bei den Planungen 1921 ist Paula Leu mit von der Partie.
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Folge vom 02.12.2021Stresemann gegen den rechten Flügel der DVPWie navigiert eine bürgerliche Partei zwischen einer Kooperation mit den sozialdemokratischen Kräften und dem Druck vom äußeren rechten Flügel? Für die 1918 gegründete nationalliberale Deutsche Volkspartei stellte sich diese Frage in der Zeit ihres Bestehens, also bis 1933, beinahe durchgängig. Sollte die Partei den Schulterschluss mit der Deutschnationalen Volkspartei suchen, oder mit der SPD in einer Regierung zusammenarbeiten? Auf dem Parteitag in Stuttgart konnte sich der Parteiführer Gustav Stresemann noch ohne weitere Probleme gegen den „rechten“ Flügel durchsetzen, wie die Berliner Morgenpost vom 2.12. 1921 zu berichten weiß. Für uns war Paula Leu dabei.
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Folge vom 01.12.2021Winter in den DolomitenEs ist eine Geschichte aus uralter Zeit, die die B.Z. am Mittag vom 1. Dezember 1921 uns heute auftischt. Eine Geschichte aus den winterlich verschneiten, sonnendurchglühten Dolomiten, die offensichtlich eine Skiwandergruppe ganz für sich allein hat, da winterlicher Massentourismus auf diesen Alpenkämmen, in diesen Alpentälern noch ein Fremdwort ist. Es gibt keine Seilbahnen, Skilifte oder präparierte Pisten, keine Bettenburgen und keine Après-Ski-Bars in diesem Artikel, sondern nur einsame Gipfel und Klüfte in eisiger Luft und gleißendem Licht. Beim Zuhören wird man wehmütig und fast ein wenig schneeblind. Es liest Frank Riede.