NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 14.03.2022Südafrika am Rande des BürgerkriegsSüdafrika war auch schon vor einhundert Jahren ein an Bodenschätzen reiches Land. Und ein tief rassistisches zudem. Die Besitzer der Kohlegruben und Goldminen waren selbstverständlich alle weiß, die Arbeiter in diesen Kohlegruben und Goldminen ethnisch gemischt; wobei allerdings die weißen Arbeiter deutlich besser entlohnt wurden als die Schwarzen. Dass die Unternehmer dies über Nacht plötzlich ungerecht fanden, darf wohl ausgeschlossen werden; eher muss man davon ausgehen, dass der folgende Bericht aus der Freiheit vom 14. März 1922 von klassischem Lohndumping handelt. Die Streiks der weißen Bergarbeiter gegen die Absenkung ihrer Löhne brachte das Land am Kap auf jeden Fall an den Rande eines Bürgerkriegs, von dem für uns Paula Leu berichtet.
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Folge vom 13.03.2022Antisemitische Ausschreitungen auf dem KurfürstendammAntisemitismus war in den 1920ern ein fast allgegenwärtiges Phänomen. Aber dass ein deutschnationaler Mob dafür pöbelt und prügelnd den bürgerlichen Kurfürstendamm zu seiner Bühne machte, das las man dann doch zumindest 1922 noch nicht alle Tage in der Zeitung. Ausgangspunkt war eine eher unverfängliche Kundgebung von Mittelstandsvereinigungen gegen die Steuerpolitik der Reichsregierung im Lustgarten. Aus dieser heraus formierte sich im Anschluss anscheinend eine zahlenmäßig nicht unbedeutende Schar von überwiegend jugendlichen Rechtsextremisten in Pogromstimmung, derer die unterbesetzte Berliner Polizei nur mit Mühe Herr wurde. In der Berliner-Volks-Zeitung – die in ihrer Ausgabe vom 13. März 1922 immerhin als eine der wenigen hauptstädtischen Blätter überhaupt ausführlich über die Vorfälle berichtete – ist in naiver Verkennung von Radaubrüdern die Rede. Aus dem historischen Rückblick erkennt man indes deutlich die Bezüge in Richtung 1933, 1938 und darüber hinaus. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 12.03.2022Joseph Roth über WolkenkratzerImmer wieder berichten wir in diesem Podcast von Hochhausprojekten, mit denen das Deutschland des Jahres 1922 den Anschluss an die städtebauliche Avantgarde, mit einem steten Blick nach Amerika, suchte. Ging es bislang um architektonische Entwürfe, Wohnungsknappheit, Bebauungsorte und Brandschutz, weitet Joseph Roth heute mit seinem Artikel aus dem Berliner Börsen-Courier vom 12. März 1922 den Blick auf die Gesellschaft und mögliche revolutionäre Implikationen einer „Wolkenkratzer-Kultur“. Wir bringen dieses spannende Dokument in voller Länge, möchten aber darauf hinweisen, dass Roth bei seiner Beschreibung der Unterhaltungsmusik eine rassistische Bezeichnung gebraucht. Paula Leu fährt mit uns zu den Wolken.
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Folge vom 11.03.2022Im LeichenschauhausDie 1920er Jahre waren natürlich nicht identisch mit dem heutigen Klischee über sie, aber manchmal findet sich einiges von diesem dann doch auch in den historischen Zeitungen. Unser heutiger Artikel aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 11. März 1922 begibt sich in ein Leichenschauhaus und wartet dort mit viel typisch-düsterem Zeitkolorit auf, wie es nicht zuletzt aus Serien wie Babylon Berlin kennen. Darüber hinaus handelt der Artikel aber auch davon, wie dicht kalter Tod und pulsierendes Leben nebeneinander liegen – nicht nur aber ganz besonders im Berlin der 1920er Jahre – es liest Frank Riede.