NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 22.03.2022Das DirigentenkarusselMan kennt das Prinzip aus der Politik, aus der Fußball-Bundesliga, aus dem Kulturbetrieb: Ein Funktionsträger gibt irgendwo ein Amt auf und schon setzt ein Dominoeffekt quer durch die Branche ein, in der B auf A, C auf B, D auf C und so weiter folgt. Unser heutiger Artikel aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 22. März 1922 bezeugt, dass derlei auch schon vor einhundert Jahren so anders nicht war. Die Suche des Berliner Philharmonischen Orchesters nach einem Nachfolger für seinen verstorbenen Chefdirigenten Arthur Nikisch – wir berichteten – betraf bereits auch damals nicht nur Berlin, sondern schlug Wellen quer durch die deutsche Orchesterlandschaft bis nach Leipzig und München. Dass die Presse ihre Freude an der Spekulation hatte, vermag nicht wirklich zu überraschen. Eher vielleicht schon, dass gefragte Spitzendirigenten auch schon seinerzeit häufig mehrere Chefpositionen an unterschiedlichen Orten zeitgleich ausübten. Mit dem Dirigentenkarussell fährt für uns Paula Leu.
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Folge vom 21.03.2022Die geheime kommunistische AbhörstationEinen Spionagethriller haben wir in der heutigen Folge zu bieten. Eine kommunistische Funkstation in einer Privatwohnung, die Funksprüche der Regierung und der Polizei abhörte und wohl nach Moskau weiterleitete. Mitarbeiter der Post schienen auch mit dieser geheimen Zelle verstrickt zu sein. Die Aushebung der Funkstation in der Linienstraße durch die Berliner Polizei und ihre weiteren Ermittlungen zu den Hintermännern und dem kommunistischen Kurierdienst beschäftigten die Zeitungen. So senden wir hier den Zwischenbericht des Berliner Tageblatts vom 21.3.1922, den uns Frank Riede zugefunkt hat.
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Folge vom 20.03.2022Lohengrin in KarlshorstDas frühe 20. Jahrhundert war die Hochzeit der Zeitungskultur, und diese blühte beileibe nicht nur in den Metropolen. Auch die Klein-, Mittel- und Großstädte, die 1920 mit Berlin zu Groß-Berlin verschmolzen worden waren, verfügten fast alle über ein oder mehrere Tageblätter bzw. zumindest Anzeiger, die die Bewohner*innen über das Kleine vor Ort und das Große in der Welt Tag für Tag informierten. Ein solches Tageblatt, das Lichtenberger Tageblatt, feiert heute seine Premiere hier im Podcast und verbindet in dem vorliegenden Bericht vom 20. März 1922 Groß und Klein auch in der Sache: Das beschauliche Karlshorst versuchte sich an Richard Wagners romantischer Oper Lohengrin – hatte seine Rechnung dabei aber offensichtlich ohne ein zeitgleich stattfindendes Kirchenkonzert gemacht. Paula Leu hat für uns trotzdem hingefunden.
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Folge vom 19.03.2022Ganz Berlin dürstet nach KaffeeDes Berliners Leidenschaft für den Kaffee ist offensichtlich keine Erfindung trendiger Coffee-Hipster des 21. Jahrhunderts. Folgt man der Berliner Morgenpost vom 19. März 1922, dürstete die deutsche Hauptstadt bereits auch schon vor einhundert Jahren buchstäblich nach dem braunen (damals gleichwohl zumeist gewiss noch etwas anders zubereiteten) Heißgetränk. Während des Krieges waren alle Einfuhrwege der geliebten Bohne blockiert gewesen, und jetzt im Frieden blieb sie wegen der Schwäche der Mark für die allermeisten nahezu unerschwinglich. Für den Autor des nachfolgenden Artikels ist dies nicht einfach nur ein Ärgernis. Er macht im ‘Entzug‘ vom Koffein gar schwere Schäden für die allgemeine Arbeitsmoral und die deutsche Volkswirtschaft aus. Für uns frönt dem Koffeinismus: Frank Riede.