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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 29.10.2021Einhundert Jahre Siedlung HeerstraßeAls die Stadtplaner der aufstrebenden Reichshauptstadt Berlin vor gut einhundert Jahren deren Verkehrsinfrastruktur auf die Bedürfnisse einer Weltstadt hin anpassten, waren sie so weise, die neugeplanten Streckennetze des öffentlichen Nahverkehrs von vornherein auf Zuwachs auszurichten. Dort, wo sich heute der Charlottenburger Ortsteil Westend erhebt, zeigen Photographien aus der Zeit um 1910: dichte Wälder, asphaltierte Straßen, U-Bahnhöfe und S-Bahnhöfe. Viel mehr brauchte es nicht, um hier in den Folgejahren eine rege Bautätigkeit anzufachen, die in einem Tempo ganze Stadtteile aus dem Boden stampfte, wie man es heute nur mehr aus China kennt. Zu den in diesem Zuge entstandenen Ortslagen zählte die anfangs für Beamte reservierte ‘Siedlung Heerstraße‘, die vor einigen Wochen mit einem Straßenfest ihr einhundertjähriges Jubiläum feierte. Auf den Tag genau gratuliert mit einer Ortsbegehung des Berliner Tageblatts vom 29. Oktober 1921. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 28.10.2021Walther Rathenau im Briefwechsel mit Norman AngellDer britische Schriftsteller, Publizist und Teilzeitpolitiker Norman Angell war ein erklärter Gegner eines Eintritts Großbritanniens in den Ersten Weltkrieg und nach dem Krieg ein ebenso vehementer Kritiker des Versailler Friedensvertrages. Kein Wunder also, dass sein Name in Deutschland einen sehr guten Klang hatte und man sich mit Angell als Gesprächspartner hierzulande gerne schmückte. Auch Walther Rathenau, bis Oktober 1921 Wiederaufbauminister im Kabinett Joseph Wirth, machte diesbezüglich keine Ausnahme. Einen Briefwechsel mit Angell stellte er sogar öffentlichkeitswirksam dem Berliner Tageblatt zum Abdruck zur Verfügung. Aus dessen Ausgabe vom 28. Oktober 1921 liest für uns, beide Rollen, Frank Riede.
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Folge vom 27.10.2021Sacco und Vanzetti zum Tode verurteiltDie im Jahr 1927 in Boston vollstreckte Hinrichtung der beiden italienischstämmigen Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti für ihre angebliche Beteiligung an einem Raubmord zählt nicht erst seit ihrer offiziellen Rehabilitierung durch den Gouverneur von Massachusetts Michael Dukakis fünfzig Jahre später zu den prominentesten Justizirrtümern des 20. Jahrhunderts. Die offensichtlich politische Motivation für das Urteil hat dem Fall eine reiche kulturelle Rezeption beschert und Sacco und Vanzetti post mortem zu viel betrauerten und besungenen Ikonen der politischen Linken gemacht. Dass dieses Engagement indes durchaus bereits ante mortem einsetzte, geht aus einem Artikel der Freiheit hervor, die schon am 27. Oktober 1921 über die damals bereits in der Revision befindliche Verhandlung informierte. Wahrscheinlich aufgrund von Übersetzungsfehlern ist die causa hier zwar kaum wiederzuerkennen. Mit ihrem Urteil über den Charakter des Schuldspruchs lag die Freiheit offensichtlich trotzdem richtig und konnte den Tod der beiden Angeklagten doch genauso wenig verhindern wie alle Petitionen. Für uns liest weder Joan Baez, noch Georges Moustaki, sondern Frank Riede.
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Folge vom 26.10.2021Liga gegen das HändeschüttelnEine der durch die Corona-Pandemie erzwungenen Umstellungen im alltäglichen zwischenmenschlichen Kontakt ist das Ersetzen des Händeschüttelns durch eine leichte Verbeugung, ein Nicken, ein Touchieren der Ellbogen oder das Aufeinanderdrücken der geballten Fäuste. Wäre es nach der 1921 in Paris gegründeten „Liga gegen das Händeschütteln“ gegangen, hätte sich die Frage das Händeschüttelns als Virus-Spreader 2020 gar nicht erst gestellt. Den hygienische Aspekt des Gebens der Hände betonte auch schon die besagte Liga, über die am 26. Oktober 1921 die Berliner Volks-Zeitung berichtet. Uns grüßt akustisch Paula Leu und liest den Zeitungsartikel.