NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 31.12.2021So wird 1922!Silvester und die vorausgehenden Tage sind traditionell eine Zeit der Rückschau. Im TV erinnert man an Zehntausende Corona-Tote, die Flut im Ahrtal und an Armin Laschet, und die Tageszeitungen listen seitenlang Schlagzeilen, prominente Verstorbene und Medaillengewinner des verflossenen Kalenderjahres. Letzteres war im Prinzip auch vor einhundert Jahren nicht anders, aber keine Regel ohne Ausnahme, der wir diesmal bei unserer Silvesterausgabe von Auf den Tag genau den Vorzug geben: Die B.Z. am Mittag vom 31. Dezember 1921 schaut nicht zurück, sondern nach vorn und befragt eine Wahrsagerin nach den Aussichten für 1922. Mit ihr tut dies für uns Frank Riede. Wir wünschen euch allen einen guten Rutsch in ein hoffentlich, nun ja, weniger pandemiegeprägtes neues Jahr und sagen euch eine neue Folge unseres Podcasts für den 1. Januar voraus. Ob Madame Fraya mit ihren Prognosen richtig lag, könnt ihr ab dann weiterhin Tag für Tag bei uns überprüfen.
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Folge vom 30.12.2021Ein Tag am JugendgerichtWenn die Justiz in unserem Podcast bislang auftauchte, dann im Kontext ihrer Blindheit auf dem rechten Auge und der zahlreichen Monarchie-Sympathisanten in ihren Reihen. Erfrischend anders ist der Bericht über einen Tag an einem Berliner Jugendgericht. Obgleich wir uns die Härte und Unerbittlichkeit des damaligen Justizsystems nicht schönzeichnen sollten, so überrascht der Artikel aus dem 8 Uhr-Abendblatt vom 30.12.1921 doch mit teilweise verständnisvollen und freundlichen Augenblicken, und einer Kritik an der konsequenten juristischen Verfolgung von Lappalien, die Auswirkung auf das ganze Leben der Jugendlichen hat. Weniger erfreulich ist der misogyne Seitenhieb auf Politikerinnen, der aber Paula Leu nicht daran hindert, dieses Zeitdokument vorzutragen.
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Folge vom 29.12.2021“Bau-Eldorado” BelgradDass ein Architekt, eine Architektin eine ganze Großstadt mit aller dazugehöriger Infrastruktur entwerfen kann, begegnet uns heute eher bei Mega-Bauprojekten in Asien. Im Berliner Tageblatt vom 29.12. 1921 findet sich ein Artikel über den Ausbau und die Modernisierung von Belgrad, in dem man den Eindruck hat, dass sich die Stadt vollständig neu und deutlich größer erfinden will. Belgrad war Hauptstadt des 1918 gegründeten Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen geworden. Trotz aller Kriegszerstörungen und wirtschaftlichen Verwerfungen, erlebte Belgrad ein wirtschaftliches und vor allem ein Bevölkerungswachstum. Gerade die Einwohnerzahl stieg von etwa 100.000 um 1914 auf ca. 240.000 Ende der 20ger Jahre. Dass Belgrad dafür einen Stadtbauplan brauchte, war den Verantwortlichen klar, und so gab es, wenn wir dem Bericht des Balkan-Korrespondenten Theodor Berkes glauben wollen, zahlreiche Ausschreibungen, die Architekten aus der ganzen Welt anlockten. Mit ihnen auf Wanderung durch die Stadt begibt sich Frank Riede und bringt uns auch die beeindruckende Liste der geplanten neuen Bauwerke näher.
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Folge vom 28.12.2021Ein Tee bei feinen LeutenDie Welt, die sich in der Berliner Presse der frühen 1920er Jahre und damit auch hier in diesem Podcast spiegelt, ist häufig konfliktreich, rau und proletarisch. Selbst in der politisch aufgewühlten Hauptstadt gab es aber selbstredend noch immer auch andere Kreise, die neben ihrem althergebrachten Wohlstand auch den dazugehörigen Lebensstil über alle Wirren von Weltkrieg und Revolution hinwegzuretten vermocht hatten. In diesen Kreisen las man natürlich nicht den Vorwärts oder die Berliner Volks-Zeitung, wahrscheinlich auch nicht den Berliner Börsen-Courier oder die ehrwürdige Vossische, sondern eher vielleicht die, nach dieser, zweitälteste Zeitung der Stadt, das Berliner Intelligenzblatt. Selbiges feiert hier bei Auf den Tag genau heute jedenfalls seine Premiere mit einem Artikel vom 28. Dezember 1921 zu dem wahrhaft großbürgerlich-aristokratischen Problem: Wie veranstaltet man heute einen ‘Tee‘? Die Antwort weiß Paula Leu.