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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 20.10.2021Berliner GeigenklängeBrauwissenschaftler, Gärungschemiker, Marinesoldat, Musikkritiker; gleich 1933 als „Musikbolschewist“ von der Gestapo interniert und gefoltert, auf Fürsprache u.a. von Wilhelm Furtwängler wieder freigelassen; nach dem Krieg zum Professor für Biochemie an der Berliner Universität ernannt und schließlich 1950 zum Direktor des „Instituts für zellphysiologische Krebsforschung“ an die Ost-Berliner Deutsche Akademie der Wissenschaften berufen – das selbst nach Maßstäben des 20. Jahrhunderts bewegte Leben des Fritz Windisch passt auch in Schlagworten kaum in das schlanke Format einer Podcast-Anmoderation. Sehr viel konziser als seine an Brüchen so reiche Vita nimmt sich sein Konzertrundgang durch das Berliner Musikleben in der Freiheit vom 20. Oktober 1921 aus, der sich ganz auf die aktuellen Spuren des alten und ewig jungen Instrumentes der Violine begibt. Für uns folgt diesen Paula Leu.
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Folge vom 19.10.2021Sieg des Bürgertums?Was ist die größere Gefahr? Eine starke rotbesockte Linke oder ein erstarken von Rechts-Außen? Vor zwei Tagen hörten wir die Freude der konservativen Presse über die bürgerliche Mehrheit bei den Stadtverordnetenwahlen von Berlin vom 16. Oktober. Heute lassen wir das Organ der SPD, den Vorwärts, zu Wort kommen, das ja trotz des Zeitungsstreiks auch am 19. Oktober weiterhin erschien. Ganz explizit geht der Vorwärts auf die Jubelarien über die konservative Mehrheit ein und warnt, durchaus prophetisch, davor, dass die Gefahr für die Demokratie nicht mehr vom äußeren linken Lager ausgeht, sondern von den monarchistischen, völkischen und antisemitischen Kräften des „Bürgertums“. Für uns liest Frank Riede.
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Folge vom 18.10.2021Der Streik im ZeitungsgewerbeZeitungsstreiks waren im Berlin der 1920er Jahre an der Tagesordnung. Bald aus allgemeinen politischen, bald aus eigenen ökonomischen Interessen verweigerten Drucker, Setzer, Zeitungsausträger in manchen Jahren mehrfach tage- oder wochenweise den Dienst und schnitten die hauptstädtischen Leserinnen und Leser in einem heutzutage völlig unvorstellbar umfassenden Maße vom sonstigen globalen Geschehen ab. Alle Leserinnen und Leser? Nein, die sozialdemokratischen Parteizeitungen Vorwärts und Freiheit bezahlten ihre Angestellten offenbar tatsächlich besser und hielten damit nicht nur seinerzeit den Kontakt zur Welt, sondern trugen unwissentlich auch Sorge dafür, dass dieser Podcast heute und in den nächsten Tagen wie gewohnt erscheinen kann. Der nachfolgende Artikel aus der Freiheit vom 18. Oktober 1921 handelt – natürlich vom neuerlichen Streik im Zeitungsgewerbe. Für uns am Start und nicht im Streik ist Paula Leu.
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Folge vom 17.10.2021Um die Hegemonie in Groß-BerlinAm 16. Oktober 1921 fand in Groß-Berlin die Neuwahl zur Stadtverordnetenversammlung statt, die notwendig geworden war, nachdem die Wahl vom Vorjahr aufgrund von Unregelmäßigkeiten für ungültig erklärt worden war. Mit der neuerlichen Abstimmung kam es zu massiven Verschiebungen in der Wählergunst. Die bürgerlichen Blätter jubelten am Folgetag, da eine linke Mehrheit im Stadtparlament, vor Allem durch die Verluste der USPD, nicht mehr gegeben war. Allerdings fußte die „bürgerliche“ Mehrheit nun auf einer erstarkten monarchistisch völkischen DNVP, die drittstärkste Kraft geworden war. Frank Riede liest heute für uns den Kommentar der konservativen Berliner Börsen-Zeitung und von dessen Autor Paul Steinborn auf die vorläufigen Ergebnisse.