NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 19.12.2021Der blaue VogelDer Aufstieg Berlins zur größten russischen Metropole außerhalb Russlands war Ende 1921 bereits in vollem Gange und zog zunehmend auch im Kulturleben seine Spuren. Von dem mehrwöchigen Gastspiel des legendären Moskauer Künstlertheaters und seiner Aufnahme bei der größtenteils vor der Revolution gen Westen (und besonders zahlreich nach ‘Charlottengrad‘) getürmten russischen Exil-Community war in den letzten Wochen in diesem Podcast schon zweimal die Rede. Daneben ließ aber auch zunehmend hier vor Ort eine äußert lebendige russische Kleinkunstszene immer neue Ensembles aus dem Boden sprießen. Dessen vielleicht berühmteste Institution, Der blaue Vogel von Igor Jushny, öffnete vor einhundert Jahren im damals kulturell noch etwas abgelegenen Schöneberg seiner Pforten. Für die Vossische Zeitung berichtete am 19. Dezember 1921 Moritz Goldstein von der Eröffnung, für uns tut dies hier und heute Frank Riede.
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Folge vom 18.12.2021Weihnachtsmarkt auf St. PauliWer kennt die beliebte altväterliche Klage nicht, dass Weihnachten immer mehr in Konsum ersticke und früher alles besinnlicher gewesen sei? Vielleicht stimmt das sogar, aber dann muss dieses „früher“ länger als einhundert Jahre zurückliegen oder damit zumindest nicht Hamburg gemeint sein. Was die Berliner Volks-Zeitung ihren Berliner Leserinnen und Lesern am 18. Dezember 1921 vom Weihnachtsmarkt auf dem Heiligengeistfeld vermittelt, klingt auf jeden Fall mehr nach Rummel und St. Pauli als nach Kerzenschein und Fachwerkbudenbeschaulichkeit. Remmi-demmi statt Stille Nacht. Oder um es mit Loriot zu sagen: Letztes Jahrhundert war auch nicht mehr Lametta. Beziehungsweise eben gerade doch. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 17.12.2021Das fliegende NachtquartierNachdem nahezu alle Nachtzugverbindungen eingestellt worden waren, erlebt der europäische Schienenverkehr gerade eine Renaissance der Nachtzüge. Reist man in solch einem Schlafabteil, so gleicht dessen Aufbau einem Schlafzugabtei 3. Klasse aus dem Jahre 1921. Damals freilich wurden von der Deutschen Bahn diese neu entworfenen Nachtzug-Wagons der Öffentlichkeit präsentiert und für einen Testbetrieb freigegeben. Für eine erste Fahrt wurden sie mit Vertretern der Berliner Presse befüllt, die auch in großer Zahl in ihren Zeitungen darüber berichteten. Es war eines der Verkehrsinfrastruktur-Ereignisse des Jahres. Neben den neuen Schlafwagen wurde auch ein Unterrichtswagon eingeführt, in dem passender Weise auch die Präsentationen stattfanden. Mit Film- und Fotoprojektoren ausgestattet sollten diese Wagons als fahrbare Schulungsstätten für das Bahnpersonal auch in entlegenen ländlichen Gegenden genutzt werden. Kommst du nicht zur Fortbildung, kommt die Fortbildung zu dir. Wir bringen heute den Reisebricht aus dem Vorwärts vom 17.12. Für uns quetschte sich Frank Riede durch die Abteile.
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Folge vom 16.12.2021Was willst du in der Zeitung lesen?Es liegt im natürlichen Interesse jedes regelmäßig erscheinenden Publikationsorgans, die Vorlieben seiner Leserschaft zu kennen, um sie im Regelfall bedienen und vielleicht manchmal ausnahmsweise auch ein wenig unterlaufen zu können. Heutzutage gibt es bekanntlich viele digitale Hilfsmittel bei der Kundenerkundung und Kundenbindung. Vor einhundert Jahren dagegen gestaltete sich beides bedeutend mühseliger. Die Neue Zeit hatte ihren Ausgaben tausende von Umfragebögen beigelegt und sieht sich in ihrer Ausgabe vom 16. Dezember 1921 nun mit einem reichlich widersprüchlichen Feedback konfrontiert: Der einen Freud ist des anderen Leid. Was A zu viel, ist B zu wenig und C gerade genehm. Man konnte es auch schon damals offensichtlich nicht jedem und jeder recht machen, jedenfalls nicht mit ein und derselben Sache. Was wollt Ihr bei Auf den Tag genau hören? Seid Ihr in euren Interessen ähnlich divers wie die Abonnenten der Neuen Zeit? Schreibt uns und kommentiert gerne auch die heutige Folge, durch die uns Paula Leu führt.