
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 12.03.2021Gibt es republikanische Dirigenten?„Es gibt keinen anschaulicheren Ausdruck für Macht als die Tätigkeit des Dirigenten“, befand dereinst Elias Canetti. Was also wird aus diesem absolutistischen Amt, zu dem man in Deutschland von je besonders ehrfürchtig und mythisierungswillig aufsah, unter den neuen Bedingungen einer Republik? Die Voss, die neugegründete Auslandsbeilage der Vossischen Zeitung, stellte sich in ihrer Ausgabe vom 12. März 1921 dieser Frage und beantwortete sie mit einer Rundschau über deutsche Konzertpodien, die sich auch für den Nachgeborenen noch sehr interessant liest. Tummeln sich in ihrem Bericht doch etliche Namen, die heute als Ikonen der Konzertgeschichte gelten, damals aber zum Teil fast noch unter dem Label ‘Nachwuchskünstler‘ liefen. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 11.03.2021Leserbrief: Vergesst nicht die "weiße Schmach”!Wer eine Ahnung davon erhalten möchte, wie tief unsere Kultur in rassistischen Weltanschauungen und weißem Überlegenheitsdenken wurzelt, muss nur einen Blick in deutsche Tageszeitungen von vor einhundert Jahren werfen. Kaum ein Aspekt der Weltkriegsniederlage stieß seinerzeit auf so einhellige, milieuübergreifende Empörung wie die so bezeichnete „schwarze Schmach“: der Umstand, dass an der französischen Besetzung westdeutscher Landesteile auch afrikanische Kolonialsoldaten beteiligt waren. Der Aufschrei über diese vermeintliche ‘Demütigung einer Kulturnation‘ hallte dabei mitnichten nur durch das völkisch-nationale Spektrum, sondern so schrill auch bis weit ins linke Lager hinein wider, dass uns das entsprechende Material im Format unseres Podcasts, ohne größeren begleitenden Kommentar, bislang nicht präsentierbar erschien. Der erste Zeitungstext zu diesem Thema, den wir für sendefähig erachten, ist bezeichnenderweise eine kurze Leserzuschrift eines alten Genossen in der USPD-Parteizeitung Freiheit vom 11. März 1921. Auch in diesem Beitrag findet zwar keine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem vorausgehenden rassistischen Narrativ statt. Immerhin erlaubt sich der Autor aber, deutlich darauf hinzuweisen, dass der Erste Weltkrieg unzweideutig als Geschichte ‘weißer‘ Verbrechen zu begreifen sei. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 10.03.2021Regierung in Preußen gesuchtObwohl die Weimarer Koalition aus SPD, Zentrum und DDP ihre Parlamentsmehrheit auch nach den ersten regulären Landtagswahlen am 20. Februar 1921 halten konnte, führten die hohen Verluste vor allem der SPD und der DDP zu einer komplizierten Regierungsbildung. Zentrum und DDP wollten die in der Wahl erstarkte Deutsche Volkspartei (DVP) an der neuen Regierung beteiligen. Die SPD lehnte das ab. Vom schwierigen Hin und Her zwischen den Parteien berichtet am 10.3. auch die Berliner Börsen Zeitung und spricht von einem ‚Provisorium in Preußen‘. Gelesen von Frank Riede.
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Folge vom 09.03.2021Die Besetzung II - Ruhig Blut!Nachdem wir gestern die Reaktion des Vorwärts auf die Besetzung der Rheinstädte gesendet haben, antwortet am 9. März 1921 deutlich gelassener und zur Ruhe mahnend die Vossische Zeitung in ihrer „Was nun?“ überschriebenen Analyse der Situation. Sie zeigt sich überrascht davon, dass der Vorwärts sich dasselbe Narrativ des „Vertragsbruchs“ zu eigen macht, das sonst vor allem von den Rechts-Parteien propagiert wurde. Weniger Eskalation, fordert die Vossische, mehr konkrete Strategien und Reparationsangebote, um vielleicht doch noch eine beidseitige Einigung in der Reparationsfrage zu finden. Was tun? Paula Leu liest.