
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 25.03.2021Sozialdemokratische PassionszeitPodcasts gelten gemeinhin als relativ pandemieresistentes Medium. Gleichwohl unterliegt auch ‘Auf den Tag genau‘ seit geraumer Zeit einigen Einschränkungen in der Produktion, die daraus resultieren, dass Archive nicht geöffnet sind und wir auf etliche nicht digitalisierte Zeitungen in unserer Auswahl bis auf weiteres verzichten müssen. Umso schwerer wiegt vor diesem Hintergrund, dass Ende Februar nun auch unsere wichtigste digitale Datenbank Zefys gehackt wurde und über einen längeren Zeitraum nicht zugänglich war. Bis kurz nach Ostern beschränkt sich unser Angebot deshalb notgedrungen auf die beiden sozialistischen Parteizeitungen Vorwärts und Freiheit. Standesgemäß beginnen möchten wir diese unsere sozialdemokratische Passionszeit mit einem Artikel des Ersteren vom 25. März, dem Karfreitag des Jahres 1921, zum Thema: sozialdemokratische Passionszeit. Wie im Folgenden zu hören, waren solche Analysen über die aktuelle Misere der SPD damals noch mit der Erwartung aufgeladen, dass nach den Entbehrungen irgendwann das goldene Zeitalter der Sozialdemokratie anbrechen würde. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 24.03.2021Hamburger ArbeiteraufstandDie politische Lage in Deutschland war im März 1921 höchst instabil. Der Streit um die Reparationsleistungen zwischen Deutschland und den Alliierten eskalierte, weshalb Teile des Rheinlandes besetzt wurden - wir haben berichtet. Im Innern belastete die prekäre wirtschaftliche Lage den Frieden und die Preußenwahl hatte zu keinen klaren Mehrheiten geführt - wir haben berichtet. Allerdings hatte die Wahl der Vereinigung aus KPD und dem linken Flügel der USPD im mitteldeutschen Industriegebiet 30 Prozent der Stimmen gebracht. Die Führung der KPD unter agitierender Mithilfe von Bela Kuhn - von seiner Flucht aus Ungarn haben wir berichtet -, nutzte die Gelegenheit und rief die Arbeiterschaft zwischen Halle, Leuna, Merseburg und dem Mansfelder Land zu bewaffneten Protesten auf. Das Ziel dieser blutigen Kämpfe und Besetzungen waren wohl die Schwächung und der Sturz der damaligen Weimarer “Mitte-Rechts” Regierung. Tatsächlich wurde das mitteldeutsche „Chemie-Dreieck“ in blutiges Chaos gestürzt und ausgerechnet in Hamburg, von dessen Austernstuben wir kürzlich berichtet haben, kam es in den Werften zu solidarischen Arbeiteraufständen, die rasch zu zahlreichen Todesopfern führten. Aus Hamburg berichtet die Vossische in ihrer Ausgabe vom 24. März. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 23.03.2021Was ist ein gebrochenes Herz?In der Medizin wird seit ca. 30 Jahren eine Herzkrankheit mit infarkt-ähnlichen Symptomen beschrieben als Stress-Kardiomyopathie, oder Gebrochenes-Herz-Syndrom. Diese Fehlfunktion des Herzens tritt meist nach einer außerordentlichen emotionalen oder körperlichen Belastung auf. Schon vor 100 Jahren war ein englischer Arzt auf der Suche nach dem medizinischen Befund hinter der romantischen Vorstellung vom Gebrochenen Herzen und glaubte eine Erklärung gefunden zu haben, die, zumindest aus der Sicht eines Laien, durchaus in die Richtung des Broken-Heart-Syndome geht. Der Vorwärts vom 23. März berichtet, Paula Leu liest.
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Folge vom 22.03.2021Kein Grund zu nationalem FreudentaumelAuch am 22. März 1921, zwei Tage nach dem Urnengang, beherrschte noch immer das überraschend starke Votum für einen Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland die Schlagzeilen in der Presse, die ihre Genugtuung über diesen Ausgang der Volksabstimmung bis weit ins linke politische Spektrum hinein nicht verbergen mochte. Eine seltene Ausnahme bildete in diesem Reigen ein Kommentar aus der Freiheit, der sich dem nationalen Überschwang mit zwei wesentlichen Argumenten entzog. Zum einen betrachtete er die Resultate etwas differenzierter und kam dabei zu dem Ergebnis, dass es ausgerechnet in den industriell bedeutsamsten Wahlkreisen mit der deutschen Mehrheit doch nicht so weit her war. Zum anderen wies er darauf hin, wie wenig die chauvinistischen Kampagnen von beiden Seiten eigentlich einer Region gerecht würden, in der die Menschen meist beide Sprachen beherrschten und auf die Frage nach ihrer Herkunft traditionell – und teilweise bis heute – weder ‘deutsch‘, noch ‘polnisch‘, sondern ‘schlesisch‘ antworteten. Es liest Frank Riede.