
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 06.04.2021Gipshöhle am KyffhäuserDas höchste Gebirge Norddeutschlands, der Harz, war auch für die Berliner von vor hundert Jahren ein wichtiges Reiseziel. So konnte man im letzten Sommer bei uns bereits hörend diese Region bereisen. Am 6.4.1921 aber berichtet der „Vorwärts“ von einer neuen Attraktion, der sogenannten Heimkehle am Kyffhäuser. Die enorme Wohnhöhle aus vorgeschichtlicher Zeit war aufwendig begehbar gemacht worden und sollte ab dem 1. Mai Höhlenwanderern offen stehen. Mehr als 20 Jahre später machten die Nationalsozialisten die Heimkehle zu einer unterirdischen Waffen-Produktionsstätte. Insbesondere für den Ausbau der Stollen wurden auch KZ-Häftlinge eingesetzt. Viele von ihnen starben infolge der erschöpfenden Arbeitsbedingungen. Gelesen von Paula Leu.
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Folge vom 05.04.2021Auslandspresse zum KommunistenaufstandDer kommunistische Putsch in Mitteldeutschland waberte Anfang April noch fort, es war aber deutlich abzusehen, dass es bei einem lokalen und nicht nachhaltigen Phänomen bleiben würde, da sich den kommunistischen Arbeitern keine weiteren politischen Gruppierungen anschlossen. Die Freiheit bietet in ihrer Ausgabe vom 5. April in einer kleinen Presseschau nicht nur die Analysen ausländischer Zeitungen zu den Geschehnissen, sondern verteidigt sich auch gegen Falschmeldungen, die im Ausland etwa zur Positionierung der USPD verbreitet werden. Und ein Kuriosum findet sich in diesem Artikel. Die Freiheit zitiert den Bericht der ”Avanti”, also der Zeitung der Sozialistischen Partei Italiens, und in diesem kurzen Zitat zitiert die „Avanti“ wiederum die Freiheit. Die Freiheit zitiert also indirekt sich selbst. Für uns zitiert Paula Leu.
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Folge vom 04.04.2021Edvard Munch ist zurück in BerlinAls der norwegische Maler Edvard Munch auf Einladung des Berliner Kunstvereins 1892 erstmals Gemälde in Deutschland präsentierte, geriet diese Ausstellung zum wohl größten Kunstskandal der Kaiserzeit. Konservative Vereinsmitglieder und Kritiker meuterten gegen die als ‘anarchisch‘ diffamierten Exponate und setzten einen Abbruch der Schau nach nur wenigen Tagen durch. Knapp dreißig Jahre und viele Umdrehungen der Moderne später sah die Kunstwelt trivialerweise völlig anders aus. Munch war längst auf dem Weg zu einem Klassiker der Moderne, und seine Rückkehr nach Berlin, diesmal in der Galerie des Kunsthändlers Paul Cassirer, wurde entsprechend zu einem großen Erfolg bei Publikum und Kritik, dem sich auch der Vorwärts vom 4. April 1921 nicht in den Weg stellen wollte. Wobei dessen Kritiker John Schikowski durchaus nicht verhehlen mochte, dass ihm die alten, seinerzeit für anstößig befundenen Werke besser gefielen als der für ihn neue ‘spätere‘ Munch. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 03.04.2021Bismarcks Geburtstag und das VersammlungsverbotVor hundert Jahren galt in Berlin ein vom Polizeipräsidenten verordnetes Versammlungsverbot. Keine Pandemie war die Ursache, wohl eher die politisch brisante Lage mit den Besetzungen der Alliierten und den kommunistischen Aufständen im Land. Blöd nur, dass es am 1. April für bestimmte bürgerliche Milieus Bismarcks Geburtstag zu feiern galt. Und so versammelte sich eine Reichsflaggen schwenkende Menge auf dem Königsplatz vor dem Reichstagsgebäude, heute Platz der Republik, um das Bismarck-Denkmal herum, welches erst 18 Jahre später zusammen mit der Siegessäule an den heutigen Standort am Großen Stern versetzt wurde. Bei seinem Spaziergang stieß ein Reporter der Freiheit auf diese Szene und beschrieb sie in der Ausgabe vom 3. April. Wie würde die Sicherheitspolizei wohl auf die Versammlung reagieren? Sollte es etwa eine Komplizenschaft der Polizei mit den quer zur republikanisch demokratischen Grundordnung Denkenden geben? Paula Leu kennt die wenig verblüffenden Antworten.