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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 20.02.2021Tergit: Der Dichter und der SchlafrockWie selten erklingen weibliche Stimmen in diesem Podcast. Und wenn, Wie oft schreiben sie dann über sog. Frauenthemen. Mit einem kleinen Feuilleton aus dem Berliner Tageblatt vom 20. Februar, in dem Gabriele Tergit eine Begegnung mit einem Dichter skizziert, können wir heute dagegenhalten. Die unter dem Pseudonym Tergit schreibende Elise Reifenberg war 1921 27 Jahre alt, studierte Geschichte, Soziologie und Philosophie und schrieb währenddessen neben dem Berliner Tageblatt für die Vossische. Später sollte sie berühmt werden für ihre Gerichtsreportagen und noch später für ihren 1931 erschienenen Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“. Es ist zu vermuten, dass sie sich nicht als eine große, geniale Dichterin stilisierte, wenn wir hören, wie sie den Typus des romantischen Dichters humorvoll fasst. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 19.02.2021Freie Fahrt für AutosDass es Zeiten gab, als Personenkraftwagen auf deutschen Straßen eine Rarität darstellten, ist heute nicht mehr vorstellbar. Tatsächlich hatte aber auch im Jahre 1921 das Auto noch nicht überall freie Bahn. Die dynamische Entwicklung des Automobilismus war durch den ersten Weltkrieg erst einmal ausgebremst worden und auch die Bestimmungen im Friedensvertrag von Versailles machten die Situation nicht wirklich besser. Da war es schon eine wichtige Nachricht, als im Februar zumindest ein großer Teil der motorisierten fahrbaren Untersätze eine für das gesamte Deutsche Reich gültige Zulassung bekamen. Ob der damals eh noch lichte Schilderwald von vier auf nur noch ein Zeichen reduziert werden solle, ließ sich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht definitiv entscheiden. Aus der Voss vom 19.2. liest für uns Paula Leu.
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Folge vom 18.02.2021Die Bedeutung der preußischen LandtagswahlMit der Novemberrevolution von 1918 und ihren Folgen hatte sich Deutschland politisch tiefgreifend verändert; ein Konstruktionsproblem des alten Reiches hatte indes auch die Weimarer Verfassung nicht überwunden: Wie zu Kaisers Zeiten blieb auch die erste deutsche Republik durch eine wider-proportionale Dominanz des Landes Preußen geprägt, das sowohl mehr Fläche wie auch mehr Einwohner auf sich vereinte als alle anderen Teilstaaten zusammen. Wahlen zum preußischen Landtag, wie sie erstmals regulär am 20. Februar 1921 abgehalten wurden, waren entsprechend fast so etwas wie kleine Reichstagswahlen. Wer das noch nicht wusste, dem rief das Berliner Tageblatt vom 18. Februar die Bedeutung des anstehenden Urnengangs für das gesamte Reich dringlich ins Bewusstsein. Und verband diese Mahnung nur wenig verklausuliert mit einer Wahlempfehlung für die Deutsche Demokratische Partei, die angeblich allein die notwendige Demokratisierung des alten Obrigkeitsstaates Preußen garantierte. Warum, verrät uns Frank Riede.
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Folge vom 17.02.2021Baden + Württemberg = ?„Über Baden lacht die Sonne, über Schwaben die ganze Welt.“ Man kennt die Nickligkeiten, die Animositäten und Feindschaften, die das Verhältnis der beiden großen Teile des sogenannten deutschen Südweststaats heute noch prägen. Dass Baden und Württemberg 1952 überhaupt zusammenfanden, war alles andere als selbstverständlich. Und doch hatte die Vereinigung der so unterschiedlichen schwäbischen und badischen Mentalitäten in einem Bundesland damals bereits eine lange, bis an den Beginn des 19. Jahrhunderts zurückreichende Vorgeschichte. Auch in den Jahren direkt nach dem 1. Weltkrieg wurde diese Frage heftig diskutiert: Das größere und wirtschaftlich stabilere Württemberg würde gerne; aber Baden ziert sich. Die Deutsche Allgemeine Zeitung berichtet aus Karlsruhe, für uns liest der in Norddeutschland gebürtige, rheinisch sozialisierte, in Hessen ausgebildete Wahlberliner Frank Riede.