NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 17.10.2020Die Tänzerinnen-HochflutLola Bach, genaues Geburtsdatum unbekannt, ca. so alt wie das Jahrhundert, tanzte 1920 noch überwiegend bekleidet, wurde aber ein Jahr später zu einer vom Justizapparat verfolgten Verfechterin des Nackttanzes. Valeska Gert (28 Jahre alt), die später einige ikonische Rollen in Stummfilmen von Georg Wilhelm Pabst spielen würde, war 1920 mit ihren satirischen Tanzparodien eine Bekanntheit. Olga Desmond hingegen war mit 30 Jahren bereits eine Legende der Tanzszene in Berlin. Auch sie hatte Konflikte mit dem Gesetz wegen zu freizügiger Auftritte, war aber so populär, dass sogar Kosmetikprodukte nach ihr benannt wurden. So vielfältig, innovativ, lebendig und verrufen diese Tänzerinnenszene war, so gab es im Feuilleton auch ernsthafte Tanzkritiker, die mit hohen künstlerischen Ansprüchen die Tanzauftritte verfolgten. Ganz frei von sexistischen und moralinsauren Beobachtungen waren aber selbst sie nicht, wie auch das Beispiel aus der Berliner Börsen-Zeitung vom 17. Oktober 1920 belegt. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 16.10.2020Die USPD zerlegt sichVom 12. bis 17. Oktober 1920 fand in Halle der Parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratie statt. Die Veranstaltung war von der Auseinandersetzung zwischen linkem und rechtem Flügel geprägt. Während die Vertreter der Linken den Anschluss an die Kommunistische Internationale suchten, lehnten die Rechten diesen Anschluss ab. Grigori Sinowjew, Vorsitzender des Petrograder Sowjets, und der Gewerkschaftsführer Solomon Losowski heizten die Auseinandersetzung als Gastredner aus dem kommunistischen Kernland noch an. Am Ende setzte sich die Linke durch, die Rechten verließen den Parteitag. Das Berliner Tageblatt berichtet, gelesen für uns von Frank Riede, am 16.10.1920.
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Folge vom 15.10.2020Mensch ohne ZeitungWas ist ein Mensch ohne Zeitung? Ohne jede Nachricht vom Weltgeschehen? Im Oktober 1920 gab es weder Radio noch Fernsehen, weder social media noch Internet. Die papierne Zeitung war das einzige schnelle Informationsmedium der Zeit. Als auch dieses während des Zeitungsstreiks für knapp zwei Wochen ausfiel, waren die Menschen von den politischen Entwicklungen vollständig isoliert. Humorvoll reflektiert diesen Nachrichtenmangel Erich Vogeler für das Berliner Tageblatt vom 15.10. Diese Zeitung liest für uns Paula Leu.
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Folge vom 14.10.2020Was in der zeitungslosen Zeit geschah...Am 14. Oktober 1920 war der Berliner Zeitungsstreik beendet, und auch die ‘bürgerliche‘ Presse konnte wieder erscheinen. Der Berliner Lokal-Anzeiger aus dem zum Hugenberg-Konzern gehörenden Scherl-Verlag ging ausdrücklich nicht davon aus, dass die Berliner Bürgerwelt sich zwischenzeitlich zur Lektüre eines der durchgängig weiter erschienenen Blätter der linken Parteipresse herabgelassen hätte, weshalb er für seine Leser die Ereignisse der zurückliegenden zwölf Tage in einem kurzen Rückblick auf der Titelseite gebündelt zusammenfasste. Dieser setzt an mit ein paar polemischen Einlassungen zum Streik im besonderen und im allgemeinen und bemüht sich auch sonst nicht allzu sehr um politische Neutralität. Es liest Frank Riede.