NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 29.10.2020Weltstadt KölnNicht Berlin, Köln ist das eigentliche Zentrum Deutschlands. Zumindest, wenn man die Kölner fragt. Im Nachkriegsjahr 1920 kommt die spezielle geographische wie kulturgeschichtliche Position der Domstadt auf besondere Weise zum Tragen. In ihren engen Gassen mischen sich ausländische Glücksritter mit Einheimischen, die von der großen Metropolenzukunft träumen; das mittelalterliche Erbe mit all seinen Geschichten spiegelt sich im Schmuggler- und Kleinkriminellenalltag der Gegenwart. In diesem Niemandsland seiner Stadthistorie sieht Heinrich Goeres Köln in einem für den Vorwärts des 29.10. verfassten Beitrag und schlägt dabei durchaus auch unangenehme völkisch-nationale Untertöne an. Seine Hoffnung auf einen die ehrwürdige colonia agrippina wieder zu selbstbewusstem Glanz geleitenden Führer sollte sich – freilich als nicht ganz bewusste – Vorahnung der dunkelsten Epoche deutscher Geschichte herausstellen. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 28.10.2020Filmdiven sind anwesend!In den 1920ern bildete sich in der rasch wachsenden Filmindustrie ein System heraus, wie es schon lange in der Theater- und Opernwelt existierte. Filmdiven, von lat. divus, göttlich, dominierten die mediale Berichterstattung und sorgten durch ihre Anwesenheit für „besondere“ Filmvorführungen, in denen es freilich, wie ein Autor für den Vorwärts vom 28. Oktober 1920 beklagt, nicht mehr um den Film selbst ging. Aus Amerika schwappte eine andere Bezeichnung nach Deutschland, die sich auf lange Sicht durchsetzte: Filmstar, von engl. star, Stern. Oder doch von einem Singvogel? Es liest Paula Leu.
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Folge vom 27.10.2020Herbsttage im RheingauHerbstzeit ist Weinlesezeit, heute wie vor einhundert Jahren. Und heute wie vor einhundert Jahren ist es vor allem der Riesling, der den Weltruf des deutschen Weines begründet. Zu seinen berühmtesten Anbauregionen zählt, wiederum heute wie vor einhundert Jahren, der Rheingau, dessen berühmten steilen Südhängen und malerischen Winzerdörfern das Berliner Tageblatt vom 27. Oktober 1920 einen Besuch abstattet. Mit Blick auf das Wetter zeigt sich der Autor dabei durchaus optimistisch, dass das für Deutschland so entbehrungsreiche Jahr wenigstens einen guten Wein bringen möge. Und tatsächlich: 1920 gilt zumal im Rheingau als sehr guter Jahrgang, für dessen Trockenbeerenauslesen man heute gut und gern drei-, viertausend Euro die Flasche hinlegen muss. Für uns trinkt bzw. liest Frank Riede.
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Folge vom 26.10.2020In das Land der SkipetarenReisen war vor einhundert Jahren bekanntermaßen noch ein ziemlich exklusives Vergnügen der begüterteren Stände. Dennoch – oder gerade deshalb – fiel der Radius der Reiseberichte in der zeitgenössischen Presse kaum geringer aus, als wir es aus unseren Zeitungen kennen. So machte sich zum Beispiel die Vossische Zeitung vom 26. Oktober 1920 auf in ein Land, das selbst heute noch zu den exotischsten Destinationen in Europa zählt: ins Land der Skipetaren, nach Albanien. Der umtriebige Berichterstatter Mario Passarge berichtet von einer urigen Schiffspassage und verwebt seine dort gemachten Beobachtungen mit allgemeineren Bemerkungen zur Weltlage. Es liest Paula Leu.