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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 10.08.2020Der Genozid an den ArmeniernDer Genozid an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges gilt als einer der ersten Völkermorde des 20. Jahrhunderts. Von staatlicher türkischer Seite bis heute geleugnet, gibt es doch hinreichend Augenzeugenberichte, die schon früh Umstände und Ausmaß der Massaker und Todesmärsche publik machten. Eine der wichtigsten Stimmen war diesbezüglich der deutsche Dolmetscher und Kriegsberichterstatter Heinrich Vierbücher, der 1930 das Standardwerk ‘Armenien 1915‘ vorlegte, welches mit erschütternder Klarheit den Völkermord in seinem Ablauf beschreibt und als Zeitdokument bis heute immer wieder neu aufgelegt worden ist. In einer komprimierten Form konnte man die wesentlichen Fakten aus Vierbüchers Feder indes bereits am 10. August 1920 – dem Tag, an dem das Osmanische Reich den Friedensvertrag von Sèvres unterzeichnete - im Vorwärts nachlesen. Hier tut dies Frank Riede.
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Folge vom 09.08.2020Die Rote Armee vor WarschauMitte 1920 sahen die meisten Beobachter des Polnisch-Sowjetischen Krieges Polen als sicheren Verlierer. Die Rote Armee hatte die anfänglichen polnischen Erfolge zunichte gemacht und stand zwischenzeitlich kurz vor Warschau. Die Stadt machte sich zur Verteidigung bereit. Durch einen geschickt geführten Gegenangriff sollte das von Josef Pilsudski geführte Heer es in der Folge tatsächlich schaffen, das Kriegsglück wieder auf polnische Seite zu ziehen und im Frieden von Riga im Folgejahr die Unabhängigkeit des Landes zu sichern. Am 9. August allerdings war das noch nicht abzusehen. Max Theodor Behrmann berichtet für die Vossische Zeitung folglich auch von einer angespannt-nervösen Atmosphäre in Warschau. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 08.08.2020Auf der Suche nach der 4. InternationaleVom 31. Juli bis zum 5. August 1920 tagte in Genf ein Sozialistenkongress, der die Gründung einer nach ihrem Hauptsitz benannte „Londoner Internationale“ beschloss, die sich als Folgeorganisation der 2. Internationale verstand. Doch auch auf dem Feld der internationalen Arbeitervereinigungen fand eine Spaltung statt, wie oftmals innerhalb der sozialistischen Parteien auf der nationalen Ebene. So nahm etwa an dem Kongress die SPD teil, die „linkere“ USPD hatte dort keine Vertreter. Aber schon Lenin hatte die 2. Internationale für tot erklärt und eine dritte ausgerufen. Die Sozialdemokratischen Parteien gründeten kurz darauf eine eigene Organisation, die dann aber mit der Londoner Internationale im Mai 1923 fusionierte... Frank Riede liest den Abschlussbericht zur Konferenz in Genf der eher konservativen DAZ vom 8. August, der die Probleme der internationalen Arbeiterbewegung schonungslos aufdeckt.
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Folge vom 07.08.2020Chinesische Mauer in MecklenburgOtto von Bismarck wird gerne mit dem Bonmot zitiert, dereinst nach dem Weltuntergang ziehe er nach Mecklenburg – weil dort alles 50 Jahre später geschehe. Dazu kam es bekanntlich nicht, weil der Eiserne Kanzler selbst bereits zwanzig Jahre vor dem Untergang der Welt, seiner Welt, der Welt des deutschen Kaiserreiches das Zeitliche segnete. Das kleine Mecklenburg-Strelitz indes sollte seiner Prophezeiung durchaus alle Ehre machen, indem es nach 1918 manche Gesetze der neuen, der nachrevolutionär-republikanischen Welt einfach ignorierte. Und den von Bismarck personifizierten ostelbischen Feudalismus auf diese Weise seinen eigenen Untergang tatsächlich ein Stückweit überleben ließ. So nachzulesen in der Vossischen Zeitung vom 7. August 1920, hier getan von Paula Leu.