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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 14.08.2020Farbkämpfe um Heine-Statue in HamburgWährend aktuell immer noch ein Kulturkampf zwischen Trumpisten und dem Rest Amerikas um die Statuen im öffentlichen Raum von etwa Südstaatengenerälen tobt, wenden wir uns einem Lagerkampf um eine Heine-Statue in Hamburg 1920 zu, in dem die Attacken allerdings vom rechten Lager kamen. Die Statue wurde im Auftrag von Elisabeth von Österreich, Sissi, 1873 für den Park ihres Schlosses auf Korfu, genannt Achilleion, angefertigt. Kaiser Wilhelm der II. ließ sie entfernen und sie gelangte in den Besitz des Verlegers Campe und stand in Hamburg, bevor sie, quasi auf der Flucht vor den Nazis, nach Toulon emigrierte, wo sie noch heute im Botanischen Garten steht. Im August 1920 wurde die Statue mehrfach verschandelt. Von dem Kampf zwischen den Nationalisten, die Heine als Vaterlandsverräter wegen seiner Werke und seiner jüdischen Herkunft betrachteten, und der Arbeiterjugend berichtet der Vorwärts am 14. August. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 13.08.2020Ringkämpfe um die SperrstundeDas Ringen ist eine der ältesten Sportarten der Menschheit. Im Zusammenhang der Entwicklung Olympias zum telegenen Großereignis, wurden die Rundenzeiten auf medial gut handhabbare 2 Minuten beschränkt. Landet bis dahin kein Ringer auf den Schultern, entscheidet ein Punktrichtergremium über den Sieger. Vor hundert Jahren wurde in der Regel noch solange gerungen bis eine Entscheidung vorlag. Was das im Kontext der Polizeisperrstunde für die abendlichen Ringkämpfe bedeutete, davon berichtet die kleine Sportmeldung aus dem Vorwärts vom 13. August, die Paula Leu vorliest.
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Folge vom 12.08.2020Es wäre kein Brexit nötig gewesen…England und Europa – dieses Verhältnis war schon lange vor dem Brexit ein heikles Thema. Vor hundert Jahren witterte vor allem Frankreich im britischen Hegemonialstreben die Gefahr, Europa könne vollständig nach den Interessen Londons reorganisiert werden, was dann insbesondere zu Lasten der Franzosen ginge. In der Vossischen Zeitung vom 12.8.1920 wird alternativ über eine das europäische Schicksal gemeinsam bestimmende Mächtegruppe, die „Vereinigten Staaten von Europa“, nachgedacht. Der Kern dieser Gruppe müsste nicht zwangsläufig allein aus Siegermächten des 1. Weltkriegs bestehen. Vielmehr wäre gerade ein deutsch-französisches Bündnis in der Lage, Europa zu stabilisieren und seine Zukunft zu sichern. Gelesen von Frank Riede.
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Folge vom 11.08.2020Rückkehr nach ReimsDer Blick zurück auf die Wunden des Weltkrieges ist Anfang der 20er Jahre auch in der Berliner Tagespresse bis weit ins liberale und linke Spektrum hinein von erheblicher Larmoyanz dominiert. Im Mittelpunkt steht in aller Regel das eigene Leiden und die Ungerechtigkeit, die Deutschland durch den Versailler Friedensvertrag widerfahren sei. Davon abweichend und deshalb überaus bemerkenswert nimmt sich vor diesem Hintergrund ein kleiner Artikel am 11. August 1920 in der Berliner Volks-Zeitung aus, der den deutschen Kunsthistoriker Otto Grautoff nach Reims begleitet. Schonungslos und durchaus selbstkritisch wird hier die Kriegszerstörung der dortigen Kathedrale, des vielleicht wichtigsten französischen Nationalheiligtums, durch deutsche Truppen thematisiert. Es liest Paula Leu.