
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 30.08.2020Goetheschändung in WeimarVom 28. bis zum 30. August 1920 trafen sich beim Reichsjugendtag der Arbeiterbewegung in Weimar ca. 1000 junge Menschen aus dem ganzen Deutschen Reich. Eine mehrtätige Feier der damals noch lose organisierten Partei-Jugend, bei der weniger konkrete politische Fragestellungen diskutiert wurden, als vielmehr das positive Verhältnis der Menschen zu Natur und Kultur gefeiert wurde. Von diesen Tagen ging ein starker Impuls aus, der diese Jugend schon bald zu einer festeren Organisationsstruktur führte: den Jusos. Das aber die Tagespolitik bei aller Goethe und Schiller-Feierlaune nicht fern war, zeigt ein Skandal, auf den sich die Berichterstattung des Vorwärts am 30. August konzentrierte. Ein Kranz, mit dem die Arbeiterjugend das Goethe-Denkmal geschmückt hatte, wurde über Nacht gestohlen. Die kommenden Jusos reagierten heftig und deutlich. Fank Riede liest.
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Folge vom 29.08.2020Wie sieht der Potsdamer Platz in 25 Jahren aus?Der Potsdamer Platz war in den 1920er Jahren das pulsierende Herz Berlins und einer der verkehrsreichsten Plätze Europas. Die Vossische Zeitung startete 1920 eine Umfrage zu dem Thema: Wie wird der Potsdamer Platz in 25 Jahren aussehen? Sie fragte 12 Feuilletonisten und Künstler an und druckte die Antworten nach und nach in der Zeitung ab. Am 29. August erschien zu Beginn der Reihe die Antwort des bedeutenden Kunstkritikers Karl Scheffler. Er lässt vier fiktive Personen im damals beliebten Treffpunkt Café Josty am Potsdamer Platz zusammentreffen und vier verschiedene Antworten auf diese Frage geben, die eminent zu frappieren vermögen. Erwiesen sie sich doch zum Teil als auf fast verstörende Weise hellsichtig. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 28.08.2020Skandal von BreslauIn der Weimarer Republik gärt es. Auch nach dem Misserfolg des Kapp-Putsches bleiben die nationalistisch-reaktionären Kräfte politisch einflussreich und nicht zuletzt in den Medien präsent. Systematische Kampagnen und lancierte Hetzereien führen immer wieder zu gewalttätigen Unruhen. So auch am 26. August 1920 in Breslau, als ein rechter Mob die polnische und französische konsularische Vetretung stürmt und beide Gebäude schwer beschädigt. Der deutsche Gesandte leistet bei den Franzosen und Polen Abbitte und die Berliner Volkszeitung gibt am 28.8. ein kurzes Pressecho. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 27.08.2020Albert Einstein kontertAlbert Einsteins Relativitätstheorie bedeutete eine Revolution nicht nur der Physik. Gewissheiten wurden erschüttert, Weltbilder haltlos, Selbstverständlichkeiten waren plötzlich falsch. Der Aufstieg des Patentamtsangestellten in Bern zum über die Grenzen der Wissenschaft hinaus bekannten Professor rief aber auch Neider auf den Plan. Dass Einstein sich hier durchaus zu wehren wusste, zeigt er u.a. in seiner Replik auf „die Herren Weiland und Gehrke“, die ihn und seine Theorie in einem Vortrag in der Berliner Philharmonie verunglimpft hatten. Im Berliner Tageblatt vom 27.8.1920 lässt er rhetorisch scharf keinen Zweifel an der Haltlosigkeit der Vorwürfe wie den überhaupt niederen Beweggründen seiner beiden Kritiker. Es liest Frank Riede.