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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 18.08.2020SchweigeabteileZugreisen sind immer auch eine soziale Erfahrung. Dicht gedrängt in engen Abteilen und Großraumwagen kommt man den Mitreisenden oft näher als einem lieb ist. Das war auch vor einhundert Jahren schon so. Doch wo es heute Rauchverbot, Familienabteile und Ruhebereiche gibt, herrschte damals noch völlige Freizügigkeit. Während man sich allerdings mit den allermeisten Einschränkungen und Unannehmlichkeiten noch arrangieren könne, werde das Geschwätz des die 3. Klasse bevölkernden, neunmalklugen soldatischen Nachwuchses immer mehr zur unerträglichen Belastung. Es brauche Schweigeabteile, um den einfachen Reisenden vor solch ungewollten Redeattacken zu schützen, so die Forderung eines gewissen M.M. Gehrke im Berliner Tageblatt vom 18.8.1920. Gelesen von Frank Riede.
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Folge vom 17.08.2020Zusammenstoß auf der HochbahnManche spektakulären Zugunglücke werden mit zeitlichem Abstand zum Teil des kollektiven Bildgedächtnisses oder gar der Popkultur, wie etwa geschehen mit dem Zug, der 1895 in Paris das Gebäude des Gare du Montparnasse durchschlug, auf dem Platz darunter landete, und der als Fotoreproduktion heute so manche Wand ziert. Im Berlin der Weimarer Republik war eine, freilich weniger unbeschwerte, Erinnerung an das bis dahin schlimmste Zugunglück, den Zugzusammenstoß des Jahres 1908 am Gleisdreieck, das 17 Todesopfer gefordert hatte, lebendig. Davon zeugt der Bericht der Vossischen Zeitung vom 17. August über ein Zugunglück auf der Hochbahn, da der Autor den Bogen von dem aktuellen Unfall zu der Katastrophe 1908 spannt. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 16.08.2020Oberschlesische Kohle für DeutschlandEines der umstrittensten Gebiete im Rahmen der politischen Neuordnung nach dem 1. Weltkrieg war Oberschlesien. Die verhältnismäßig kleine Region auf dem Gebiet des heutigen Polen war insbesondere durch ihre Kohleförderung von enormen wirtschaftlichem Wert. Im Versailler Vertrag war festgelegt worden, dass zumindest Teile des Grenzverlaufs durch Volksabstimmungen geregelt werden sollten. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der enormen Belastungen durch Kriegsschäden und Reparationszahlungen betont der Vorwärts am 16.8.1920 die Bedeutung Oberschlesiens für eine wirtschaftliche Wiederaufrichtung Deutschlands und fordert die wahlberechtigten Deutschen auf, ihr Kreuz am Tag der Volksabstimmung an der richtigen Stelle auch wirklich zu machen. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 15.08.2020Irische UnabhängigkeitsbestrebungenDas britische Kolonialreich war anno 1920 noch groß und mächtig – und es fing bereits unmittelbar vor der eigenen Haustür an. Seit Jahrhunderten stand Irland unter britischer Herrschaft, und bald ebenso lang begehrten weite Teile der katholischen irischen Bevölkerung gegen eben diese Herrschaft auf und kämpften zunehmend auch mit gewaltsamen Mitteln für eine Loslösung von England. Der seinerzeitige liberale britische Premierminister Lloyd George zeigte sich, als einziger Waliser der dieses Amt je bekleidete, den irischen Interessen gegenüber vergleichsweise entgegenkommend. Eine vollständige Unabhängigkeit der Insel vom Empire lehnte aber auch er ab. Zudem bestand auch schon damals das Problem der großen protestantischen Bevölkerungsgruppe in der nördlichen Provinz Ulster, an dem noch bis heute jede nachhaltige politische Lösung gescheitert ist. Die Berliner Börsen-Zeitung vom 15. August 1920 analysiert die damalige Lage, es liest Frank Riede.