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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 20.06.2020Marija LeikoDer 1887 in Riga geborenen, also lettischen Film- und Theaterschauspielerin Marija Leiko widmet die Berliner Börsen-Zeitung am 20. Juni 1920 ein Portrait. Sehr eindrücklich schildert der Autor Fritz Olimsky die Differenz zwischen Leinwandpräsenz und Alltag der damals viel beschäftigten Stummfilm-Diva. Bevor nun Frank Riede für uns den Artikel zum Klingen bringt, müssen wir noch auf das Drama der Marija Leiko nach 1920 hinweisen. Hatte sie die Flucht vor der Verfolgung durch das Zarenregime erst nach Mitteleuropa gebracht, so flüchtete sie 1933 vor dem NS-Regime wieder zurück nach Riga. 1938 fiel sie bei einem Aufenthalt in Moskau schließlich einer der politischen Säuberungswellen zum Opfer. Sie wurde erschossen unter dem Vorwand, sie sei Mitglied einer konterrevolutionären lettischen faschistischen Organisation.
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Folge vom 19.06.2020Schwierige RegierungsbildungEine Regierungsbildung ist selten einfach, aber nach den Reichstagswahlen vom 6. Juni 1920 stellte sie sich besonders kompliziert dar. Der deutsche Souverän hatte der sogenannten Weimarer Koalition, bestehend aus SPD, DDP und Zentrum, die parlamentarische Mehrheit entzogen, ohne auf der rechten oder linken Seite des Spektrums einen klaren Regierungsauftrag zu erteilen. Blieb als Lösung nur ein Minderheitenkabinett, dessen Findung sich, wie die Deutsche Allgemeine Zeitung vom 19. Juni berichtet, freilich auch schwierig gestaltete: Die Partei des designierten neuen Kanzlers Fehrenbach – das Zentrum – und die bislang durchaus verfassungsskeptische Deutsche Volkspartei Gustav Stresemanns hatten sich im Grundsatz geeinigt. Die linksliberalen deutschen Demokraten waren hingegen noch nicht überzeugt, die Sozialdemokraten, auf deren Duldung das Bündnis angewiesen war, ohnehin nicht. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 18.06.2020Der Wettlauf ums ErdölKein anderer Rohstoff prägt unsere Zeit so sehr wie das Erdöl. Erdöl ist der Schmierstoff der Weltwirtschaft, um den zahllose Kriege geführt wurden und werden und den durch alternative, weniger klimaschädliche Energieträger zu ersetzen der Menschheit trotz aller Anstrengungen bislang nicht wirklich gelingen will. Im Grunde seit der Antike bekannt, begann der große Erdöl-Boom dabei interessanterweise doch erst zu einem bereits fortgeschrittenen Zeitpunkt der Industrialisierung. Noch vor einhundert Jahren hatte der Wettlauf ums Öl gerade erst begonnen. Von ihm berichtet am 18. Juni 1920 in der Vossischen Zeitung Vizeadmiral a.D. Carl Hollweg – und sieht dabei spätestens nach dem Ersten Weltkrieg eindeutig die Briten in der pole position. Ihren Gebietserwerbungen am Persischen Golf sei Dank. Hollwegs einzige Hoffnung für Deutschland, in ausreichender Menge an das begehrte ‘schwarze Gold‘ zu gelangen, um konkurrenzfähig zu bleiben? Ist verfahrenstechnischer Art ... Es liest Frank Riede.
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Folge vom 17.06.2020Den Bibern geht es gutAuch vor hundert Jahren wurde der Einfluss des Menschen auf die Verringerung der Artenvielfalt im Tierreich deutlich benannt. Gerade deshalb übermittelt der Artikel der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 17. Juni 1920 über die Säugetier-Fauna Deutschlands den Naturfreunden die gute Nachricht von der Vermehrung der Biber entlang deutscher Flüsse. Am Beispiel der Bisamratte wird hingegen erörtert wie sich importierte und ausgesetzte „fremde“ Tiere rasch zu einer verheerenden Überpopulation vermehren können. Bei aller Liebe für die Biber findet allerdings auch dieser sachliche Artikel einen spitz politischen Ausklang. Die Säugetierarten in den Gebietsverlusten nach dem Ersten Weltkrieg liegen dem Autor wohl nicht allein aus zoologischem Interesse am Herzen. Es liest Paula Leu.