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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 11.06.2020Klageschrei der deutschen HausfrauDie 1920er wurden schon vor hundert Jahren gerne die ‚Neue Zeit’ genannt. Der Kaiser hatte abgedankt, eine demokratische Verfassung war in Kraft getreten; neue Medien veränderten das Alltagsleben, Reformbewegungen suchten alternative Lebensmodelle zu verwirklichen und auch das Verhältnis zwischen den Geschlechtern wandelte sich. Frauen kritisierten selbstbewusst Missstände der patriarchalischen Gesellschaft. Am 11.6.1920 veröffentlichte das Berliner Tageblatt die spitze Abrechnung mit dem machistischen Cliché der ‚deutschen Hausfrau’ – nicht ohne selbst in einem vorweggestellten Kommentar der Autorin altväterlich über den Mund zu fahren. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 10.06.2020Verjüngung der LehrerschaftEine ganze Generation von Schülerinnen und Schülern hat aktuell durch die Schließung der Schulen erhebliche Lücken im Stoff. Daran ändert auch das Homeschooling nichts, zudem dieses sehr vom Engagement und von den Möglichkeiten der Eltern abhängt. Vor hundert Jahren hatte ebenfalls eine Generation mit den Beschulungsausfällen aufgrund des Ersten Weltkriegs zu kämpfen. Hinzu kam allerdings noch die Veränderung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Transformation vom Kaiserreich zur Republik, die sich auch in den Lehrplänen niederschlug. Eine Lösung des verantwortlichen Ministeriums damals: radikale Verjüngung der Lehrerschaft. Einen entsprechenden Erlass paraphrasiert und kommentiert die Berliner Volks-Zeitung am 10. Juni. Sehr ungeschminkt wird ein vorzeitiges Ausscheiden älterer Lehrerinnen und Lehrer gefordert. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 09.06.2020Ignaz Wrobel dem deutschen PfahlbürgerAusbürger oder Pfahlbürger waren im mittelalterlichen Stadtrecht diejenigen Personen, die zwar städtische Bürgerrechte genossen, aber außerhalb der Stadtmauern lebten. Im modernen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung synonym mit Spießbürger verwendet. In der Ausgabe vom 9. Juni 1920 der Berliner Volks-Zeitung liest Tucholsky unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel den Pfahlbürgern der Weimarer Republik, die bei den Reichstagswahlen für einen Rechtsruck gesorgt hatten, die Leviten. Für uns liest Frank Riede.
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Folge vom 08.06.2020Für eine „Regierung der Rechten bis zum Zentrum“Die Reichstagswahl vom 6. Juni endete mit einem herben Stimmenverlust der Kanzlerpartei SPD und einem Erstarken der politischen Ränder. Insbesondere konservativ-rechte Parteien wie die Deutsche Volkspartei und die Deutschnationale Volkspartei verzeichneten deutliche Zugewinne. Kein Wunder also, dass die diesem Lager nahestehende Berliner-Börsen-Zeitung am 8. Juni die bisherige Regierungskoalition aufforderte, einer neuen „Regierung der Rechten bis zum Zentrum“ Platz zu machen. Alle anderen Kombinationen würden dem durch das Wahlergebnis bekundeten Willen des Volkes auf eklatante Weise widersprechen. Es liest Paula Leu.