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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 28.06.2020Regierungserklärung FehrenbachsNach zähen Verhandlungen und letztlich geglückter Bildung einer Minderheitsregierung hielt der neue Reichskanzler Constantin Fehrenbach am 28.6.1920 schließlich seine Antrittsrede im Deutschen Reichstag. Als eloquenter und erfahrener Politiker bekannt und durchaus über Parteigrenzen hinaus geschätzt, wird die Führung dieses von der Duldung der Sozialdemokratie abhängigen Kabinetts auch führ ihn ein Balanceakt. Das jedenfalls wird schon an dieser ersten programmatischen Rede vor den Abgeordneten deutlich. Parteipolitisches Taktieren im Anschluss eingeschlossen. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 27.06.2020Snowden über SowjetrusslandÜber die junge Sowjetunion wusste man anno 1920, gut zweieinhalb Jahre nach ihrer Geburt in der Oktoberrevolution, auf dem restlichen Kontinent ausgesprochen wenig. Zum einen war man hier wohl viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich ein Bild von den dortigen Zuständen zu machen. Zum anderen mangelte es aber auch schlicht an glaubwürdigen, ideologisch unvoreingenommenen Augenzeugen, die mit belastbaren Informationen aus Moskau oder gar aus anderen Landesteilen aufwarten konnten. Entsprechend groß war das Interesse an den – sehr kritischen – Reiseeindrücken, die die englische Sozialistin Ethel Snowden von der sechswöchigen Visite einer Labour-Delegation ins Reich des Bolschewismus mitbrachte und die sie bei ihrem Zwischenstopp in Berlin mit der Vossischen Zeitung teilte. Aus deren Ausgabe vom 27. Juni liest Paula Leu.
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Folge vom 26.06.2020Staatstragende SPDAm 25. Juni 1920 waren die Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung überwunden. Das neue Kabinett unter dem Reichskanzler Constantin Fehrenbach beruhte auf einer Koalition der Zentrumspartei, die den Kanzler stellte, der DDP und der DVP. Es war eine Minderheitsregierung, die auf die Duldung durch Oppositionsparteien, vor allem der SPD, angewiesen war. Am 26. Juni wird im Vorwärts eine Einschätzung der politischen Lage gegeben und ein Blick in die Zukunft geworfen. Was bremst die Durchsetzung der politischen Interessen der Arbeiterschaft? Welche Rolle soll die SPD in der Opposition spielen? Zugleich wird aber auch vor den Plänen des rechten Lagers gewarnt, das unter dem Vorwand des Kampfes gegen die linke Revolution, die Republik in eine Diktatur zu vewandlen trachte - etwa nach dem damals aktuellen Vorbild der Horthy-Regierung in Ungarn. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 25.06.2020Kurztrip durch den HarzNicht nur für die Romantiker war der Harz um 1800 eine Sehnsuchtslandschaft. Auch Berliner des frühen 20. Jahrhunderts flohen gerne ein paar Tage aus der Hektik der deutschen Kapitale in das sagenumwobene Mittelgebirge. In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg mit ihren materiellen Nöten blieben solche Exkursionen allerdings selten. So findet sich der Verfasser des kleinen Feuilletons aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 25.6.1920 auch eher unverhofft und überraschend auf seiner Harzreise. 30 Stunden hat er, um von Bad Harzburg aus fahrend, wandernd, mit der Schmalspurbahn den Brocken, diesen mythischen höchsten Berg des Nordens zu besteigen, den Blick ins Umland aufzusaugen, die herbe Felsenlandschaft bei Thale und den Hexentanzplatz zu bewundern. Dann geht es zurück in die Betonwüste der Großstadt. Es liest Frank Riede.