NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 24.09.2020Frankreichs neuer PräsidentDie Stellung des französischen Präsidenten war in der Dritten Republik, also zwischen 1870 und 1940, nicht ganz so stark wie heute in der Fünften Republik. Dennoch war ein Wechsel in diesem Amt auch schon vor einhundert Jahren, kurz nach der Ratifizierung von Versailles, selbstverständlich auch in Deutschland von großem Interesse. Alexandre Millerand hieß der neue Mann, der nach nur wenigen Monaten den gesundheitlich angeschlagenen Paul Deschanel beerbte, und mit diesem Namen verbanden sich rechtsrheinisch nicht allzu viele Hoffnungen. Galt Millerand doch im Umgang mit dem im Weltkrieg besiegten Nachbarn als Hardliner, dem man überdies – gemäß einem weitverbreiteten rassistischen Narrativ – vor allem die Stationierung afrikanischer Besatzungssoldaten in Deutschland vorwarf. So auch das Berliner Tageblatt vom 24. September 1920, aus ihm liest, trotzdem, Frank Riede.
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Folge vom 23.09.2020Der alte Bürgermeister für das neue “Groß-Berlin”So tiefgreifend die politischen Umbrüche des Revolutionsjahres 1918 im Großen waren, gab es im Kleinen, auf der kommunalen Ebene, doch auch einige Kontinuitäten. Der parteilose Jurist Adolf Wermuth war bereits zu Kaisers Zeiten 1912 zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt worden und übte dieses Amt auch nach dessen Abdankung, in republikanischer Zeit weiter aus. Das wichtigste Projekt Wermuths in jenen Jahren war dabei das Gesetz zur Begründung Groß-Berlins, das zum 1. Oktober 1920 in Kraft treten sollte - und angesichts der dadurch erheblich veränderten städtischen Demographie natürlich eine Neuwahl des Oberbürgermeisters verlangte. Sowohl die Fusion, als auch Wermuths Wiederwahl sicherten dabei die in Berlin dominierenden linken Parteien, sein angestammtes bürgerliches Lager hingegen wandte sich von ihm ab. Auch die bürgerliche Berliner Morgenpost macht in ihrem Bericht aus dem Stadtparlament vom 23. September keinen Hehl aus ihrer Sicht der Dinge. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 22.09.2020Schaut auf die Kriegskrüppel!Rund 20 Millionen Tote forderte der 1. Weltkrieg. Dazu kamen noch mehr als 21 Millionen Verletzte weltweit. Neben der ärztlichen Versorgung war die gesellschaftliche Herausforderung hier v.a. die der Reintegration der körperlich, aber auch psychisch teilweise schwer gezeichneten jungen Männer. Auch weil die Rückkehrer wie die Zurückgebliebenen mit dieser Situation häufig nur schwer zurecht kamen, wurden die überfüllten Lazarette nicht selten zu einer Art Verwahranstalt, ja Vorhölle für die Verdammten des Krieges. So jedenfalls der Autor eines Berichts in der Freiheit vom 22.9.1920. Deutschland müsse seiner Verantwortung den hunderttausenden Kriegskrüppeln gegenüber endlich gerecht werden! Es liest Frank Riede.
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Folge vom 21.09.2020Zugreise von Tokio nach KyotoEnde des 19. Jahrhunderts kam ein neues Finanzierungsmodell von Zeitungen auf. Vorreiter dieses nur über Anzeigen finanzierten neuen Zeitungstyps war der Berliner Lokal Anzeiger, dessen erste Ausgabe 1883 herauskam. Der Berliner Scherl-Verlag konnte schon wenige Jahre später den Anzeiger bis auf eine geringe Ausliefergebühr zwei Mal täglich kostenlos anbieten. 1916 übernahm der nationalkonservative Hugenberg-Konzern den Scherl-Verlag und damit auch den Berliner Lokal Anzeiger. Die politische Ausrichtung des Konzerns lässt sich freilich in dem heutigen Artikel nicht unbedingt ablesen. In der Tradition der Reiseberichte, genauer Bahnreiseberichte von Auslandskorrespondenten, die schon öfters in diesem Podcast erklungen sind, schrieb Arthur von Knorr, Marineattaché in Tokio, seine Eindrücke von der Fahrt mit einem Nachtzug von Tokio nach Kyoto für die Ausgabe vom 21. September 1920 auf. Für uns liest Frank Riede.