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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 09.07.2020Der Kampf um das BauhausMan kann es sich heute kaum noch vorstellen: das Bauhaus war in Weimar alles andere als unumstritten. Tatsächlich hatte Walter Gropius von Anfang an gegen die antireformerischen, konservativen Kräfte nicht zuletzt der alten Kunsthochschule anzukämpfen. 1920 gab es zudem auch in Weimar einen politischen Rechtsruck, was die Genehmigung der für den Ausbau der erst 1919 gegründeten Schule notwenigen finanziellen Mittel noch schwieriger machte. Die Vossische Zeitung vom 9.7.1920 berichtet vom „Entscheidungskampf in Weimar“ in dessen Verlauf Gropius selbst seine Sache vor den Abgeordneten des Landtags vertreten konnte. Mit Erfolg. Zumindest blieb das Bauhaus der Stadt erhalten. Bis es 1925 dann doch noch nach Dessau umsiedeln sollte… Es liest Paula Leu.
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Folge vom 08.07.2020Nachruf auf Max KlingerMax Klinger, stellte jüngst die Süddeutsche Zeitung anlässlich des einhundertsten Todestages des Malers fest, „ist immer noch zu entdecken“, weil er im Grunde bis heute nicht der doppelten Verfemung entkam, der er zu Lebzeiten ausgesetzt war: Zunächst im prüden Kaiserreich wegen seiner revolutionär-überbordenden Freizügigkeit angefeindet, wurde er später, nach dem Aufkommen der künstlerischen Avantgarde-Bewegungen, so die SZ, nun als „kitschiger Reaktionär” verschmäht. Belege für Letzteres finden sich in der Tat schon in seinen Nachrufen. So hob die kommunistische Parteizeitung ‘Rote Fahne‘ in ihrer Würdigung vom 8. Juli 1920 zwar das malerische Talent und die Universalität seiner Ausdrucksmittel hervor. Gleichzeitig ließ sie jedoch keinen Zweifel daran, dass Klinger in einem bürgerlichen Künstlertum des 19. Jahrhunderts steckengeblieben und die Zeit bereits vor seinem Tode über ihn hinweggegangen sei. Eine streitbare Einschätzung – hier gelesen von Frank Riede.
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Folge vom 07.07.2020Reichstagsbrand 1920Bis wohin und auf welchen Wegen dürfen Journalistinnen und Journalisten in die Machtzentren der Politik Zutritt haben? Eine Frage, die auch in der Frühphase der Weimarer Republik ausgehandelt wurde. 1920 war es der Presse lediglich erlaubt, den „Hintereingang“ zum Reichstagsgebäude zu nutzen – mit einem durch das Journalistinnenaufgebot stark beanspruchten eigenen Aufzug. Am 6. Juni kam es zu einem Brand im Reichstag, der zum Glück halbwegs glimpflich verlief, die Zugangsregelungen für die Presse aber erneut auf die Tagesordnung hob. Ob sie in der Folgezeit ermächtigt worden ist, den Haupteingang zu nutzen, ist uns nicht bekannt. Paula Leu liest den Bericht über das Feuerdrama aus dem Berliner Tageblatt vom 7. Juli.
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Folge vom 06.07.2020Reise nach GenfDer aus Triest gebürtige expressionistische Dichter Theodor Däubler war zu Lebzeiten nicht nur ein angesehener Lyriker und Romancier, sondern hatte auch als umtriebiger Reiseschriftsteller einen Namen. Sein Reisebricht für die Vossische Zeitung vom 6. Juli 1920 führte ihn kurioserweise freilich nicht in entlegene Weltgegenden, sondern an seinen damaligen Wohnort Genf, das soeben zum Sitz des neugegründeten Völkerbundes erhoben worden war. Diese jüngst gewonnene politische Bedeutung der Stadt handelt Däubler indes eher am Rande ab. Sein wesentliches Interesse gilt den Stimmungen und Farben der Genfer Wasserlandschaft, aus denen er ein reizvolles feuilletonistisches Städteporträt entwickelt. Hier gelesen von Frank Riede.