NachrichtenKultur & Gesellschaft
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Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 13.01.2023Die Besetzung von Essen II - Unterwegs mit den französischen TruppenHatten wir gestern vom Korrespondenten der Morgenpost einen relativ nüchternen Bericht über das Vorgehen der französischen Truppen gehört, in dem die Fassungslosigkeit, stille Wut und Hilflosigkeit der Okkupierten zu spüren war, so folgt heute erneut ein Text über denselben Vorgang der Besetzung, dessen Autor, der mit dem Pseudonym „Pick Nick“ zeichnet, sich dafür entschieden hat, auf die Geschehnisse mit einer ordentlichen Prise Galgenhumor zu blicken. Als Begleiter der Armee (heute würde man von einem „embedded journalist“ sprechen) dokumentiert er den spannenden und strategisch aufreibenden Kampf der französischen Truppen gegen einen nicht vorhandenen Gegner minutiös in der Ausgabe der Berliner Volks-Zeitung vom 13. Januar wieder. Mit ihm an die Front traute sich Frank Riede.
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Folge vom 12.01.2023Die Ruhrbesetzung beginnt - Die Besetzung von Essen INun war es also soweit. Am 11. Januar 1922 waren französische und belgische Truppen in das noch unbesetzte Ruhrgebiet einmarschiert, sicherten Rathäuser, Postämter und requirierten Quartiere. Das erste Ziel war die Stadt Essen, von wo am Folgetag die Berliner Morgenpost berichtete. Aus dem Text, den Paula Leu für uns liest, und der verhältnismäßig sachlich gehalten ist, ist deutlich zu spüren, für wie übertreiben und unangemessen die martialische Militärpräsenz mit Panzerwagen und Kavallerie und aufgepflanztem Bajonett betrachtet wurde – war doch von Widerstand in der Bevölkerung weit und breit nichts zu sehen.
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Folge vom 11.01.2023Hans Poelzig über seine Pläne für ein Festspielhaus in SalzburgHans Poelzig zählt zu den großen Architekten der Moderne der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gerade in Berlin hat er mit dem Haus des Rundfunks an der Masurenallee, aber auch mit Wohnanlagen, etwa um das Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz, ikonische Bauten der Zwischenkriegszeit hinterlassen. Dass er daneben auch ein bedeutender Theaterarchitekt war, ist heute hingegen ein wenig in Vergessenheit geraten. Sein spektakulärer Umbau des Großen Schauspielhauses am Gendarmenmarkt hat Umbaumaßnahmen der Nazis und anschließende Kriegsschäden nicht überlebt, und sein kühner Entwurf für ein Salzburger Festspielhaus im Park von Schloss Hellbrunn ist gar nicht erst zur Verwirklichung gekommen. Von eben diesen Plänen berichtet Poelzig selbst im Berliner Tageblatt vom 11. Januar 1923 mit kraftvollen, anschaulichen Worten. Wer sich die zugehörigen abgedruckten Skizzen dennoch selbst vor Augen führen möchte, sei an Tante Google oder, besser noch, an den Instagram-Account von Auf den Tag genau verwiesen. Auf der Tonspur hört Ihr Frank Riede.
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Folge vom 10.01.2023Reichspräsident und Reichskanzler zur bevorstehenden RuhrbesetzungDie Würfel waren gefallen: Nachdem die über die Einhaltung des Versailler Vertrages wachende alliierte Reparationskommission am 9. Januar 1923 gegenüber Deutschland offiziell den Vorwurf erhoben hatte, Reparationslieferungen vorsätzlich zurückzuhalten, standen die Zeichen auf Eskalation und die zuvor von Frankreich und Belgien für diesen Fall angekündigte militärische Besetzung des Ruhrgebiets war nur noch eine Frage von Stunden. In Berlin reagierte man auf diese Entwicklung, für die man federführend den hierzulande als anti-deutschen Hardliner gefürchteten Ministerpräsident Poincaré verantwortlich machte, quer durch alle Lager für Empörung. Nicht nur in deutschnationalen Kreisen schlug die Wut auf den alten ‘Erbfeind‘ hohe Wellen. Auch der sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert verurteilte die französisch-belgischen Pläne mit scharfen Worten und startete einen gemeinsamen Aufruf mit dem parteilosen konservativen Reichskanzler Wilhelm Cuno, der die Einigkeit Deutschlands be- und die Menschen in den betroffenen Regionen auf besonnenen Widerstand einschwor. Aus dem Vorwärts vom 10. Januar liest diesen für uns Paula Leu.