NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 01.01.2023Neujahr auf den KykladenLieber Hörerinnen und Hörer von Auf den Tag genau, wir wünschen Euch ein gesundes, politisch möglichst entspannteres neues Jahr und hoffen zugleich, dass Ihr uns auch in diesem, unserem vierten Jahr die Treue haltet – und uns eine kleine, aber im Sinne des täglichen Sendebetriebs unvermeidliche Inkonsequenz gegenüber dem Titel dieses Podcast verzeiht, mit der wir 2023 gleich beginnen müssen. Der 1. Januar fiel 1923 auf einen Montag, also auf den Wochentag, an dem der Zeitungsbetrieb seinerzeit wegen des vorausgegangenen Sonntags immer nur im Minimalbetrieb lief und an dem nun am Neujahrstag auch die sonst bei den meisten Zeitungen übliche kurze Abendausgabe nicht erschien. Damit Ihr trotzdem nicht ohne Euren geliebten Podcast ins neue Jahr starten müsst, behandeln wir die vortägliche Silvester- gleichsam als Feiertagausgabe und starten deshalb mit einem Text ins neue Jahr, der streng genommen weder auf den Tag, noch auf den Monat, noch auch nur auf das Jahr genau ein Jahrhundert vor dem 1. Januar 2023 erschien – der dafür aber umso hörenswerter ist: Theodor Däubler verschlug es im Rahmen von ausgedehnten Griechenlandtouren auch auf die Kykladen, das Berliner Tageblatt druckte seinen literarischen Bericht, Frank Riede hat ihn für uns gelesen.
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Folge vom 31.12.2022Bilanz 1922Am letzten Tag des Jahres 1922 schaute auch der Chefredakteur der Berliner Volks-Zeitung Otto Nuschke auf das Jahr zurück und zog Bilanz. Allerdings nicht einen Jahresrückblick des Typs „Rundumschlag“, wie sie heutzutage die Fernsehsender jedes Jahr aufs Neue zelebrieren, sondern fokussierte sich auf innenpolitische Hemmnisse des Deutschen Reiches, die in den zwölf vergangenen Monaten besonders deutlich hervorgetreten seien. Als überzeugtem Republikaner und Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei bereitete ihm ein Zusammenspiel von Monarchismus und Partikularismus Sorgen. Paula Leu schaut mit ihm auf 1922 zurück und beschließt damit das dritte Jahr von „Auf den Tag genau“.
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Folge vom 30.12.2022George Grosz: Ecce HomoBildende Kunst ist als Betrachtungsgegenstand in den Berliner Qualitätszeitungen der Weimarer Republik durchaus verbreitet: Namhafte Kunstkritiker besuchen in den renommierten Galerien der Stadt regelmäßig illuster bestückte Kaufausstellungen von fast immer auch heute noch überaus namhaften (und längst nicht mehr bezahlbaren) Malern ihrer Zeit und ordnen das Gesehene kunsthistorisch ein. Die Haltung, die dabei eingenommen wird, ist freilich zumeist die analytische Vogelperspektive. Dass ein Text sich tatsächlich einmal näher auf einzelne Werke einlassen würde, kommt hingegen selten vor, ist als journalistisches Genre nicht etabliert. Umso interessanter, wenn es dann doch einmal passiert und, wie im vorliegenden Fall die Rote Fahne vom 30. Dezember 1922, mit George Grosz‘ Graphik-Mappe Ecce Homo ein Werk rezensiert wird, welches in den Kanon der Moderne zentral Eingang gefunden hat. Dass der Artikel zu einer eminent politischen Lesart tendiert, will weder bei diesem Künstler, noch bei der KPD-Parteizeitung überraschen. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 29.12.2022Zwischen Weihnacht und Neujahr - eine Analyse“Eine seltsame Zeit, diese Tage zwischen den Feiertagen”, stellte schon vor hundert Jahren Dr. Richard Müller in der Neuen Zeit vom 29. Dezember 1922 fest. Was folgt ist eine kombinierte festtagsdramaturgische und festtagspsychologische Analyse der Jahresendphase. Ob es sich beim Autor wirklich um Richard Müller-Freienfels handelt, den deutschen Psychologen und Philosophen, können wir nicht zweifelsfrei klären. Dafür spricht, dass er 1922 in Berlin Wilmersdorf als Oberlehrer tätig war, also im Berliner Westen, wo die Neue Zeit erschien. Aber unabhängig davon, von welchem „Müller“ sie stammen, bringt uns die spannenden Reflexionen Paula Leu zu Gehör.