NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 24.12.2022Weihnachtsansprache des Reichskanzlers CunoSie gehören zu Weihnachten und Silvester wie die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum und “Dinner for one”. Die Ansprachen der (bislang nur) Bundespräsidenten zu Weihnachten und der Bundeskanzler:innen zu Neujahr. Seit 1970 gibt es diese Praxis, als Präsident Heinemann die traditionelle Weihnachtsansprache, die eigentlich der Kanzler hielt, übernahm und damit Willy Brandt auf den Silvesterslot ausweichen musste. Wir lernen daraus aber, dass es zuvor andersherum war und das bestätigt auch die Berliner Börsen-Zeitung vom 24. Dezember 1922, in der der Reichskanzler Cuno sich in einer schriftlichen Weihnachtsansprache an die Bevölkerung wandte. Lauschen wir also Paula Leu, ob wir auch inhaltliche Parallelen zur diesjährigen Weihnachtsanprache von Frank Walter Steinmeier finden.
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Folge vom 23.12.2022Zeitreise durch Berliner WeihnachtsmärkteBei vielen Berichten, die wir in der Presse über die Weihnachtsmärkte finden, schwingt ein wehmütiger Blick zurück in die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg mit, eine selige Zeit der vorweihnachtlichen Budenlandschaften. So auch in einem Artikel der Auslandsbeilage der Vossischen, der Voss, von einem gewissen Philipp Vockerat, die am 23. Dezember 1922 erschien. Über die Weihnachtsmärkte vorgestern, gestern und heute, also vor hundert Jahren, schlendert für uns Paula Leu.
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Folge vom 22.12.2022Mit dem Frachtschiff über Lissabon nach MaltaDas Reisen auf Frachtschiffen gilt im Zeitalter des Massentourismus noch immer als echter Geheimtipp. Auch vor einhundert Jahren, erfahren wir aus dem Berliner Tageblatt vom 22. Dezember 1922, war man dort als Privatpassagier durchaus eine Attraktion und wurde von der Mannschaft bisweilen sogar etwas mitleidig angeschaut. Was der „Zivilist“ Curt L. Heymann auf der Passage von Hamburg via Portugal nach Malta erlebt, rechtfertigt seinen Trip aber in jeder, gerade auch journalistischen Hinsicht. Zwar darf er, ebenso wie die Crew, den Zielort aus politischen Gründen nicht betreten, kann dafür aber unterwegs mit Erlebnissen auf Landgängen aufwarten, die wohl von kaum einem anderen Verkehrsmittel aus zu machen und der Nachwelt zu hinterlassen gewesen wären. Für Auf den Tag genau an Bord und für ein paar Flaschen Colares in Lissabon vor Anker gegangen ist Frank Riede.
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Folge vom 21.12.2022Alfred Kerr über Bertolt BrechtVor knapp zweieinhalb Monaten war hier in diesem Podcast zum ersten Mal von einem aufstrebenden Jungdramatiker namens Bertolt Brecht die Rede. Seinen Erstling Trommeln in der Nacht bzw. dessen Münchener Uraufführung hatte Starkritiker Herbert Ihering zum Anlass genommen, Brecht im Berliner Börsen-Courier gleich ein hymnisches Porträt zu widmen und damit eine für die Weimarer Jahre sehr wirkmächtige Kritiker-Künstler-Koalition zu begründen. Iherings großer Antagonist Alfred Kerr pflegte demgegenüber einen deutlich kritischeren Blick auf Brecht, und dieser traf auch schon die nachgereichte Berliner Erstaufführung von Trommeln in der Nacht. Mehr als der übliche Expressionismus von der Stange mochte das zwar sein, was Otto Falckenberg am 20. Dezember 1922 im Deutschen Theater inszeniert hatte. Euphorie löste es bei Kerr jedoch nicht aus, und eine kleine versteckte Spitze gegen den Kollegen Ihering und dessen vermeintliche Neigung zur Patronage konnte er sich anderntags in seiner Rezension im Berliner Tageblatt auch nicht verkneifen. Neulich war er als Herbert Ihering, heute ist er als Alfred Kerr zu erleben: Frank Riede.