NachrichtenKultur & Gesellschaft
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Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 28.12.2022Was machen wir Silvester?Alle kennen die leidige Frage und wissen, wenn man sie nicht rechtzeitig, also weit vor Weihnachten stellt, wird eine zufriedenstellende Antwort kurzfristig immer unwahrscheinlicher: Was machen wir eigentlich Silvester? Als ihn die ersten Bekannten bereits in der Sommerfrische mit dem Thema konfrontierten, hatte der Autor des gleich zu Gehör gebrachten Artikels aus der Vossischen Zeitung vom 28. Dezember 1922 noch müde gelächelt. Nun, drei Tage vor Termin und etliche besuchte Lokalitäten, studierte Speisekarten und durchgerechnete Kalkulationen später scheint ihm die Lust auf den Jahreswechsel gründlich vergangen. Frank Riede weiß, warum.
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Folge vom 27.12.2022Abschied vom FestWas gab es am 27. Dezember 1922 für die Zeitungen zu berichten? Natürlich wurde der Blick zurück auf die vergangenen Feiertage gerichtet. Eine weiße Weihnacht, auf die wir, als wir diese Anmoderation vorproduzierten, für 2022 hofften, hat es 1922 nicht gegeben. Und diese Tatsache nimmt der Autor, der mit „Viktor“ signiert, in der Berliner Volks-Zeitung zum Ausgangspunkt, um schlaglichtartig das Festgeschehen auf den Straßen, in Häusern und Cafés und Kneipen zu schildern. Dabei spielt natürlich angesichts der Inflation die Teuerung und die damit einhergehende Verschärfung der sozialen Unterschiede eine prominente Rolle. Für uns blickt Paula Leu zurück.
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Folge vom 26.12.2022Rainer Maria Rilke: Drei Sonette an OrpheusDas Jahr 1922 darf literaturhistorisch ohne Zweifel einige Bedeutung für sich reklamieren. James Joyces Jahrhundertroman Ulysses erlebte hier genauso seine Erstveröffentlichung wie T.S. Eliots legendärer Poem The Waste Land oder Sinclair Lewis‘ später mit dem Nobelpreis bedachter Babbitt, und Rainer Maria Rilke finalisierte mit den Duineser Elegien und den Sonetten an Orpheus gleich beide seine wohl berühmtesten lyrischen Zyklen. Das zeitgenössische Publikum der Berliner Tageszeitungen erfuhr von alldem indes herzlich wenig. Rezensionen oder anderweitige Berichte über derlei Meilensteine der modernen Literaturgeschichte sind der Redaktion von Auf den Tag genau im Jahresverlauf jedenfalls nicht untergekommen. Immerhin wusste man im Berliner Tageblatt aber, wer Rilke war, und servierte drei ausgewählte der erst im Folgejahr im Insel-Verlag publizierten 55 Sonette an Orpheus in seiner Weihnachtsausgabe im Vorabdruck ohne weiteren Kommentar gleichsam als Beilage zum Festtagsbraten. Frank Riede hat von ihnen gekostet.
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Folge vom 25.12.2022Samarkand - die blaue StadtBesuch aus dem Morgenland gehört zu Weihnachten bekanntlich schon seit Christi Geburt. Die Vossische Zeitung ging in ihrer Feiertagsausgabe des Jahres 1922 indes den unorthodoxen umgekehrten Weg und legte ihrem Publikum den Bericht von einer Reise in das märchenhaft orientalische Samarkand unter den Tannenbaum, das der umtriebige schreibende Globetrotter Colin Roß in den zurückliegenden Monaten besucht hatte. Wie regelmäßige Hörer*innen von Auf den Tag genau wissen, sind Sympathie und Achtung für die fremden Kulturen, die er erkundet, bei dem nachmals überzeugten Nationalsozialisten Roß von Ort zu Ort durchaus unterschiedlich ausgeprägt. Für den architektonischen Zauber wie aus Tausend und einer Nacht entlang der zentralasiatischen Seidenstraße kann er sich jedoch sehr wohl begeistern. Paula Leu ist für uns gen Osten gezogen.