NachrichtenKultur & Gesellschaft
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Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 14.05.2022Georg Lukács ‘gratuliert’ Arthur Schnitzler zum GeburtstagGyörgy oder Georg, Luukatsch oder Lukaaaasch? Einigkeit über die Aussprache des aus Ungarn stammenden gleichnamigen Philosophen und Literaturwissenschaftlers konnte im akademischen Diskurs nie so recht hergestellt werden. Inhaltlich ist die Sache sehr viel klarer: Der Namensträger gilt als einer der wichtigsten und vor allem wirkmächtigsten marxistischen Denker des 20. Jahrhunderts, der die ästhetischen Aufbrüche der literarischen Avantgarden mit ihren formalen Experimenten vehement bekämpfte und seine marxistische Theorie des Realismus – Ironie der Geschichte! – ausgerechnet am Ideal des bürgerlichen Romans entwickelte. Für den feinsinnigen Psychologismus eines Arthur Schnitzler hatte die von ihm geprägte (in der sowjetischen Hemisphäre dereinst außerordentlich einflussreiche) Denkschule, wie für die gesamte Literatur des Fin de siècle, naturgemäß wenig übrig und lehnte dessen Werk mit der großen Geste ideologischer Selbstgewissheit als dekadent ab. Der Gruß, den Luukatsch – oder Lukaaaasch – dem international gefeierten Jubilar Schnitzler zum sechzigsten Geburtstag in der Roten Fahne vom 14. Mai 1922 nach Wien sandte, fällt denn auch wenig freundlich aus. Frank Riede liest ihn uns trotzdem vor.
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Folge vom 13.05.2022Gabriele Tergit: Batist, Kaschmirschals und MoralElisa Hirschmann, die mit dem Pseudonym Gabriele Tergit ihre publizistische und literarische Tätigkeit zeichnete, war eine der größten literarischen Wiederentdeckungen Ende der 1970er Jahre. Obgleich ihr 1932 erschienener Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“ ein Erfolg war und sie für ihre Feuilletons und Gerichtsreportagen bekannt war, geriet sie für Jahrzehnte aus dem Fokus der Aufmerksamkeit. Wenige Jahre vor ihrem Tod 1982 wurde ihr Roman neu aufgelegt, ihre weiteren, bislang unveröffentlichten Werke erschienen post mortem. Erst 2021 ist ihr großes Portrait der deutschen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts „So war‘s eben“ zum ersten Mal erschienen. Wir lenken heute den Blick auf ihre Feuilletons, die sie während ihres Studiums in verschiedenen Zeitungen veröffentlichte. In der Vossischen vom 13. Mai 1922 erfahren wir von ihr über die Zusammenhänge von Damenkleidung, Nationalökonomie und Moral. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 12.05.2022Passionsspiele in OberammergauDie Geschichte ist Legende: Als 1633 im oberbayerischen Oberammergau die Pest wütete, taten die Bewohner in ihrer Verzweiflung ein Gelübde, den „Herrn“ zukünftig alle zehn Jahre in einem Passionsspiel zu ehren, wenn „Er“ sie von dieser Geißel befreie. Das Wunder geschah, und seither wird die dortige Dorfgemeinschaft in dezimaler Regelmäßigkeit zunächst zur friseurfreien Zone und dann für einen Sommer zu einer riesigen Laienspieltruppe, deren vielstündiges Spiel bereits seit dem 19. Jahrhundert zunehmend auch den internationalen Jetset ins sonst so beschauliche Ammertal lockt. Abweichungen vom Zehn-Jahres-Turnus kannte der Passionsfestspielbetrieb nur in bedeutenden historischen Ausnahmefällen. War es 2020 eine globale Pandemie, die eine Verlegung des Spektakels ins Jahr 2022 erzwang, so ließen 1920 die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs die Veranstalter den nämlichen Beschluss fassen und die nächste Passion gleichfalls um zwei Jahre verschieben. Für die Berliner Morgenpost berichtete von dieser am 12. Mai 1922 Max Osborn, für uns tut dies Frank Riede.
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Folge vom 11.05.2022Sind die anderen Gestirne bewohnt?Eine der ganz großen und zeitlosen Menschheitsfragen stellt das Friedenauer Tageblatt am 11. Mai 1922: „Sind die anderen Gestirne bewohnt?“ Und auch die Motivation für diese Frage klingt für uns vertraut – der jammervolle Zustand unseres Planeten. Und so geht es im Folgenden auch nicht nur um die Existenz von Außerirdischen, sondern auch um die Möglichkeiten für Menschen anderweitig im Weltraum einen neues Plätzchen zu finden. Paula Leu begibt sich mit auf die Suche.