NachrichtenKultur & Gesellschaft
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Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 01.05.2022Gänge durch Berliner Bildungsstätten: Das NaturkundemuseumDas Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung lautet der vollständige Name des Hauses in der Berliner Invalidenstraße, das weltweit bekannt ist für das riesige in Lebensgröße aufgebaute Skelett des Brachiosaurus brancai. Neben der Ausstellung, die sich etwa im Jahre 2019 über 700 Tausend Besucher:innen anschauten, lädt das Museum zusammen mit der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ zu Bürgerwissenschaftsprojekten ein, bei denen sich jeder an wissenschaftlicher Forschung beteiligen kann. 1922 machte die Berliner Morgenpost in ihrer Reihe „Gänge durch Berliner Bildungsstätten“ halt und berichtete am 30. April, also in der Ausgabe, die auch den zeitungsfreien 1. Mai bespielte, darüber. Der Brachiosaurus stand damals freilich noch nicht. Welche Exponate vor hundert Jahren im Lichthof ausgestellt waren, und dass manche davon aus den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika stammten, schildert für uns Frank Riede.
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Folge vom 30.04.2022Joseph Roth und das Lächeln der WeltgeschichteWas macht es mit uns, dass wir immer und überall damit rechnen müssen, von einer Handykamera gefilmt oder fotografiert zu werden? Wie verändert sich unser Verhalten im öffentlichen Raum? Was bedeutet es erst für den Alltag von sogenannten Prominenten? Eine erste Revolution in dieser Hinsicht vollzog sich in den 20er Jahren, als die Photokameras zunehmend mobiler und die Photomaterialien empfindlicher wurden. Damit einhergehend feierten illustrierte Magazine, in denen die Zeichnungen durch Photografien ersetzt wurden, mit riesigen Auflagen Erfolge. Ein Riesenschritt auch für das, was wir heute als Boulevardjournalismus bezeichnen. Für den Berliner Börsen-Courier vom 30. April 1922 dachte Joseph Roth über die Auswirkungen der Schnappschüsse in den Medien, über das Dauerfotolächeln der Politik nach. In seinem Studio, vor neugierigen Paparazzi-Objektiven geschützt, liest für uns Frank Riede.
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Folge vom 29.04.2022Mary Wigman und die Zukunft der TanzkunstMary Wigman, eigentlich bürgerlich 1886 als Marie Wiegmann in Hannover geboren, zählt zu den wichtigsten Wegbereiterinnen des sogenannten Ausdruckstanzes in Deutschland. Als Choreographin wirkte sie vor allem mit ihrer eigenen Tanzgruppe von Dresden aus und stand in engem Austausch auch mit bildenden Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner. Darüber hinaus hinterließ sie aber auch tiefe Spuren als Tanzpädagogin, bei der u.a. Gret Palucca, Margarete Wallmann und Harald Kreutzberg lernten. 1922 war der neue Stil der Wigman, wenig überraschend, noch sehr umstritten. Erich Vogeler versucht im Berliner Tageblatt vom 29. April eine Lanze für sie zu brechen, artikuliert zugleich aber doch auch einige Vorbehalte. Hier gelesen von Paula Leu.
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Folge vom 28.04.2022Dr. Mabuse, der SpielerIn der Filmgeschichte gibt es gibt immer wieder Filme, die als Zeitbilder ihrer Entstehungsepoche gesehen werden, als würden sie die Stimmung, Themen, Leidenschaften, das Lebensgefühl etwa eines Jahrzehnts in sich verkörpern. „Ausser Atem“ von Jean-Luc Godard, „Die Fahrraddiebe“ von Vittorio de Sica sind Beispiele dafür. Und sicherlich gehört „Dr. Mabuse, der Spieler“ von Fritz Lang auch in diese Reihe. Die nervöse, verruchte, ekstatische und anarchische Weimarer Republik bekommt mit diesem zweiteiligen insg. 4 ½ stündigen Film ein Denkmal gesetzt, weshalb es nicht verwundert, dass die Erfolgsserie “Babylon Berlin” sich immer wieder vor diesem Stummfilm verneigt. Dr. Mabuse ist ein Meisterverbrecher, Manipulator, Hypnotiseur, Spieler, ein Mann mit tausend Gesichtern, einem weit verzweigten Verbrechernetzwerk, der die Börse manipuliert, mit Immobilien spekuliert und dabei weniger von finanziellem Gewinn getrieben ist, sondern vor allem von der Freude am Spiel. Am 27. April 1922 feierte der erste Teil Premiere in Berlin und einen triumphalen Erfolg. Für den Regisseur Fritz Lang und die Drehbuchautorin Thea von Harbou ebnete er den Weg zu weiteren gemeinsamen Großproduktionen. Mit der Filmkritik aus der BZ. am Mittag vom 28. April folgt für uns Paula Leu den Spuren des Dr. Mabuse.