NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 23.12.2020Heidnische WeihnachtsbräucheWas feiern wir an Weihnachten? Jesu Geburt und die frohe Botschaft, die sich damit verbindet, sagen die christlichen Kirchen und reklamieren das Fest damit gerne ganz für sich. Diesem Exklusivitätsanspruch entgegensteht nicht nur die eminente zeitliche Nähe zu den alten heidnischen Festen der Wintersonnenwende oder der Rauhnächte. Tatsächlich unterlaufen auch viele unserer überkommenen Festtagskomponenten – vom Fruchtbarkeit verheißenden immergrünen Tannenbaum bis zum wenig frommen Weihnachtsmann in seinem coca-cola-roten Mantel – offensichtlich das rein christliche Narrativ. Vor einhundert Jahren war diese Tendenz zur Vermischung und Verbindung unterschiedlichster Traditionen, wie unser heutiger Podcast zeigt, sogar fast noch stärker ausgeprägt. Die Deutsche Allgemeine Zeitung vom 23. Dezember 1920 betrachtet einige uns heute sehr fremd anmutende regionale Bräuche, die den immer schon synkretistischen Charakter von Weihnachten klar unterstreichen. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 22.12.2020Weihnachten in Nordschweden: Rentier vs. ButterbrotWann wird es endlich wieder richtig Winter? Ein Winter, wie er früher einmal war…! Seit Jahren bleibt der Schnee in Berlin, so er überhaupt fällt, nicht lange liegen. Grund genug zusammen mit der BZ am Mittag vom 22. Dezember 1920 nach Nordschweden zu schauen. Paula Heymans-Försterling berichtet dort begeistert von ihrem Weihnachtsfest 1919 in Lappland, inkl. einer zweitägigen Tour zu einem Zeltlager von Lappen - heute sagt man: Samen -, die sie kennengelernt hatte. Eiseskälte, Polarlichter, meterhohe Schneedecke, lange Ski-Abfahrten – alles schön und gut; einziger Wehmutstropfen: diese kulinarische Fixierung der Samen auf das Rentierfleisch. Aus seinem kuschelig warmen Home-Studio liest Frank Riede.
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Folge vom 21.12.2020Weihnachten vor dem Krieg: Wie ein Märchen fern...Krieg bedeutet Schlachten, Tote und Gefangene. Aber Krieg heißt auch banaler: harte Einschränkungen in den Friedenszeiten, die auf ihn folgen. 1920 hatten nicht nur die Berliner mit enormen Preissteigerungen bei gleichzeitigem Angebotsmangel zu kämpfen. Der Verzehr von Schlagsahne war, wie wir bereits berichteten, verboten. Aber auch weniger ausgefallene Güter waren entweder gar nicht zu bekommen oder konnten nur zu vergleichsweise astronomischen Summen erstanden werden. Die Berliner Volkszeitung konstruiert in ihrem Artikel vom 28. Dezember die Situation einer Großmutter, die ihren Enkeln von der Zeit vor dem Krieg erzählt. Für die kleinen Kinder klingt all das wie ein Märchen. Sicherlich: die in dieser Szene enthaltene Verklärung der Kaiserzeit ist problematisch; die eigentliche Pointe aber bleibt heute so aktuell wie vor hundert Jahren: Nie wieder Krieg! Es liest Paula Leu.
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Folge vom 20.12.2020Das Leiden des jungen Ixypsilon'Eins, zwei, drei' in der Regie von Billy Wilder, mit James Cagney, Lieselotte Pulver und Horst Buchholz, gilt bis heute, sehr zurecht, als einer der berühmtesten Berlin-Filme. Weit weniger bekannt ist, dass Wilders rasanter Komödie ein gleichnamiges Theaterstück von Ferenc alias Franz Molnár aus dem Jahr 1929 als Vorlage diente. Dabei war der Ungar Molnár in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der erfolgreichsten Dramatiker Europas, dessen Stücke auch in Amerika große Popularität erlangten und dem Lebemann und berüchtigten Casanova Molnár ein mondänes Leben ermöglichten. Seine literarischen Anfänge hatte freilich auch er als Journalist. Neben ungarischen schrieb er gelegentlich auch für deutsche Zeitungen, u.a. für das Berliner Tageblatt. Aus dessen Ausgabe vom 20. Dezember 1920 liest Frank Riede.