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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 26.09.2020Sarrasani im Zirkus BuschWer im September 1920 in Berlin ein Ballett sehen wollte, der konnte in den Zirkus Busch gehen, wo der Zirkus Sarrasani gastierte. Offenbar gehörten damals neben dressierten Tieren, Akrobaten und Clowns auch Musik- und Tanznummern zum festen Bestandteil der Aufführungen. Darüber hinaus enthielt das Programm auch noch Elemente der kolonialistischen und rassistischen „Völkerschauen“ der Zeit, da auch, wie damals völlig selbstverständlich und unhinterfragt gesagt wurde, „Sudanneger“ auftraten. Der in Dresden ansässige Zirkus Stosch-Sarrasani geht auf Hans Stosch zurück, der als Dressur-Clown unter dem Namen „Giovanni Sarrasani“ in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts zu einiger Berühmtheit gelangt ist. Er gründete einen eigenen Minizirkus in Dresden mit Hunden, Affen, einem Bären und einem Schwein. 1920 war der Zirkus Sarrasani, der einen festen Zirkusbau in der Dresdner Neustadt hatte, zu einer beachtlichen Größe herangewachsen, wovon die kurze Nachricht anlässlich der Eröffnung der Saison im Zirkus Busch der Berliner Volkszeitung vom 26 September 1920 zeugt. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 25.09.2020Der neueste Trend: WettersportArtikel des österreichische Reiseschriftstellers und Journalisten Arnold Höllriegel haben Sie in unserem Podcast bereits zu Gehör bekommen. Diesmal beweist er in einem Feuilleton des Berliner Tageblatts vom 25. September 1920, dass sich auch Enttäuschung, Wut und Langeweile in einen unterhaltsamen Zeitungstext übersetzen lassen. Die Eindrücke seines Aufenthalts im frühherbstlichen Tiroler Ötztal, das offensichtlich durchgängig verregnet war, nutzt er, um den „Wettersport“ als neuen Trend des Bergurlaubs zu feiern. Paula Leu feiert mit.
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Folge vom 24.09.2020Frankreichs neuer PräsidentDie Stellung des französischen Präsidenten war in der Dritten Republik, also zwischen 1870 und 1940, nicht ganz so stark wie heute in der Fünften Republik. Dennoch war ein Wechsel in diesem Amt auch schon vor einhundert Jahren, kurz nach der Ratifizierung von Versailles, selbstverständlich auch in Deutschland von großem Interesse. Alexandre Millerand hieß der neue Mann, der nach nur wenigen Monaten den gesundheitlich angeschlagenen Paul Deschanel beerbte, und mit diesem Namen verbanden sich rechtsrheinisch nicht allzu viele Hoffnungen. Galt Millerand doch im Umgang mit dem im Weltkrieg besiegten Nachbarn als Hardliner, dem man überdies – gemäß einem weitverbreiteten rassistischen Narrativ – vor allem die Stationierung afrikanischer Besatzungssoldaten in Deutschland vorwarf. So auch das Berliner Tageblatt vom 24. September 1920, aus ihm liest, trotzdem, Frank Riede.
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Folge vom 23.09.2020Der alte Bürgermeister für das neue “Groß-Berlin”So tiefgreifend die politischen Umbrüche des Revolutionsjahres 1918 im Großen waren, gab es im Kleinen, auf der kommunalen Ebene, doch auch einige Kontinuitäten. Der parteilose Jurist Adolf Wermuth war bereits zu Kaisers Zeiten 1912 zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt worden und übte dieses Amt auch nach dessen Abdankung, in republikanischer Zeit weiter aus. Das wichtigste Projekt Wermuths in jenen Jahren war dabei das Gesetz zur Begründung Groß-Berlins, das zum 1. Oktober 1920 in Kraft treten sollte - und angesichts der dadurch erheblich veränderten städtischen Demographie natürlich eine Neuwahl des Oberbürgermeisters verlangte. Sowohl die Fusion, als auch Wermuths Wiederwahl sicherten dabei die in Berlin dominierenden linken Parteien, sein angestammtes bürgerliches Lager hingegen wandte sich von ihm ab. Auch die bürgerliche Berliner Morgenpost macht in ihrem Bericht aus dem Stadtparlament vom 23. September keinen Hehl aus ihrer Sicht der Dinge. Es liest Paula Leu.