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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 22.09.2020Schaut auf die Kriegskrüppel!Rund 20 Millionen Tote forderte der 1. Weltkrieg. Dazu kamen noch mehr als 21 Millionen Verletzte weltweit. Neben der ärztlichen Versorgung war die gesellschaftliche Herausforderung hier v.a. die der Reintegration der körperlich, aber auch psychisch teilweise schwer gezeichneten jungen Männer. Auch weil die Rückkehrer wie die Zurückgebliebenen mit dieser Situation häufig nur schwer zurecht kamen, wurden die überfüllten Lazarette nicht selten zu einer Art Verwahranstalt, ja Vorhölle für die Verdammten des Krieges. So jedenfalls der Autor eines Berichts in der Freiheit vom 22.9.1920. Deutschland müsse seiner Verantwortung den hunderttausenden Kriegskrüppeln gegenüber endlich gerecht werden! Es liest Frank Riede.
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Folge vom 21.09.2020Zugreise von Tokio nach KyotoEnde des 19. Jahrhunderts kam ein neues Finanzierungsmodell von Zeitungen auf. Vorreiter dieses nur über Anzeigen finanzierten neuen Zeitungstyps war der Berliner Lokal Anzeiger, dessen erste Ausgabe 1883 herauskam. Der Berliner Scherl-Verlag konnte schon wenige Jahre später den Anzeiger bis auf eine geringe Ausliefergebühr zwei Mal täglich kostenlos anbieten. 1916 übernahm der nationalkonservative Hugenberg-Konzern den Scherl-Verlag und damit auch den Berliner Lokal Anzeiger. Die politische Ausrichtung des Konzerns lässt sich freilich in dem heutigen Artikel nicht unbedingt ablesen. In der Tradition der Reiseberichte, genauer Bahnreiseberichte von Auslandskorrespondenten, die schon öfters in diesem Podcast erklungen sind, schrieb Arthur von Knorr, Marineattaché in Tokio, seine Eindrücke von der Fahrt mit einem Nachtzug von Tokio nach Kyoto für die Ausgabe vom 21. September 1920 auf. Für uns liest Frank Riede.
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Folge vom 20.09.2020Prügeleien um den OberstadtschulratEin Riss geht durch die Gesellschaft, die Fronten sind verhärtet, die Lager unversöhnlich. In Zeiten eines neuen, auf alle Fragen nur eine Antwort habenden Nationalismus sind uns die in solcher Formulierung gefassten sozialen Spannungen sehr gut vertraut. Mit Blick auf 1920 lässt sich ganz ähnlich von einer Spaltung der Gesellschaft sprechen. Ohne Internet und social media aber waren es Veranstaltungen wie die Wahl des Oberstadtschulrats, in deren Rahmen die verfeindeten Parteien ganz handfest aufeinander trafen. Am 20.9. berichtet die Vossische Zeitung von entsprechenden Verwicklungen für oder wider die Ernennung eines gewissen Dr. Kurt Löwenstein, Kandidat der Linken. Gelesen von Paula Leu.
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Folge vom 19.09.2020Die expressionistische ‘Jungfrau’War Berlin in den 1920er Jahren auch ohne Zweifel die deutsche Theatermetropole und als solche dessen wichtigstes Laboratorium, so kamen viele ästhetische Impulse doch auch aus der Provinz. Eine besonders interessante Rolle kam dabei dem Landestheater Darmstadt zu. Nicht nur im Bereich des Musiktheaters, sondern auch das dortige ‘Sprechtheater‘ bewies unter der Ägide seines jungen Intendanten Gustav Hartung reichlich Mut zum Experiment, wie hier eine Rezension des Berliner Börsen-Couriers vom 19. September 1920 belegt. Wohl war man mittlerweile landauf, landab an expressionistische Schauspiele gewöhnt. Dass man auch einen Klassiker wie Schillers Jungfrau von Orléans expressionistisch inszenieren konnte, war hingegen noch eine ziemlich neue Erfahrung und selbst der Hauptstadtpresse einen ausführlichen Bericht wert. Es liest Frank Riede.