NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 27.12.2020Der Vater der Gewerkschaften gestorbenDer gelernte Drechsler Carl Legien war in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Gewerkschaftler Deutschlands. Als Reichstagsabgeordneter von 1893 bis 1898 sowie von 1903 bis 1920gehörte er zu den engagiertesten politischen Interessenvertretern der Arbeiterschaft. Realpolitisch-pragmatisch war er nicht unbedingt der Liebling der extremen Linken. Sein Charisma und seine Erfolge – u.a. wurden im Stinnes-Legien-Abkommen die Gewerkschaften 1918 das erste Mal von der deutschen Unternehmerschaft offiziell als Interessenvertreter der Arbeiterschaft anerkannt – sicherten ihm nach seinem überraschenden Tod am 26.12. 1920 jedoch eine ausführliche Würdigung im Vorwärts am Folgetag. Es liest Paula Leu.
-
Folge vom 26.12.2020Berlin: Weltmetropole des Tanzes?Berlin galt nach dem 1. Weltkrieg als Tanzhochburg. Ob dem 1920 noch so war, wollte das Berliner Tageblatt wissen und realisierte eine Umfrage bei Tänzern und Besitzern von Tanzlokalen, deren Ergebnisse sie in der Feiertagsausgabe vom 25. Dezember publizierte. Das Fazit ist eindeutig: Berlin hat eine tanzverrückte Bevölkerung, offen für neue Tanzstile und begierig nach Profi-Tanzperformances. Die Analyse zeigt aber auch astronomische Honorare für Vortänzer und immer wieder den Hinweis auf die sozialen Verschiebungen der Nachkriegsgesellschaft. Die Neureichen und Kriegsgewinnler lassen es besonders krachen. Für uns lässt Frank Riede, ganz ohne Honorar, seine Stimmbänder tanzen.
-
Folge vom 25.12.2020Karitative Weihnachtsfeiern in BerlinWeihnachten angemessen zu begehen war auch noch zwei Jahre nach Kriegsende eine Herausforderung. Ohne die Unterstützung von Einrichtungen wie der Amerika Hilfe oder des Roten Kreuzes wären umfänglichere öffentliche Feiern kaum möglich gewesen. Dank des Einsatzes dieser Organisationen, einer ganzen Reihe von Amtsträgern sowie der Bürgerschaft als ganze konnten 1920 aber schließlich auch in Pflegeanstalten, Krankenhäusern und den noch immer übervollen Lazaretten weihnachtliche Bescherungen stattfinden, wie der Vorwärts vom 25.12. berichtet. Es liest Paula Leu.
-
Folge vom 24.12.2020Schnitzlers “Reigen” oder Wie erotisch darf das Theater sein?Arthur Schnitzlers Reigen war bereits in den 1890er Jahren entstanden, konnte aber zur Kaiserzeit weder in Österreich, noch in Deutschland, noch sonst irgendwo öffentlich aufgeführt werden. Zu explizit, zu skandalös erschienen deren prüden Gesellschaften Schnitzlers zehn erotische Dialoge über die „unerbittliche Mechanik des Beischlafs“, die bei ihm quer durch alle Gesellschaftsschichten ging. War die Zeit, war das sündige, postrevolutionäre Berlin des Jahres 1920 endlich reif für eine Uraufführung? Wenige Stunden vor deren anberaumtem Termin grätschte das preußische Kultusministerium (damals immerhin geleitet von dem Sozialdemokraten Konrad Haenisch) dazwischen und verbot die Vorstellung unter Haftandrohung – von der sich Gertrud Eysoldt, die Direktorin des Kleinen Schauspielhauses in der Fasanenstraße, jedoch unbeeindruckt zeigte. Für das Berliner Tageblatt vom 24. Dezember rezensiert Alfred Kerr, für uns liest Frank Riede.