NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 31.12.2020Gereimter Jahresrückblick 1920Robert Liebmann zählte in den 1920er und frühen 1930er Jahren zu den wichtigsten deutschen Drehbuchautoren. Bekannte Streifen, an denen er prominent mitwirkte, waren u.a. Der Kongreß tanzt oder Der blaue Engel. Seit 1933 lebte er im Exil, überwiegend in Paris, wo er nach der deutschen Besetzung Frankreichs verhaftet und anschließend in Auschwitz ermordet wurde. Parallel zu seiner Karriere als Filmbuchautor hatte Liebmann anfänglich auch als Filmkritiker für verschiedene Berliner Tageszeitungen gearbeitet – um dort gelegentlich freilich auch Ausflüge in andere Textgenres zu unternehmen. Sein Silvestergedicht aus der B.Z. am Mittag auf das Jahr 1920 ist dabei von ähnlich wenig Wehmut geprägt wie die aktuellen Nachrufe auf 2020. Regelmäßigen Hörerinnen und Hörern unseres Podcasts werden viele Stichworte, die in Liebmanns Rückblick auftauchen, gewiss bekannt vorkommen. Für uns verabschiedet 1920 und 2020 Frank Riede.
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Folge vom 30.12.2020Vom Unwesen der sizilianischen MafiaDer Begriff fällt im gesamten Artikel der Berliner Volks-Zeitung vom 30. Dezember 1920 kein einziges Mal und doch beschreibt der Bericht „Aus dem dunkelsten Sizilien“ ein uns von dort sehr vertrautes, mit dem modernen Sizilien fest assoziiertes Phänomen: das Treiben der ehrenwerten Gesellschaft, der Cosa nostra, kurz: der Mafia. Historiker datieren deren Anfänge mittlerweile auf das frühe 19. Jahrhundert zurück, für den Berliner Zeitungsleser der 1920er Jahre dürfte die Beschreibung von organisiertem Viehdiebstahl, Clanstrukturen und Schutzgelderpressung in süditalienischem Ambiente gleichwohl Neuigkeitswert gehabt haben. Als Kinogenre etablierte sich der Mafiafilm jedenfalls erst nach der Erfindung des Tonfilms in den 30ern. Für uns liest Paula Leu.
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Folge vom 29.12.2020Wo sind all die Flugzeuge hin?In Zeiten des Krieges, des gesellschaftlichen Chaos gehen schnell mal Dinge verloren. Lebensmittelvorräte zeitweise verlassener Supermärkte verschwinden wie von Geisterhand, auch Wertgegenstände aus temporär geräumten Privatwohnungen sind nicht mehr auffindbar. 1920 aber fühlte sich das Reichsverkehrministerium sogar dazu veranlasst, die Bevölkerung zu bitten, eine Reihe verschwundener Flugzeuge wieder herauszugeben. Tatsächlich hatten rechte Paramilitärs die Gunst der Stunde genutzt, um Flugzeuge aus den Beständen der Armee beiseite zu schaffen. Die Freiheit vom 29.12. fürchtet nicht zu unrecht die politischen, aber auch die wirtschaftlichen Konsequenzen dieses Diebstahls. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 28.12.2020Mit der Polizei am Schlesischen Bahnhof unterwegsDie Bahnhofsgegenden von Großstädten haben in der Regel einen besonders schlechten Ruf. Dem war auch schon vor einhundert Jahren so. Darum überrascht es nicht, dass ein Autor für das 8-Uhr-Abendblatt, der eine Nacht zusammen mit Polizisten in Zivil durch die Lokale rund um den Schlesischen Bahnhof, heute der Berliner Ostbahnhof, zog, von Armut, Halbwelt und Kriminalität berichtet. Sein mitunter erschütternder Bericht erschien unter der Rubrik „Streifzüge durch Berlin“ am 28.12.1920. Frank Riede liest.