„Jude bin ich nicht aus religiösen Gründen, sondern weil ich als Jude verfolgt wurde“, sagt Horst Selbiger. Als Sohn eines jüdischen Vaters und einer nicht-jüdischen Mutter hat er den Antisemitismus des NS-Regimes schon als Kind kennengelernt: Schon in der ersten Klasse wurde er deswegen von Mitschülern beschimpft. Im Krieg musste er in Berlin Zwangsarbeit leisten. Nach 1945 hat sich der heute 97-Jährige bewusst für die DDR entschieden, weil die Rote Armee ihn von den Nazis befreite und er beim Aufbau eines antifaschistischen Deutschlands mithelfen wollte. 1964 ist er zwar in den Westen gegangen, weil er auch in der DDR immer mehr aneckte, doch im Grunde seines Herzens ist er bis heute ein Kommunist geblieben, erzählt er im Gespräch mit Matthias Bertsch.
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Reden mit einem Menschen. Eine knappe Stunde lang. Eine Zumutung? Im Gegenteil: es ist die pure Verführung zum Zuhören.
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Folge vom 04.05.2025Der Holocaustüberlebende Horst Selbiger
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Folge vom 01.05.2025Theresa Brückner, DigitalpfarrerinWenn die Berliner Pfarrerin Theresa Brückner zu einer Beerdigung unterwegs ist, sich etwas zu essen macht oder wenn sie über Sexismus in der evangelischen Kirche spricht, dann schauen ihr dabei mehrere Tausend Menschen zu, denn sie ist Deutschlands erste Digitalpfarrerin und erreicht mit ihren digitalen Videos, Bildern und Texten unter dem Titel "Theresa liebt" über 22 000 Menschen in Deutschland. Warum sie viele Hass-Nachrichten erhält, wie sie damit umgeht und wie sie die Zukunft der evangelischen Kirche sieht, thematisiert sie im Gespräch mit Vera Kröning-Menzel.
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Folge vom 27.04.2025Glück in Kleinen - der Architekt Van Bo Le-MentzelVan Bo Le-Mentzel packt eines der größten Probleme unserer Zeit an: Er entwirft bezahlbaren Wohnraum. Heraus kommen Kleinsthäuser, sogenannte Tinyhäuser, und Kleinstwohnungen schon ab 10qm. Seine Ideen lebt er auch selbst. Mit seiner fünfköpfigen Familie wohnt er in einer 2-Zimmer Wohnung, die er entsprechend umgebaut hat, damit trotzdem jeder einen Rückzugsraum hat. Mit Katrin Heise spricht er über Aufräumdisziplin, über sein Aufwachsen in Berlin Wedding als Kind von Flüchtlingen und über sein Engagement für Obdachlose und Flüchtlinge.
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Folge vom 20.04.2025Anna Melikova, SchriftstellerinAnna Melikova hat sich von ihrer Muttersprache verabschiedet, denn die Drehbuchautorin und Schriftstellerin ist auf der ukrainischen Krim mit russischer Sprache und Kultur groß geworden. Nach ihrem Studium in Kyjiw hat sie zehn Jahre in Moskau gearbeitet und dort das Programm eines unabhängigen Filmfestivals kuratiert. Seit 2017 lebt sie in Berlin; im Februar 2022 hat sie entschieden, nicht mehr auf Russisch zu schreiben. Von ihrem langen Weg zu einer ukrainischen Identität erzählt Anna Melikova in ihrem ersten Roman "Ich ertrinke in einem fliehenden See", und in ihrem aktuellen Filmprojekt fragt sie nach den Auswirkungen des Krieges auf die Gesellschaft in der Ukraine. Frank Meyer hat mit ihr gesprochen.