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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 08.11.2020Skandal auf der Trabrennbahn MariendorfIn den Sportteilen der Berliner Zeitungen dominierte 1920 nicht der Fußball, nicht der Box-Kampf, nicht das Tennisspiel. Sie berichteten von den Pferderennbahnen der Stadt und informierten über alle Sieger und Platzierungen der einzelnen Rennen. Dabei standen riesige Summen von Wetteinsätzen auf dem Spiel und es kam immer wieder vor, dass ein Streit über den rechtmäßigen Verlauf eines Rennens zu heftigen Protesten mancher Wettenden führte. Von einem besonders schwerwiegenden Skandal an der Mariendorfer Pferderennbahn berichtet die BZ. am Mittag in ihrer Ausgabe vom 8. November 1920. Für uns spricht ins Mikrophon: Paula Leu.
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Folge vom 07.11.2020Pensionopolis und AkademikaAm 7.11.1920 druckt die Berliner Volkszeitung einen Brief ihres Korrespondenten in Hessen. Ein Besuch in Kassel zeigt überraschend, dass die auf den ersten Blick als Altenteil kaisertreuer Pensionäre erscheinende Stadt tatsächlich eine politisch hochaktive Arbeiterschaft beheimatet. Dagegen wird die Universitätsstadt Marburg mit all ihren klugen Köpfen als Hort reaktionär-nationalistischen Flaggentaumels erfahren. Für den Wiederaufbau Deutschlands, so das Fazit, lässt sich nur auf den Kassler Proletarier, nicht den Marburger Akademiker hoffen. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 06.11.2020Georg Kaisers “Europa”Der 1878 geborene Georg Kaiser zählt zu den produktivsten wie erfolgreichsten Dramatikern der sogenannten expressionistischen Generation. Ständige Geldnöte plagten ihn trotzdem und brachten ihn auf die schlechte Idee, aus einer von ihm lediglich gemieteten Villa im bayerischen Tutzing Gemälde und Teppiche zu verpfänden. Die Sache flog auf, Kaiser ging in Untersuchungshaft - und die eine Woche später terminierte Berliner Uraufführung seines neuen ‘Tanzspiels‘ Europa konnte sich vor publicity kaum retten. Der Rezensent der Vossischen Zeitung Monty Jacobs hat zum Glück Stil. Sein Premierenbericht vom 6. November 1920 hält sich mit Kaisers Privatleben nicht lange auf, sondern findet schnell zurück zum Dauergenörgel der Berliner Theaterkritik über Hans Poelzigs angeblich völlig überdimensioniertes Großes Schauspielhaus, dem seine vormalige Nutzung als Zirkus viel besser gestanden habe als jetzt die als Theater. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 05.11.2020Kinderhölle in BerlinDie Berliner Arbeiterviertel und Hinterhöfe sind schon um schon um 1900 ein sozialer Brennpunkt. Wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den ersten Nachkriegsjahren aber Verschärfen diese Situation noch. Die Vossische Zeitung vom 5.11.1920 zeichnet ein deprimierendes Bild. Kinder und Alte sind – wie immer – besonders betroffen. Und der Winter ist nah. Gelesen von Paula Leu.