Die Wichtigkeit der Vorbereitung und der damit verbundenen Strategieauswahl überspringe ich an dieser Stelle – sollte dir das noch nicht ganz klar sein, dann empfehle ich Dir die ersten Episoden dieses Podcasts, denn da gehe genau darauf intensiver ein. Zu beginn dieser Episode wird es etwas theoretischer – und für’s zweite Mal hören solltest Du dir vielleicht Papier & Stift bereit legen (oder mein eBook nutzen) Damit Du für deine Verhandlung die richtige Strategie auswählen kannst, solltest Du folgende Fragen beantworten und die Ergebnisse in ein Koordinatensystem mit einer Skala von 1 bis 10 vermerken. Die y Achse konzentriert sich auf die Wichtigkeit, also das Ergebnis der Verhandlung – die Fragen dazu lauten: Wie wichtig ist das Ergebnis für mich? 1 entspricht unwichtig, 10 sehr wichtig Wie ist mein Wahrgenommene Macht? 1 entspricht niedrig, 10 hoch Wie ist mein Verhalten? 1 entspricht entgegenkommend, ohne große Forderungen, 10 egoistisch, fordernd Auf der X Achse wird der Fokus auf die Beziehungsebene gelegt. Dafür eignen sich die folgenden Fragen: Wie ist die Zusammenarbeit? 1 es gibt keine 10 sehr eng Wie beurteilen wir die Geschäftsbeziehung zur Gegenseite? 1 es gibt keine, 10 sehr gut Gibt es geteilte Interessen? 1 nein, keine einzige, 10 eine ganze Menge Anhand der Position Ihrer Markierungen kannst Du nun die Strategie abwandeln. Sollten deine Markierungen in allen Fällen im Bereich der kleinen Zahlen (1-5) angesiedelt sein, so ist das Vermeiden der Verhandlung die logische Strategie für diese Verhandlung. Vermeiden kommt dem Zeitspiel im Fussball sehr gleich. Die Fussball-Kenner werden sich evtl. noch an den „Nichtangriffspakt von Gijon“ oder die letzten 10 Minuten der Partie Japan gegen Polen bei der Fussball-WM 2018 in Russland erinnern, denn dort kam genau diese Taktik zum Vorschein. Keine Bemühungen ein Tor zu erzielen, keine bzw. kaum Zweikämpfe – nur Ball hin und herschieben. In der Geschäftswelt kommt sowas leider auch häufig vor. Überraschender Weise häufiger als erwartet. Der Ursprung dieses Gedankengangs kann ich mir nur so erklären, dass man „Wer zuerst zuckt, verliert“ falsch interpretiert, denn das greift erst wesentlich später im Prozess. Ein Beispiel: In einem Workshop schilderte mir ein Teilnehmer folgende Situation: Sein Unternehmen befindet sich im Jahresgespräche mit einem Haupt-Lieferanten, mit dem man schon seit mehreren Jahren zusammenarbeitet. Ein Angebot liegt vor und ist mit einer 14tägigen Gültigkeit versehen. Da der Lieferant bei den letzten Jahresgesprächen regelmäßig und früh im Prozess eine Preiserhöhung sowie eine größere Abnahmemenge ausgehandelt hatte, will man nun abwarten, damit das Angebot noch nachgebessert wir, denn eine erneute Erhöhung möchte man nicht akzeptieren. Die Zeit wird langsam knapp, da der aktuelle Vertrag bald ausläuft. Lassen wir an dieser Stelle mal kurz außer Acht, dass der gesamte Ansatz aus meiner Sicht falsch ist, und konzentrieren wir uns auf die gewählte Strategie. Wenn man die Zeit, in der es keine Kommunikation zwischen den beiden Parteien gab, dafür genutzt hätte, entsprechende Forderungen zu entwickeln, dann würde es mir sicherlich leichter fallen, diese Vorgehensweise als positiv zu bewerten. Dies ist in meinen Augen der einzige Vorteil, den diese Strategie mit sich bringt. Ja, an manchen Stellen kann man dies auch als Zeichen der Macht nutzen („Ich brauche dieses Ergebnis nicht so dringend wie Du“) allerdings sehe ich das gerade in einer Geschäftsbeziehung, die auf Langfristigkeit aufgebaut ist, nicht als Zielführend an. Ebenso die Tatsache, dass man einen Konflikt vermeidet ist für mich ein sehr schwaches Pro-Argument für diese Strategie, denn mir fehlt dabei die Augenhöhe. Die Nachteile liegen ebenfalls auf der Hand: wenn der Torhüter einen Abstoß verzögert, weil er Zeit schinden will, dann kann das clever sein. Übertreibt er es, kommt der Gedanke auf, dass er nicht weiß, zu wem er den Ball spielen soll. Übertreibst Du es in einer Verhandlung mit dem Spiel auf Zeit, dann erscheinst Du als alternativlos – was schnell auch als Machtlos wahrgenommen werden kann. Und wenn das der Fall ist, dann kommst Du auch nur schwer wieder von dieser Strategie los. Glaubst Du nicht? Dann Stelle dir doch mal die Frage, was dir durch den Kopf geht, wenn jemand 13 Tage auf eine Antwort warten lässt, dann von Dir eine Antwort innerhalb von 24 Stunden haben möchte… Außerdem bewegen wir uns in einer Geschäftswelt, in der Geschwindigkeit eine große Rolle spielt. Zeit ist eins der wertvollsten Güter geworden und Du wirst viel von einer möglichen Reputation einbüßen, wenn Du deinen Gegenüber zu lange warten lässt. Was bedeutet das nun für deine Verhandlungen? Vermeiden bzw. das Spiel auf Zeit sind Strategien für unwichtige Dinge – für mich also unter der Kategorie „Quick and Dirty“ – Ich bin ein Gegner dieser Strategie und greife da lieber auf die etwas direkte, klarere Vorgehensweise zurück. Konkret heißt das, dass ich meinem Gegenüber offen, auf eine diplomatische Art und Weise mitteile, dass das Ergebnis für mich im Moment keine hohe Priorität genießt. Da schwingt zwar eine gewisse Arroganz mit, jedoch ist es in meinen Augen ehrlich und vor allem spart es beide Seiten Zeit und Nerven. Und dadurch auch Geld. Man kann mich an dieser Stelle gerne eines besseren Belehren – doch wieso sollte ich jemanden „hinhalten“ und mich ggfs. später nochmal mit etwas beschäftigen, was ich Für unwichtig ansehe Ich auch keine allzugroße Verhandlungsmacht auf meiner Seite wahrnehme Ich auch nicht wüßte, was ich von der Gegenseite fordern sollte Ich nicht an einer Zusammenarbeit interessiert bin Ich den gegenüber nicht kenne Ich keine Gemeinsamkeiten entdecke Da mache ich lieber einen klaren Cut an der Stelle, denn das ist offen und ehrlich und in meinen Augen auch professionell. Nun weißt Du, wie du die Strategie in einer Verhandlung auswählen kannst. welche Vor- und Nachteile die Strategie „Zeitspiel/Vermeiden“ mit sich bringt Wenn Du das in deiner Verhandlung berücksichtigst, dann wirst Du in Zukunft garantiert besser verhandeln. In den kommenden Episoden werde ich auf die weiteren Strategien eingehen. Wenn Dir meine Inhalte gefallen, dann habe ich an dieser Stelle noch eine kleine Empfehlung für dich. Auf meiner Homepage biete ich ein kostenloses eBook an. Kostenlos in Anführungszeichen, denn damit Du es bekommst, benötige ich deine Emailadresse. Dafür bekommst Du eine kompakte Hilfe für deine Verhandlungen incl. nützlicher und vor allem praxiserprobter Tipps. Einfach besuchen, ein paar Sekunden warten, bis das PopUp dich zum eBook führt, dann die obligatorischen DSGVO Klicks und schon hast Du das eBook in deinem Postfach. Wenn Du darüber hinaus Fragen zum Thema Verhandlungen hast, dann kannst Du direkt über mit mir in Kontakt treten. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei deinen Verhandlungen. Besten Gruß & bis zum nächsten mal Das hörst Du wann: 00:45 Einleitung 01:29 Wie wähle ich professionell meine Strategie aus 02:54 Wann „Vermeiden/Zeitspiel“ die richtige Strategie ist 03:06 Die Strategie „Vermeiden/Zeitspiel“ 03:54 Beispiel „Zeitspiel“ im Business 04:42 Eigenschaften des „Zeitspiels“ 04:55 Vorteile der Strategie 05:35 Nachteile der Strategie 06:35 Mein Ratschlag 07:59 Zusammenfassung 08:24 Empfehlung „eBook – erfolgreich verhandeln“ Shownotes

WirtschaftRatgeber
Besser verhandeln - PRM-Andreas Schrader Folgen
Vertrieb/Sales, Einkauf/Procurement, HR & Recruiting, Projektmanager oder Geschäftsführer - jeder verhandelt. Mehr Gehalt, besseren Preis, es geht oft um Geld in Verhandlungen. Dabei hilft nicht immer das Harvard-Konzept. Wenn Du in Zukunft besser verhandeln möchtest, dann abonniere meinen Podcast und profitiere von dem, was es hier auf die Ohren gibt.
Folgen von Besser verhandeln - PRM-Andreas Schrader
216 Folgen
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Folge vom 30.04.2019Episode 25 - Strategie "Zeitspiel/Vermeiden"
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Folge vom 23.04.2019Episode 24 - Wahrheit ist Pflicht„Nicht alles was wahr ist, muss gesagt, werden – doch alles was Du sagst, muss wahr sein.“ Dieses Zitat wird meistens Voltaire zugeschrieben – es sei denn, Marc-Uwe Klings „Känguru“ ordnet die Zitate ein, dann wäre es wahrscheinlich Donald Trump zuzuordnen. Wichtig für deine Verhandlungen ist, dass Du immer bei der Wahrheit bleiben sollst. Wieso und wie du das schaffst, das erfährst Du in dieser Episode des PRM Podcast, Besser verhandeln. Ich schätze, dass ca. 75% meiner Hörer dieses Wissen für berufliche Zwecke nutzen und leider kann ich davon ausgehen, dass 100% bereits in einer Verhandlung angelogen wurden. Wahrscheinlich sogar auch im privaten Umfeld. An dieser Stelle möchte ich nicht als Moralapostel oder ähnliches auftreten, sondern lediglich sensibilisieren. Unwahrheiten oder krass ausgedrückt „Lügen“ sind mittlerweile ein häufiger Begleiter in der Geschäftswelt. Glaubst Du, dass ich übertreibe? „Wir haben ein besseres Angebot vorliegen“ „Wir melden uns bei Bedarf“ „Ich darf niemanden durchstellen“ „das ist mein letztes Angebot“ „bei uns verdienen alle das gleiche“ „ich habe keine Zeit, dir bei deinem Projekt zu helfen“ Sind einige, nennen wir sie mal „Klassiker“ die uns im Geschäftsleben begegnen – und wir werden auch weiterhin mit Lügen konfrontiert werden. Was also tun? In erster Linie: an sich selbst arbeiten! Wie schon in einer der letzten Episoden, wo es um Klarheit ging, ist mein Tipp an dieser Stelle: Höre auf zu lügen! Das Zitat in der Einleitung „Nicht alles, was wahr ist, muss gesagt werden, doch alles, was du sagt, muss wahr sein“ ist für mich ein sehr prägender Satz. Für einen Einkäufer wäre es z.B. fatal, wenn er eine Aussage à là „Ihr Angebot ist sowohl qualitativ als auch preislich deutlich besser, als das der Konkurrenz – trotzdem möchte ich versuchen es noch günstiger zu bekommen“ oder „wir haben keine Alternativen, dennoch möchte ich mit ihnen über den Preis verhandeln“ tätigt. Ebenso verhält es sich für Verkäufer „Es ist egal, ob Sie heute oder nächste Woche kaufen, Sie können auch dann noch 25% Rabatt erhalten“ oder „ich werde in 5er Schritten mit dem Preis runter gehen, bis wir bei 75 angekommen sind, erst dann muss ich tatsächlich abbrechen“. Auch wenn die Vorstellung dieser Vorgehensweise durchaus für Schmunzeln sorgen könnte, ist davon natürlich abzuraten. Allerdings ist das schon mal ein gutes Beispiel für „nicht alles, was wahr ist, muss gesagt werden.“ Bei dem zweiten Teil des Satzes „alles, was Du sagst, muss wahr sein“ wird es dann etwas… spezieller: „Im Moment kann ich Ihnen kein besseres Angebot machen“ „Der Wettbewerb hat mir ein günstigeres Angebot vorgelegt“ Naa – was meinst Du? Lüge oder Wahrheit? In meinen Augen sind diese Aussagen wahr und ich erkläre dir auch wieso: „im Moment kann ich Ihnen kein besseres Angebot machen“ – das stimmt, für den Moment. Im nächsten Moment kann ich das Angebot anpassen – was faktisch richtig ist – also keine Lüge! „Der Wettbewerb hat mir ein günstigeres Angebot vorgelegt“ – sofern Du mal ein Angebot von einem Wettbewerber erhalten hast, und das günstiger war, dann ist auch das richtig. In der Aussage steht allerdings nicht, dass sich dieses Angebot auf die gleiche Leistung, das gleiche Produkt oder gar ein aktuelles Vergleichsangebot bezieht. Das ist alles Interpretationssache, die sich in deinem Kopf abspielt. Wahrheiten sind oftmals subjektiv und bieten interpretationsspielraum. Wenn du daran zweifelst, dann höre dir die Episode 20 – Recht ist nicht verhandelbar an. Das darin angesprochene Experiment eignet sich auch, um über „wahr“ und „unwahr“ zu verhandeln. Hier wird also nochmal deutlich, wie wichtig a) die Wortwahl und b) das richtige Zuhören ist. Soviel zu deinem eigenen Verhalten. Und wie gehe ich mit Lügnern um? Nun, zum einen, und da wiederhole ich mich, solltest Du dir Notizen machen! Immer! Solche Aussagen kannst Du sogar mit Uhrzeit notieren, damit Du diese später zitieren kannst (Zitate sind besonders effektiv, wenn du Druck aufbauen möchtest). Weise auf das „große gemeinsame Ziel hin“ und bitte um Rat. „Herr XY, unser Ziel besteht ja darin, unsere, bisher sehr profitable Zusammenarbeit, in den kommenden 2 Jahren noch erfolgreicher zu gestalten. Mich interessiert an dieser Stelle Ihre eigene, persönliche Sichtweise – wie würden Sie an meiner Stelle vorgehen, wenn Sie mit einem sehr guten Geschäftspartner, mit dem Sie schon lange zusammenarbeiten und aus Ihrer Sicht sogar noch erfolgreicher zusammenarbeiten werden, an einer Stelle nicht weiterkommen, da die eine Seite B will, Sie jedoch nur A) anbieten können?“ Oder – und das ist die konfrontativere Vorgehensweise – Du „nagelst“ ihn „charmant“ fest in dem Du 1. Grenzen setzt und 2. Dir seine „Lüge“ erläutern lässt. „Nun, Herr XY – Sie sprachen ja bereits davon im Rahmen unserer Vorstellung davon, dass ihr Unternehmen für Innovation steht und Sie werben ja auch damit, dass die Mitarbeiter ihr wertvollstes Gut sind. Zudem weisen Sie auch darauf hin, dass die Weiterentwicklung eben dieser ein kapitaler Bestandteil Ihres Unternehmens ist. Wie kann ich Ihre Aussage in diesem Kontext verstehen?“ Wichtig ist, dass Du das ganze mit dem nötigen Respekt und entsprechend höflich rüberbringst. Auch wenn Du emotional aufgeladen sein solltest, solltest Du einen emotionalen Angriff immer vermeiden. Bleibe cool – und lasse deinen Gegenüber sein Gesicht wahren. Schließlich brauchst Du Ihn, um dein Ziel zu erreichen. Also, für Dich und deine Verhandlungen bedeutet das nun, dass Du Immer damit rechnen musst, belogen zu werden. Du selbst immer die Wahrheit sagen solltest – also achte auf deine Wortwahl Du nicht alles, was wahr ist, sagen solltest Notizen ein fester Bestandteil der Verhandlung sein sollten Du genau zuhören musst und Interpretationsspielraum durch Hinterfragen eingrenzt bzw. ausschließt. Du eine Lüge durch „um Rat fragen“ oder durch „direkte Aufklärung“ erläutern lassen kannst. Und du deinem Gegenüber die Chance bieten solltest, sein Gesicht trotz offensichtlicher Lüge zu wahren. Den Umgang mit der Wahrheit solltest Du entsprechend beherrschen- allerdings solltest Du dir auch klar darüber sein, dass dein Ziel für deine Verhandlungen nicht darin bestehen sollte, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Wahrheiten spielen sich im Kopf ab – und die Wahrnehmung einer Wahrheit ist subjektiv und hat nichts mit Verhandlungserfolg zu tun. Wenn Du das in deiner Verhandlung berücksichtigst, dann wirst Du in Zukunft garantiert besser verhandeln. Mein Name ist Andreas Schrader, und wenn Du Fragen zum Thema Verhandlungen hast, dann kannst Du direkt über mit mir in Kontakt treten. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei deinen Verhandlungen. Besten Gruß & bis zum nächsten mal Und wenn Du mir einen Gefallen tun möchtest, dann empfehle diesen Podcast weiter und bewerte ihn mit 5 Sternen bei itunes. Besten Gruß & bis zum nächsten Mal Das hörst Du wann: 00:45 Einleitung 01:14 Lügen in der Geschäftswelt 02:11 Was zu tun ist, um Lügen zu reduzieren 02:18 Was kann ich tun, um Lügen zu vermeiden 04:57 Wie gehe ich vor, wenn ich belogen werde 06:45 Zusammenfassung Shownotes
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Folge vom 16.04.2019Episode 23 - der AbbruchEs gibt Momente in einer Verhandlung, in denen ist der Abbruch die einzige Option. Genauer gesagt, ist er sogar ein taktisches Mittel, das in meinen Augen sehr effektiv ist. Vielleicht warst Du ja schon selbst mal in der Situation, dass dein Gegenüber die Verhandlung abgebrochen hat. Wenn danach weiterverhandelt wurde, kann es sehr gut sein, dass Du einen professionellen Verhandlungsführer auf der Gegenseite gehabt hast. Abbruch = gescheitert? Ganz klar: NEIN! Meine Erfahrungswerte zeigen, dass es genau 3 Gründe für den Abbruch einer Verhandlung gibt. 1 = Man droht sein Minimalziel nicht zu erreichen, was zudem bedeuten könnte, dass eine s.g. „Nicht-Einigung“ vorteilhafter für den Ausgang der Verhandlung ist. Nr. 2= Die „Nicht-Einigung“ ist das Ziel Nr. 3 = Man plant im Vorfeld den Abbruch ein, um den Gegenüber entsprechend unter Druck zu setzen. Im ersten Fall, also wenn man das Minimalziel bedroht sieht, musst Du aus der Verhandlung aussteigen. Die Konsequenzen könnten sonst fatal sein! Im 2. Fall, hattest Du von vornherein nicht das Ziel, dich zu einigen. Wenn Du eine solche Situation nicht kennst, oder dir auch nicht vorstellen kannst, wie oder wann so ein Ziel verfolgt werden könnte, dann wird dich mein Erfahrungswert an dieser Stelle schockieren! Sowohl in meiner Zeit als Berater, als auch in der Zeit als Headhunter hatten wir es mit Anfragen bzw. potentiellen Kunden zu tun, die für uns damals nicht sonderlich lukrativ waren. Das kann zum einen mit dem Aufwand für den Auftrag zusammenhängen, oder zum anderen auch Prestigegründe haben. Fakt ist, man wollte dem Gegenüber aus diversen Gründen, von denen einige durchaus fragwürdiger Natur sind, nicht direkt die Zusammenarbeit verweigern. Also legte man ein Angebot vor, welches so exorbitant hoch war, dass der Gegenüber entweder von alleine abspringt, oder einer Summe zustimmt, die selbst Widrigkeiten, wie z.B. eine extrem lange und komplizierte Anreise, da die Firmenzentrale im Niemandsland liegt, oder die zu besetzende Stelle nahezu Unbesetzbar erscheint, sagen wir mal „erträglich macht“. Sollte das übertriebene Angebot also nicht die abschreckende Wirkung erzielen und der Auftrag dennoch nicht lukrativ sein, dann lädt man zur Verhandlung. In dieser Verhandlung werden dann ausschließlich exorbitant hohe Forderungen gestellt, und gleichzeitig wird sich 0 auf den Gegenüber hinzubewegt. Bis man dann zu dem Punkt kommt, an dem man abbricht. Ich bin ein absoluter Gegner dieser Vorgehensweise, denn es ist a) Zeitverschwendung und b) unehrlich. Ich verfolge Klarheit in meinen Ansätzen und dazu gehört für mich auch, dass man einem Kunden oder einem potenziellen Kunden auch durchaus sagen kann, wenn eine Zusammenarbeit nicht lukrativ ist, oder man z.B. mit dem Image des Gegenübers nicht zurecht kommt. Diese Vorgehensweise ist nicht immer einfach – das erklärt sich von selbst. Dennoch ist sie empfehlenswert, auch in einem Konzern, in dem „politische Spielchen“ vielleicht häufiger vorkommen mögen… Der 3. Fall ist der interessanteste für mich. Und zwar aus einem einfachen Grund! Er ist wahnsinnig effektiv, wenn er an der richtigen Stelle richtig eingesetzt wird. Einige meiner Kunden haben mittlerweile eine ähnliche Konfliktgeilheit entwickelt, wie ich sie manchmal an den Tag lege. Das ist nicht negativ gemeint, also ich meine damit nicht, dass ich mit allen und jeden in einen Konflikt gehe – nein! Das bedeutet einfach, dass ich es nicht als unangenehm empfinde, wenn ein Konflikt vorliegt – und das gerade diese Momente „das Salz in der Suppe“ sind – denn in einer Verhandlung ist dieser Moment oft der „Game changer“. Nehmen wir mal an, dass wir uns gerade mitten in einer Verhandlung befinden. Es geht darum, einen Vertrag über eine langfristige Zusammenarbeit zu schließen, der gleichzeitig bedeuten würde, dass beide Parteien auch finanziell sehr stark davon profitieren werden. Nun geht es darum diesen „Profit“ aufzuteilen. Wir sind also jetzt an einem Punkt, an dem schon einige Forderungen platziert wurden, manchen wurde zugestimmt, andere wurden abgelehnt. Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, den wir vorab definiert haben. In der Lehre spricht man vom Deadlock, der Sackgasse. Es geht nicht weiter. Optimal ist es, wenn Du bis dahin so viele Informationen der Gegenseite gesammelt hast, wie möglich, und dass die Gegenseite eben auch schon einige Forderungen eingebracht hat. Jetzt lenkst Du das Gespräch mit Hilfe der Forderungen in die Sackgasse – hierzu nutzt du Taktiken wie „Loben“ und das Ansprechen von Gemeinsamkeiten. „Ich bin wirklich beeindruckt von Ihrer strukturierten Vorgehensweise, darin erkenne ich sehr viel von mir wieder.“ Dann folgt das Aufzeigen der Sackgasse „Allerdings befinden wir uns hier an einem Punkt, an dem wir offensichtlich sehr weit voneinander entfernt sind.“ Kurze Pause, um das Stresslevel des Gegenübers anzuheben – dann, sofern keine Reaktion kam, weiter mit „und deshalb ist in meinen Augen zum aktuellen Zeitpunkt eine Einigung unter diesen Umständen nicht umsetzbar.“ Dann schweigen. GGfs langsam zusammenpacken und die „Abreise“ vorbereiten. In dieser Phase ist es extrem wichtig, ruhig zu bleiben. Du musst dem Druck standhalten, den du spürst. Gleichzeitig solltest Du weiteren Druck aufbauen – und zwar in dem Du dein „Zusammenpacken“ entschleunigst. Stecke dein Stift langsam in dein Etui ein, falte deine Notizen sorgfältig zusammen. Erhebe dich langsam vom Stuhl. Durch all diese Dinge baust Du weiteren Druck auf, denn Du schweigst dabei! Es gibt hier nur 2 Möglichkeiten – dein Gegenüber hält den Druck nicht aus und lenkt ein – dann ist der Abbruch vom Tisch. Oder, er bleibt hart, und die Verhandlungen werden zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen. Wichtig für den Abbruch ist, dass Du Möglichkeiten für den Wiedereinstieg schaffst. In meinem Sprachgebrauch spreche ich von Räumen, die man dem Gegenüber auf dem Feld lässt. Diese Räume öffnest Du, indem Du „deine eigene Sichtweise – im Beispiel „in meinem Augen“, den Zeitpunkt „zum aktuellen Zeitpunkt“ sowie die Situation „unter diesen Umständen“ in den Abbruch mit einbeziehst. So hast Du jederzeit die Möglichkeit die Verhandlung wieder aufzunehmen, denn deine Sichtweise, der Zeitpunkt und auch die Umstände können sich ja geändert haben. Für deine kommenden Verhandlungen hast du nun folgendes gelernt: Der Abbruch bedeutet nicht, dass Du in der Verhandlung gescheitert bist Ein Abbruch kann ein taktisches Mittel sein – von deiner Seite aus sollte es ein taktisches Mittel sein! Es gibt 3 Gründe für einen Abbruch: Man droht sein Minimalziel nicht zu erreichen Die Nicht-Einigung ist das Ziel Druckaufbau Ein Abbruch sollte immer 3 Räume für deinen Gegenüber öffnen, damit die Verhandlung zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden kann. Diese Räume bestehen aus: Der eigenen Sichtweise Der aktuellen Situation Dem Zeitpunkt Wenn Du das in deiner Verhandlung berücksichtigst, dann wirst Du in Zukunft garantiert besser verhandeln. Mein Name ist Andreas Schrader, und wenn Du Fragen zum Thema Verhandlungen hast, dann kannst Du direkt über mit mir in Kontakt treten. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei deinen Verhandlungen. Besten Gruß & bis zum nächsten mal Das hörst Du wann: 00:45 Einleitung 01:18 Der Abbruch in einer Verhandlung 01:45 3 Gründe für den Abbruch einer Verhandlung 04:52 Beispiel 07:16 Wie ein professioneller Abbruch aussieht 07:52 Zusammenfassung Shownotes
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Folge vom 09.04.2019Episode 22 - Aber aber aber...„Ich bin sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit, aber die folgenden Punkte sollten wir uns nochmal anschauen“ „Ihr Angebot klingt fair, aber der Preis ist mir zu hoch.“ Was geht Dir durch den Kopf, wenn Du solche Sätze hörst? Wieso ich das A-Wort fast komplett aus meinem Wortschatz gestrichen habe und wie dir das in einer Verhandlung und sogar in deiner gesamten Kommunikation weiterhilft erfährst Du in dieser Episode vom PRM-Podcast „besser verhandeln“. But, mais, pero, maar äver – das war Englisch, französisch, spanisch, niederländisch und kölsch – Das Wort Aber gibt es in vielen, wahrscheinlich in allen Sprachen dieser Erde – es kennzeichnet Gegensätze. Ich habe festgestellt, das es in der deutschen Sprache jedoch häufiger „mißbraucht“ also falsch verwendet wird. Dieser Erkenntnis hat der Rhetorik-Experte René Borbonus in seinem Buch „Klarheit“ ebenfalls aufgefasst. Er spricht vom „A-Wort“ welches häufig für Unklarheiten sorgt. Diese haben in einem Buch, das den Namen „Klarheit“ trägt natürlich nichts verloren – also verzichtet er auch komplett auf das Wort „Aber“. Dies war auch für mich ein ausschlaggebender Punkt – dieses, nennen wir es mal – Experiment – versuche ich ebenfalls. Und es gelingt mir immer besser. Es findet sich auch häufig in Respektsbekundungen wie in der Einleitung genannt, oder eben auch in der Einwandbehandlung wieder. „Ihr Produkt überzeugt mich in allen Punkten, aber ich glaube nicht, dass es das Richtige für mich ist“ - Klingt doch eher nach Widerspruch, oder? „Ja aber, es wird Ihnen doch schnell dabei helfen deutlich bessere Ergebnisse zu erzielen“ – Wenn so deine Antwort lautet, dann solltest Du dir diese Episode besonders zu Herzen nehmen. Mit dem Wort „Aber“ nimmst Du selbst dann eine konfrontative Haltung ein, wenn du es nicht mal so meinst. Außerdem ist es in meinen Augen ein Indiz für Negativität in der Kommunikation und da diese, trotz aller Härte positiv sein sollte, hat es für mich nichts in der Verhandlung zu suchen. Du kannst ganz einfach auf aber verzichten! Setze stattdessen einfach ein „und“, „trotzdem“ oder einfach eine Pause bzw. ein Satzende ein. Dann bekommt deine Kommunikation direkt einen anderen, vor allem positiveren Eindruck. René Borbonus rät dazu, anstelle von „aber“ bzw. „ja aber“ „gerade weil“ oder „gerade deshalb“ zu nutzen – auch das ist eine sehr gute Möglichkeit. „Ihr Angebot klingt gut, allerdings ist mir der Preis zu hoch“ „ich bin sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit, trotzdem sollten wir uns die folgenden Punkte nochmal anschauen“ „Ihr Angebot klingt gut. Der Preis ist mir zu hoch.“ „Ich bin sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit, gerade deshalb sollten wir uns die folgenden Punkte nochmal anschauen.“ Mit den „Aber-Alternativen“ kannst Du auch hervorragend auf „Aber“ oder „Ja aber“ und auch auf sonstige Einwände reagieren. „Personalentwicklung ist wichtig, aber ein Workshop ist teuer“ „Gerade weil Personalentwicklung wichtig ist, ist dieser Workshop auch fair kalkuliert. “ Spaßig, also je nachdem wie die Situation ist, kannst Du auch „Abba ist eine Band aus Schweden“ entgegnen und warten, wie dein Gegenüber reagiert. Hierbei solltest Du jedoch sehr vorsichtig sein, denn das kann auch schnell nach hinten losgehen! Du siehst also, worauf das Ganze hinausläuft. Für deine Kommunikation, nicht nur für deine Verhandlungen empfehle ich dir folgendes: Verzichte so oft wie möglich auf „Aber“ Nutze stattdessen „und“ „trotzdem“ „dennoch“, eine Pause und einen neuen Satz oder „gerade weil“ / „gerade deshalb“ Schaffe immer eine POSITVE Kommunikation – auch wenn es „hart“ wird. Nutze „lapidare“ Antworten in ausgewählten Situationen – achte jedoch drauf, dass diese Antwort insgesamt in die Situation passt. Wenn Du mindestens einen dieser Tipps mit in deine Kommunikation einbaust, dann wirst Du in Zukunft „besser verhandeln“ Und wenn Du mir einen Gefallen tun möchtest, dann empfehle diesen Podcast weiter und bewerte ihn mit 5 Sternen bei itunes. Besten Gruß & bis zum nächsten Mal Das hörst Du wann: 00:45 Einleitung 01:18 Ursprung „Aber“ 02:02 Wo wir auf „Aber“ treffen 02:56 Wie Du auf „Aber“ verzichten kannst 04:30 Zusammenfassung Shownotes