„Ich glaube an die Existenz von magischen Kräften“, sagte Otfried Preußler einmal in einem Interview. „Jeder, der einen Menschen liebt, entwickelt magische Kräfte, das ist die weiße Magie. Und die schwarze Magie ist der Hass.“ Generationen von Kindern sind mit Preußlers Geschichten von Räuber Hotzenplotz, der kleinen Hexe und dem Zauberlehrling Krabat aufgewachsen. Ihr Autor kam vor hundert Jahren, am 20. Oktober 1923, in Nordböhmen zur Welt. Die Sagen und Märchen seiner Heimat, aber auch seine Jugend im Nationalsozialismus, die Erfahrungen im 2. Weltkrieg und in russischer Kriegsgefangenschaft hat Preußler auf eigene Weise in Literatur umgestaltet. „Krabat“, sein „Lebensbuch“, an dem er viele Jahre gearbeitet hat, lässt sich als literarische Auseinandersetzung mit den Jugendjahren begreifen. Von den Irrtümern und Schrecken dieser Zeit ist in den anderen Kinderbüchern nichts zu spüren. Sie verzaubern nicht zuletzt durch einen Geist der Versöhnung. Das SWR2 lesenswert Feature verwebt die Stimme Preußlers mit Einordnungen von Biografen und seiner Tochter, die den Nachlass verwaltet. Es lauscht einer Hotzenplotz-Oper und Kindern der Otfried-Preußler-Schule in Stephanskirchen, die eine Theateraufführung proben. Eine vielstimmige Erinnerung zum 100. Geburtstag des Autors.

Kultur & Gesellschaft
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Folge vom 08.10.2023Hotzenplotz, Krabat und der Zauber der Versöhnung – Erinnerungen an Otfried Preußler
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Folge vom 05.10.2023Emma Cline – Die Einladung | BuchkritikFür schöne junge Frauen findet sich bei den Superreichen auf Long Island immer eine Beschäftigung. Aber wehe, sie verscherzen es sich mit ihrem Sugar Daddy. Dann erfolgt die Vertreibung aus dem Paradies. Wie es danach weitergeht, beschreibt Emma Cline in ihrem topaktuellen Roman „Die Einladung". Rezension von Eberhard Falcke. Aus dem Englischen von Monika Baark Hanser Verlag, 320 Seiten, 26 Euro ISBN 978-3-446-27757-1
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Folge vom 04.10.2023Stefan aus dem Siepen – Wie man schlecht schreibt. Die Kunst des stilistischen MissgriffsAlles will gelernt sein – auch das schlechte Schreiben. Stefan aus dem Siepen gibt eine liebevolle Anleitung dazu in seinem Essay über die „Kunst des stilistischen Missgriffs“. Gut gelaunt schult er unseren Blick auf das Essentielle der Literatur: Sprache und Stil. Rezension von Wolfgang Schneider. Zu Klampen Verlag, 280 Seiten, 24 Euro ISBN 978-3-98737-001-4
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Folge vom 02.10.2023Susan Choi – VertrauensübungWer erzählt eine Geschichte? Wem können wir glauben? In Susan Chois Roman „Vertrauensübung“ stellen sich auf raffinierte Weise die Erinnerungen gegenseitig in Frage: eine Geschichte über Machtmissbrauch und unangemessene Intimität an einer amerikanischen Eliteschule für darstellende Künste. Rezension von Oliver Pfohlmann. Aus dem Englischen von Tanja Handels und Katharina Martl Kjona Verlag, 352 Seiten, 25 Euro ISBN 978-3-910372-11-5